Samstag, 5. Oktober 2013

Review: The Last Tape

The Last Tape


Die deutsche Amateurszene hat schon so manches Highlight hervorgebracht. Nachdem Leute wie Andreas Schnaas und Olaf Ittenbach weltweit zu großem Ruhm erlangt sind, schrumpfte die Szene immer mehr. Doch nun gibt es neuen Aufwind, mit Filmen wie Ghouls Night Out, Knochenwald oder Necronos, bekommt die deutsche Amateurszene wieder neuen Aufwind. Auch The Last Tape versucht sich in dieser Szene einen Namen zu machen, aber gelingt ihr das und kann sie das bieten, wonach sich die Fans des Genres so lange gesehnt haben?


William will seinem Leben ein Ende bereiten, er hat seinem Leben endlich einen Sinn gegeben. Anhand von Rückblenden nimmt er den Zuschauer mit auf eine Reise. Er zeigt ihm die Geschichte von Leonard und Marie, einem Pärchin, das ohne Erinnerungen an den letzten Abend in ihrem Auto aufwachen. Was ist geschehen, warum können sich die beiden an nichts mehr erinnern, was macht die Frau in ihrem Kofferraum und was hat William mit den beiden zu tun? Der Alptraum beginnt und bald läuft das letzte Band.


Die Geschichte von The Last Tape ist für einen Amateurfilm absolut grandios geworden. Wenn man sich dann noch vor Augen hält, dass es das erste Werk der Macher Tim Rabenstein, Isabelle Fitzgerald und Johannes Kluger ist, dann ist dies umso beeindruckender. Gleich zu Beginn macht der Film einen Klar auf was man sich eingelassen hat. Ein Psychodelisches Horrordrama mit Einflüssen des Roadmovie Genres. Wenn man bedenkt, dass so gut wie kein deutscher Amateurfilm mehr sein will als pure Splatterunterhaltung tönt dieses Versprechen natürlich umso interessanter. Was aber noch erfreulicher ist, dass der Film es schafft diese Erwartungen zu erfüllen und so gut wie an keinem Punkt zu scheitern. Die Story wirkt zunächst recht unzusammenhängend, da man sich fragt was denn nun die einzelnen Charaktere mit einander verbindet, bzw. ob es zwischen diesen überhaupt eine Verbindung gibt. Der Film schafft es zunächst, dem Zuschauer den Boden unter den Füssen weg zu reißen, nur um ihm dann einen Weg aus der Dunkelheit der Story zu zeigen. Dies hat bisher noch kein Amateurfilm so geschafft und man muss den dreien wirklich ein großes Lob aussprechen, dass sie sich die Mühe gemacht haben, mehr zu sein als nur 90 Minuten Gore. 

Die Akteure machen ihren Job außerordentlich gut, zwar merkt man Ihnen an, dass sie Fans des Films sind und keine gelernten Schauspieler, aber genau das es ja, was man als Amateurfan sehen will. Filme von Fans für Fans. Und genau das machen die Darsteller hier auch. Sie wollen sich und den Fans zeigen, dass jeder die Möglichkeit hat einen eigenen Film auf die Beine zu stellen. Was ganz besonders erfreulich ist, ist das sogar eine Szenengröße aus der Forenwelt eine kleine Rolle übernehmen durfte. Hierbei dreht es sich um Marcel Rausch, welcher im Internet besser bekannt ist als Mr. Splatter. Ein wahrer Filmfan der schon seit vielen Jahren begnadeter Sammler und Filmfan ist, zeigt hier mit sehr viel Herzblut, dass auch in ihm ein Schauspieler steckt. Dies macht er mit einer solchen Überzeugung, dass der Zuschauer sofort seine dunkle und bedrohliche Aura spüren kann. Schön ist, dass man sich hier wirklich die Mühe macht, jedem Charakter eine eigene Geschichte und einen Sinn zu geben und nicht im Minutentakt mit Leichen und Opfern um sich wirft, dadurch schafft der Film es, eine Bindung zwischen Charakteren und Zuschauer zu erzeugen, die so wie schon so oft in diesem Film im Amateurgenre selten bis nie erreicht wurde.


