Mittwoch, 30. Oktober 2013

Review: Help Me I Am Dead - Die Geschichte der Anderen

Help Me I Am Dead - Die Geschichte der Anderen



Andreas Bethmann, ein Regisseur und Labelchef der aus der deutschen Filmszene nicht mehr weg zu denken ist. 2013 stellt für ihn sein 25 jähriges Filmjubiläum dar und was kann man sich selber besseres schenken als einen neuen Film. Help me I am Dead, ist eben jener Film geworden. Aber was genau versteckt sich hinter dem recht interessanten Titel? Werden die Fans sich genauso über seinen nunmehr 30. Film freuen?


Die Geschichte ist recht schnell erklärt. Jennifer ist Psychologie Studentin und sitzt nach einem Unfall im Rollstuhl. Während den Arbeiten für ihr Psychologieprojekt, entdeckt sie ein altes Haus, von welchem sie magisch angezogen wird. Die Geschichte des Hauses und ihre Erlebnisse, werden ihr und dem Zuschauer das Blut in den Adern gefrieren lassen. Mehr sei an dieser Stelle allerdings nicht verraten, denn der Film lebt von seiner Geschichte, die sich behäbig entfaltet und einen immer tiefer in ihren Bann zieht.


Der Film schafft es von der ersten Sekunde an, eine sehr melancholische, kalte Atmosphäre zu verbreiten. Dies gelingt ihm durch die äußerst stilistische Farbgebung. Alles ist in ein kaltes, fast unwirkliches blau getaucht. Man fühlt sich allein, verängstigt und hofft, dass irgendetwas diese Stimmung durchbrechen kann, nur um immer wieder aufs Neue feststellen zu müssen, dass es kein Entrinnen gibt. Besonders die Szenen im Haus, erzeugen jedes Mal eine Atmosphäre, wie in einem alten Gruselfilm. Alles ist still und nur mit Hilfe von einigen Geräuschen schafft es Bethmann den Zuschauer mit einer unwirklichen Angst zu konfrontieren. Die Nerven sind angespannt, der Blick geht nervös von links nach rechts, genau wie bei Jennifer, die von ihrer Angst gefangen ist. Auch der Zuschauer verliert eben jenes Gefühl den ganzen Film über nicht. Die Musik von Morgan Latte, welch interessanter Wortwitz, ist äußerst gelungen umgesetzt worden und hilft der ohnehin grandiosen Stimmung noch mehr. Ein sehr gutes Beispiel dafür findet sich bereits recht früh im Film, als Jennifer beschließt eine Nacht in dem Haus zu verbringen. Außer dem melodischen Score wird man hier als Zuschauer nur mit den toll eingefangenen Bildern verzaubert. Die Nerven spannen sich an, erwarten mit Furcht was als nächstes passiert, doch es passiert nichts. Das sind die Momente, in denen der Film einen auf die ganz falsche Fährte führt. Dadurch glaubt man, man sei wieder sicher, nur um dann in seiner Sicherheit überrumpelt und mit dem nächsten Schockmoment konfrontiert zu werden.


Diese bereits angesprochene ruhige Erzählweise, steht dem Film sehr gut und man ist immer wieder gespannt, welche Wendung Bethmann als nächstes parat hält. Gegen Ende erklärt sich der Titel des Films dem Zuschauer selbst und genau solche Momente zeichnen dieses Werk aus. Man erlebt förmlich einen Aha-Moment, in dem sich einem das große Ganze offenbart und man spürt so etwas wie eine Genugtuung. Genau so wie es auch Jennifer ergeht. Diese Verbindung zwischen Jennifer und dem Zuschauer ist es auch, die dazu führt, dass man, in der von Margarethe von Stein gespielten Figur, einen Bezugspunkt sieht. Alle anderen Charaktere können ihr dabei nicht annähernd das Wasser reichen und bleiben im Vergleich zu ihr recht blass. Das dies allerdings nicht weiter schlimm ist fällt einem im Verlauf immer mehr auf. Die Mimik von von Stein ist wahrlich atemberaubend. Sie wirkt so zerbrechlich auf Grund ihrer Behinderung und ihres makellosen Gesichtes, das man mit ihr leidet und sie in sein Herz schließen will. Dennoch agiert auch der restliche Cast auf hohem Niveau.
Die Effekte stammen diesmal von einem weiteren Altmeister der deutschen Filmszene, Olaf Ittenbach und diese sind wirklich sehr gut geworden. Auch wenn der Name vielleicht etwas anderes vermittelt, aber man sollte trotz der Arbeit von Herrn Ittenbach hier keinesfalls ein Splatterfeuerwerk erwarten. Auch wenn der geneigte Gorehound hier in einigen Szenen sicherlich Freudentränen vergiesen wird, so sind die Effekte stets nur als Hilfsmittel für die unheilvolle und fast tragische Story anzusehen. Der Film lebt viel eher von dieser nicht greifbaren Präsenz die sich schon während des sehr düsteren Vorspannes breit macht. Und auch danach immer wieder für ein mulmiges Gefühl im Magen sorgt. Man erlebt hier einen Bethmann wie man ihn selten zuvor gesehen hat. Sein Jubiläumswerk schlägt einen Weg ein, der seinen Zuschauer in die Abgründe der Menschheit führt und ihm das Grauen im Dunkeln präsentiert.


Fazit: Help me I am Dead zeigt Bethmann in Höchstform. Langsam erzählt, mit einer stets zum Bersten gespannten Stimmung, die auf Grund der überragenden Performance von Margarethe von Stein zu einer Gruseltour der Extraklasse wird. Gespickt mit sehr gut gemachten Effekten bekommt man hier einen Film präsentiert, der sich als Jubiläumswerk wirklich sehen lassen kann. Für Horrorfans und Bethmann Jünger eine ganz klare Empfehlung.


Zur VÖ: Der Film ist nicht, wie man vielleicht vermuten würde, vom Label X-Rated, sondern vom neuen Label LFG veröffentlicht worden. Dies in einem sehr schön gestalteten 2 Disc Mediabook, welches sowohl den Film auf einer Bluray, sowie eine Bonusdisc beinhaltet. Die Bluray hat ein gestochen scharfes HD Bild und den deutschen Ton inkl. Englischer Untertitel an Bord. Als Bonus bekommt man auf der Bonusdisc Trailer, Entfernte Szenen aus der Rohfassung, Interviews mit Darstellern, einen alternativen Vorspann, sowie ein 65 minütiges Making-Of präsentiert. Darüber hinaus kann der geneigte Fan sich über ein sehr informatives Booklet, welches von Andreas Bethmann selber verfasst wurde und die Entstehung des Films sehr interessant dokumentiert, freuen. Eine wirklich gelungene Fassung, für den neusten Streich von Andreas Bethmann.



2 Kommentare:

  1. Boah, was für ein mieser Film. Die Hauptdarstellerin ist sowas von abartig hässlich, dazu noch mieseste, billige FX, eine dumme, schwachsinnige Handlung und fertig ist der neueste Schundfilm von Herrn Bethmann. Kann man genau wie seine restlichen Werke getrost in die Tonne kloppen.

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    1. Typischer Kommentar... Der Film ist halt kein US-Popcorn-Kino oder Splatter extrem... aber so mies fand ich ihn nicht. Gute Darsteller, Ton gut, Locations stimmig... Mir war er nur einfach zu langatmig, aber für einen deutschen Film absolut ok.

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