Donnerstag, 17. Oktober 2013

Review: Schrei, Königin der Nacht

Schrei, Königin der Nacht


Thomas Goersch ist in der deutschen Indipendentszene kein unbeschriebenes Blatt mehr. Nachdem er bereits in einigen deutschen Amateur- und Indiwerken zu sehen war (Reise nach Agatis, Everlasting Hate), wagt er sich nun daran selber Filme zu drehen. Sein erstes eigenes Werk ist Schrei, Königin der Nacht. Doch was kann man sich hier erwarten und kann sich Goersches Erstling aus dem Einheitsbrei der deutschen Splatterfilme abheben?



Die Geschichte wirkt auf dem Papier sehr simpel. Man sieht einen Mann auf seinem Weg zur Hinrichtung. Dabei sinniert er über den Sinn des Lebens. Das war es dann auch schon, denn wirklich mehr muss man in 10 Minuten auch nicht erzählen. Die Stärke des Films liegt viel mehr in dessen Aufmachung. Die ersten 3 Minuten lauscht der Zuschauer dem Monologe des Gefangenen (Thomas Goersch), in welchem er allerlei interessante Themen aufwirft. Wieso leiden so viele Menschen, während die Politiker das Geld in die eigene Tasche stecken. Wieso soll man Leben, wenn um einen herum nur Tod und Verderben gedeiht. Was ist das für eine Welt? Popsternchen wollen berühmt werden, treffen aber keinen einzigen Ton. Dieses innere Gespräch zwischen dem Gefangenen und dem stummen Zuschauer landet unweigerlich auf dem Stück Königin der Nacht, aus der Zauberflöte. Was ist eine Königin der Nacht denn genau? Für den Häftling ist es nicht mehr als eine Hure, die man ausrotten muss. Nun wird dem Zuschauer auch klar, weshalb der Inhaftierte gefangen gehalten wird. Er hat Frauen getötet.


Nach den ersten 3 Minuten wechselt der Film nun in die Egoperspektive und man sieht, unterstützt von Tönen des Herzschlages, wie zwei Frauen gestalked und bedroht werden. Nun hören wir den Schrei der Königin der Nacht, wodurch sich der Titel des Films förmlich in den Kopf des Zuschauers einbrennt. Die Schreie sind die letzten Lebenszeichen der Frauen, die für den Gefangenen nichts mehr als Befriedigung seiner bösen Triebe sind. Durch eben jene Herztöne, welche nicht klar zugeordnet werden können, da sie entweder dem Opfer oder dem Jäger gehören können, erzeugen eine innere Unruhe bei dem Zuschauer. Er kommt sich vor wie der Voyeur der dem Treiben eines Gestörten ausgesetzt wird und sich nicht abwenden kann. Nach diesen zwei kranken Beobachtungen kommt es dann zum Höhepunkt. In seinen Gedanken erinnert sich der Häftling an seine kranken Taten und kommt so, kurz vor seinem Tod zum letzten Höhepunkt. Danach wird das Bild schwarz und der Zuschauer lauscht einem Stück aus der Zauberflöte worüber die Credits laufen. Es ist vollbracht, der Zuschauer bleibt entsetzt zurück.


Fazit: Schrei, Königin der Nacht ist auf technischer Ebene grandios geworden. Ein toller Score, gute Schauspieler, die durch ihre Mimik den Zuschauer sofort in die Handlung ziehen. Gepaart mit den wunderschönen Aufnahmen, welche zeigen, das Goersch mehr zeigen will als simple Amateurkost und beweisen, dass er nicht nur als Schauspieler eine gute Figur macht. Für Fans von deutschen Indipendentfilmen ein ganz klar Geheimtipp. Man darf gespannt sein, was das nächste Werk von Goersch (Grimms Kinder) zu bieten hat.


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