Die Kamera ist leider eine der größten Schwächen des Films. Besonders die Szenen bei Nacht sorgen für ein wenig Unmut beim Zuschauer, denn dort erkennt man leider kaum etwas und zudem gibt es bei jeder Bewegung unschöne Nachzieheffekte. Hier hätte man auf Szenen bei Nacht verzichten sollen, um eine konstantere Qualität zu erzeugen. Knallharte Amateurfans dürften sich mit diesem kleinen Manko allerdings abfinden können, immerhin war das bei unzähligen anderen Untergrundwerken auch nicht viel besser. Wie oben schon beschrieben sagt The Last Tape von sich selber, dass es ein psychodelisches Horrordrama ist und genau das schafft der Film, indem er dem Zuschauer immer wieder entstellte Bilder um die Ohren wirft. Seien es einige Drogenszenen die in Schwarz und Grün eingefärbt sind und bei welchen man absolut nichts erkennen kann, oder aber Bildern von verschiedenen Landschaften die in allerlei skurrilen Farben eingefärbt worden sind. Man fühlt sich unweigerlich an die Filme von Rob Zombie erinnert und gewinnt mit fortschreitender Spieldauer auch immer mehr den Eindruck, man würde sich selbst auf einem unheilvollen Trip befinden. Hier zeigen sich die Vorlieben der Regisseure und wenn man selbst auch Fan von abseitiger Kunst ist, denn genau das ist The Last Tape an manchen Stellen, dann wird man sich hier wie zu Hause fühlen.

Die Atmosphäre ist ein weiterer Pluspunkt von The Last Tape, denn diese ist durchgehend auf einem sehr hohen Niveau, wenn man ihn mit anderen Amateurfilmen vergleicht. Auch wenn es immer wieder lange Fahrszenen gibt, welche wie eine kleine Hommage an Violent Shit, dem Erstlingswerk von Andreas Schnaas, wirken. Diese ziehen sich gerade zum Ende hin ein wenig, aber Fans von eben jenem Werk werden sich sofort an die alten Zeiten der VHS und des deutschen Filmuntergrundes erinnert fühlen. Die Musik ist ein wahrer Hammer geworden. Alle Tracks sind lizenziert worden und manche von denen wurden sogar extra für The Last Tape erstellt. Die Tracks an sich, sind sehr abwechslungsreich geworden. Von rockigen Songs, über melancholisch wirkende Lieder bis hin zu hartem Metal ist hier alles vertreten, was man sich als Fan des Genres wünschen kann. Besonders der melancholische Track, welcher gleich zwei Mal im Film Verwendung findet, schafft es sofort dem Zuschauer die Kraft zu entziehen und er wurde immer an den richtigen Stellen eingesetzt. Hier schraubt sich die Atmosphäre in ungeahnte Höhen und man klebt sofort vor dem Fernseher um zu sehen was als nächstes geschieht. 


Die Effekte spielen in The Last Tape eine eher untergeordnete Rolle. Viel mehr versucht der Film durch audiovisuelle Angriffe auf den Zuschauer zu punkten. Wenn es dann aber mal blutig wird, dann sieht dies durch die Bank sehr gut aus. Hier ist alles noch echte Handarbeit und genau so wünschen sich die Fans das auch. Da ist es wenig verwunderlich, dass die Macher am Ende des Films auch den Jungs von Infernal Films und Matador Films ihren Dank aussprechen. Der Film ist und will auch gar kein Splatterstreifen sein, denn er schafft es so viel mehr zu sein und so dem Zuschauer ganz neue Unterhaltungswerte zu liefern, die man so eben noch nicht in einem Amateurstreifen zu Gesicht bekommen hat.

Fazit: The Last Tape ist ein Lichtblick in dem ansonsten so eintönigen, wenn auch sehr unterhaltsamen, Amateurgenre. Er schafft es, die Grenzen zu sprengen und sich frei von den üblichen Verhaltensweisen zu machen. So gelingt es dem Film den Zuschauer viel mehr zu fesseln und zeigt, dass man auch mit wenig Geld und nur mit einer ungebrochenen Kreativität, einen Film auf die Beine zu stellen, der einfach überzeugt. Anders, ideenreich und einfach einzigartig! The Last Tape ist Pflicht für jeden Amateurfan und für alle die einen Platz für solche Filme in ihren Herzen haben!


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