Raumschiff Alpha
Antonio Margheriti, ein Regisseur der seine Fans mit Filmen
wie Einer gegen das Imperium und Asphalt Kannibalen glücklich gemacht hat,
bescherte dem geneigten Sci-Fi Fan 1965 mit Raumschiff Alpha einen sehr
interessanten, wenn auch nicht ganz ernst gemeinten Genrebeitrag, der nicht nur
auf Grund der recht trashigen Umsetzung punkten kann. Doch was genau erwartet
einem bei diesem Werk Margheritis, welches inzwischen ungeschnitten über das Label
X-Rated erschienen ist.
Auf die Geschichte näher einzugehen fällt aus allerlei
Gründen recht schwer. Zunächst versteht der Zuschauer nämlich absolut nichts.
Er wird mit verschiedenen Infos und Sachen beworfen, sodass er sich erst einmal
selber sammeln muss und versucht mit dem Tempo der Erzählstruktur mitzuhalten.
Ist der erste Schock überwunden und hat man sich die Charaktere einigermaßen
eingeprägt, beginnt das bunte Treiben erst richtig verwirrend zu werden. So
viel sei an dieser Stelle verraten, seit geraumer Zeit verschwinden immer mehr
Menschen auf unerklärliche Weise. Nur der charismatische Mike Halstead ahnt,
dass es mit den merkwürdigen Besuchern des Planeten Alphas zusammenhängen
könnte. Doch was und wer im Endeffekt dahinter steckt erfährt man als Zuschauer
mit Durchhaltevermögen erst gut 15 Minuten vor Schluss. Die Geschichte ist
also, wie schon vorher angesprochen nicht unbedingt das Highlight dieses Films.
Hier sollte man nun kurz erwähnen, dass der Film eine sehr trashige Umsetzung bietet,
denn dies wird einem bereits nach gut 3 Sekunden klar. Alle Kulissen wirken wie
aus dem Spielzimmer eines kleinen, Raumschiffaffinen Jungen. Die Raketen, die
Autos, die Planeten alles strahlt einen sehr trashigen, ja fast kindlichen
Charme aus. Besonders Männer dürften daran ihre Freude haben, sollten diese in
ihrer Kindheit auch viel Zeit mit Miniaturmodellen verbracht haben. Doch das
ist noch nicht alles, denn das Trash-o-meter geht bei dem Anblick der Besucher
vom Planeten Alpha direkt in die zweite Runde. Woran erkennt man diese? Genau
an ihren total überschminkten Gesichtern. Dies trifft Gott sei Dank nur auf die
weiblichen Darsteller zu, bei diesen wird man dann aber das Gefühl nicht los,
dass sie mit dem Gesicht zuerst in den Schminktopf gefallen sind. Aber immerhin
fällt dadurch die Identifikation des bedrohlichen Bösen recht einfach. Die
männlichen Außerirdischen haben alle keine Haare und tragen einen schwarzen
Mantel mit schwarzer Sonnenbrille. Hach welche Klischees, ein wahrer
Trashtraum.
Die Dialoge stehen dem Ganzen in nichts nach. Ein wahres Highlight der
deutschen Synchronisation (könnte aber auch so in der Originalfassung sein)
ist, als der Pathologe einen toten männlichen Außerirdischen den anderen Anwesenden
zeigt und in diesem Zug auf das zweite Paar Arme aufmerksam zu machen. Er
berührt sie und zeigt, dass der Patient tot ist, als nun aber einer der
Beistehenden die Finger anfassen möchte, schreit der Pathologe auf und teilt
ihm mit, dass dies nicht sicher sei und man nicht wisse welche Viren sich an
diesem zweiten Paar befinden würden. Nun ist guter Rat teuer. Sofortiger Tod
für den Pathologen, oder lieber Isolation, oder aber und genau so handhabt der
Film dieses Problem, man ignoriert es einfach. Die Logik sprengt hier wirklich alle
Grenzen. Die Action- und Effektszenen bilden dann den perfekten Abschluss
dieses Trashfeuerwerkes. Bei einer Verfolgungsjagd in der Mitte des Filmes
fährt die weibliche Außerirdische, zusammen mit ihrem männlichen Begleiter eine
Straße entlang, wird dabei von Commander Mike und seinen Mannen in einem
Hubschrauber/Raumschiff verfolgt, welches in den Außenaufnahmen merklich an
einem Faden durch die Gegend gezogen wird und dabei trudelt, als würde es
gleich abstürzen. Genau dieses Auto stößt wenig später, dann mit einem Auto der
Helden, welches sich waghalsig dem Auto des Bösen in den Weg wirft. Sofort wird
wieder diese Erinnerung an das Spiel mit dem Nachbarskind wach, als man zwei
Matchboxautos gegeneinander fahren ließ. Nur das hier die kleinen
Spielzeugmodelle noch in Flammen auf gehen. Auch die Schusswechsel sind
legendär. Denn die Laserwaffen sind hier so weit entwickelt, dass statt Lasern Feuer
aus den Pistolen kommt. Welche tolle Technik man damals/in der Zukunft doch
besitzt. Hier werden Türen nicht geöffnet, sondern einfach mit Feuerlasern
aufgebrannt. Ein wahres Fest für jeden der sich und seine Filme nicht ernst
nimmt. Untermalt wird das Ganze von einem sehr interessanten Sci-Fi Score der
sogar sehr passend wirkt und so schon fast wieder unpassend für die überdrehte
Umsetzung ist. Am Ende feiern die Retter des Universums dann am Pool in schöner
60er Jahre Bademode, eine ausgelassene Poolparty. Das Böse ist besiegt und der
Held bekommt die Frau. Ein Sci-Fi Agenten Drama mit Spielzeugautos wie man es
so sicherlich nicht allzu oft zu Gesicht bekommt.
Fazit: Raumschiff Alpha ist an sich eine kleine Trashperle, die sich zu keinem
Zeitpunkt ernst nimmt, dabei aber ungemein viel Spaß macht und zudem kurzweilig
bleibt. Die liebevoll gestalteten Miniatursets die zwar wie ein Spielplatz für
Kinder aussehen, passen da genauso in das Gesamtkunstwerk wie die abgedreht geschminkten
Gesichter der weiblichen Außerirdischen und die Laserwaffen der Helden. Wer ein
Herz für Trashwerke hat, der kann hier ohne Bedenken zuschlagen. Alle anderen
müssen ihre Ansprüche ein wenig nach unten senken und dürften dann genauso viel
Spaß damit haben.
Zur DVD: Der Film wurde kürzlich von X-Rated in mehreren,
unlimitierten großen Hartboxen veröffentlicht. Dies ungeschnitten und in einer
sehr guten Bildqualität. Beim Ton bekommt man bei der internationalen Fassung nur
die deutsche Synchronisation präsentiert, welche aber sehr gut umgesetzt wurde und
überzeugen kann. Leider ist der deutsche Ton während des ganzen Films sehr
verrauscht. Bei der italienischen Kinofassung hingegen gibt es neben dem
deutschen Ton auch den italienischen Ton zur Auswahl, leider aber ohne
Untertitel. An Bonusmaterial gibt es neben der bereits erwähnten italienischen
Kinofassung noch eine alternative Szene, sowie ein kurzes Interview mit dem
Sohn von Margheriti und einen Trailer zu entdecken.
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