Mach die Augen auf
Die Jugend von heute ist nicht mehr das, was sie mal war.
Solche Sprüche hört man immer wieder. Von der Verwahrlosung der Jugend ist die
Rede. Drogen, Alkohol und Sex spielen vermehrt eine Rolle in den Köpfen der
Jugendlichen. Doch wie erreicht man die Jugend und wie macht auf solcherlei
Missstände aufmerksam? Viele versuchen es durch Musik und besonders Rap kann,
wenn man vom Gangsterrap mal absieht, wirklich zum Umdenken anregen. Natürlich
sollte man nicht alles was dort gesungen wird auf die Goldwaage legen, aber
manche Aussagen können wirklich etwas erreichen. Nun hat sich der deutsche
Regisseur Markus Herzog daran gemacht, aus einem Lied einen ganzen Film zu
machen. Bei dem Lied dreht es sich um den Song „Mach die Augen auf“ von Berre,
einem deutschen Rapper, und genau wie das Lied heißt auch der Film. Aber kann er
die Botschaft des Werkes auch filmisch gut einfangen?
Die Geschichte dreht sich um Chris, einen Jugendlichen, der
durch unbekannte Hintergründe zu Drogen gekommen ist. Nun besteht sein Leben
nur aus einem. Drogen nehmen und irgendwo Geld herbekommen, um noch mehr Drogen
nehmen zu können. Der Film ist mit seiner 10 minütigen Laufzeiten recht kurz
ausgefallen und profitiert am meisten von der grandiosen musikalischen
Untermalung. Allein die erste Minute haut einem direkt und unvermittelt in die
Magengrube. Hier zeigt René Bidmon erneut, was er kann. Nach Necrophile Passion
(Review), hat er hier zwei neue Tracks beigesteuert und diese haben es in sich.
Atmosphärisch, schnell und absolut überzeugend, zeigt er hier die Verzweiflung
von Chris. Doch das war nur ein kurzer Blick in die Zukunft, denn durch eine
Rückwärtseinstellung, wird dem Zuschauer der Tag vor diesem Zwischenfall
gezeigt. Chris trifft seinen Kumpel Marco und verbringt mit ihm den Tag.
Nachdem Chris seine Pillen von seinen Dealern bekommen hat, dreht er auf und
ist nicht mehr zu bändigen. Auch Marco ist enttäuscht von seinem Freund und
wünscht sich eigentlich nur dass er damit aufhört. Als die beiden dann den
Rapper Berre treffen und er Chris seinen MP3-Player mitgibt, wendet sich das
Blatt für Chris und erkennt das es auch andere Wege gibt, um seinem Leben einen
Sinn zu machen.
Natürlich kann man jetzt sagen, dass der Film das typische
08/15 Geschwafel von Lehrern und anderen Pädagogen wiedergibt. Hier allerdings
stellt sich einem wirklich die Frage, was macht man, wenn man niemanden hat,
der für einen da ist. Gibt man auf, greift man zur Flasche, nimmt Drogen oder
nimmt man sein Leben in die eigene Hand. Die Schulzeit kann für manche Leute
sicherlich zur Hölle werden, wenn man dort keinen Anschluss findet oder auch zu
Hause keinen Rückhalt hat. Das fängt der Film sehr gut ein und man kann
verstehen, wieso es manchen Menschen so schlecht in dieser Zeit geht. Wer
natürlich auch in seinem eigenen Leben einen solchen Rückschlag erleiden
musste, kann diesen entweder verarbeitet haben oder eben nicht. Wer selber
immer wieder auf dem Boden lag und keinen Ausweg gefunden hat, der wird diesen
Film sicherlich als lächerlich erachten, denn er will vermitteln, dass es immer
wieder weiter geht. Wer allerdings einen solchen Tiefpunkt überwunden hat, der
wird verstehen was der Film sagen will. Die persönliche Einstellung ist daher
sehr wichtig und man muss selber wissen, ob der Film einem hilft bzw. die
Botschaft vermitteln kann oder eben nicht. Die Schauspieler sind zwar nicht auf
Hollywoodniveau, aber sie bringen die Geschichte glaubwürdig rüber. Besonders
Deniz Erdal, der Chris verkörpert, spielt hier einfach grandios und vermittelt
glaubhaft wie es jemanden geht, dessen Leben nur aus Niederschlägen und kurzen
Momenten der Freiheit, dank Drogen, besteht. Dank dem bereits erwähnten,
grandiosen Score von René Bidmon, sowie dem Rap von Berre, kann der Film in
seiner kurzweiligen Art absolut mitreizen.
Fazit: 10 Minuten, die man sich wirklich nehmen sollte.
Tolle Machart, gepaart mit einem wirklich hervorragenden Score und einer
Geschichte, die heute präsenter ist als je zuvor. Mach die Augen auf und nimm
dein Leben in die Hand! Definitiv ein Kurzfilm der mehr sein kann, als nur ein
Film.
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