Mittwoch, 5. März 2014

Buch Review: Adolf im Wunderland

Adolf im Wunderland


Alice im Wunderland ist seit ewiger Zeit eines meiner absoluten Lieblingsbücher. Die Geschichte um Alice, die einem weißen Kaninchen in das Wunderland folgt und dort auf allerlei kuriose Gestalten trifft, zeigt einem immer wieder was es heißt seine Fantasie nie zu verlieren und erzählt gleichzeitig die Geschichte des Erwachsenwerdens. Folglich glänzten meine Augen sofort, als ich den Titel „Adolf im Wunderland“ im Repertoire des derzeit vielleicht interessantesten Buchverlages entdeckte, dem Festa Verlag. Doch was genau erwartet einen hier? Ein Buch über Adolf Hitler im Wunderland?? Kann das wirklich sein? 

Zwei Soldaten sind in der Wüste unterwegs und haben nur einen Auftrag, sie sollen einen unvollkommenen Mann finden und ihn zur Strecke bringen. Doch alles kommt ganz anders. Mit einem Mal findet sich einer der Männer ohne Erinnerung in einem merkwürdigen Dorf wieder. Er weiß nur eins, er muss den unvollkommenen Mann finden, bzw. zuerst seine eigene Aktentasche, in welcher ein Bild dieses Mannes liegt, damit er weiß wen er genau sucht. Bei seiner Suche stößt er auf immer neue Charaktere, die ihm meist mit irgendwelchen Ratschlägen zur nächsten Station auf seiner Reise lotsen und so beginnt ein Abstieg in ein wahrhaftiges Wunderland, auf der nichts so ist wie es zunächst scheint.

Die Geschichte von Adolf im Wunderland wirkt zunächst recht unpassend. Zwei Soldaten in der Wüste? Doch bereits nach gut 10 Seiten wird klar, hier hat man es mit dem vielleicht abgedrehtesten Schund aller Zeiten zu tun und das in äußerst positiver Art und Weise. Die Mischung aus Naziideologie und verrückten Wunderland Einflüssen passt wie die Faust aufs Auge. Die Kapitel sind allesamt nie länger als 10 Seiten und alle haben dermaßen wilde Namen, wie Herr Augenbraun, Frau Aal, Herr Vollkommen oder Herr Herrenrasse. Wer also nicht bereits im Kapitelverzeichnis vor Lachen Tränen in den Augen hat, der kann das Buch eigentlich getrost zur Seite legen, alle anderen hingegen ahnen noch nicht mal ansatzweise, was noch auf sie zukommt.

Der Hauptcharakter wird im ganzen Werk immer mit Adolf Hitler angesprochen, da dies eben auf seiner Uniform steht. Doch dort stehen mehrere Sätze und neben Adolf Hitler wird auch von Gott gesprochen, sodass die Figur immer wieder fragt, warum sie denn Adolf Hitler und nicht Gott sei. Solche verrückten Fragen sind es, die auch schon Alice im Wunderland zu einem solch einzigartigen Bestseller gemacht haben. Auch hier wirken diese wirren Gedankengänge der Figuren hervorragend und man wird förmlich in einen Sog aus Verrücktheit gezogen, aus dem es kein Entkommen mehr gibt. Und immer wenn man denkt, es kann nicht mehr wirrer und abgedrehter werden, setzt das Buch wieder einen oben drauf. Auch ich habe mehrfach laut losgelacht, da ich einfach nicht glauben konnte, was einen hier erwartet.

Was die Geschichte allerdings nie aus den Augen verliert ist die Story an sich, denn man reist zusammen mit Adolf durch eine wunderbare Welt, die irgendwie so sinnvoll erschaffen wurde, dass  sie sich förmlich vor dem geistigen Augen visualisiert. Und dabei kann man getrost die Logik direkt bei Beginn des Buches abgeben. Hier herrschen andere Gesetze und die Weltanschauung der Nazis wird immer wieder clever in das Geschehen eingewoben. Ein alter Mensch darf einfach nicht leben, da er unnütz ist, so sagt es Adolf mehrfach und ekelt sich dabei regelrecht. Gleichzeitig ist dieser alte Mensch aber auch für ihn von Nützen, sodass sich natürlich fragt wie Ideologie und Realität zusammenpassen können.

Einen besonders interessanten Einfall hat sich der Autor bei den Bezeichnungen der Orte überlegt. So gibt es ein Dorf, eine Stadt und eine Burg, doch keine davon trägt einen eigenen Namen. Stattdessen steht vor den einzelnen Ortsbezeichnungen immer ein langer Strich (Bsp.: ______burg). Es kommt einen fasst so vor, als würde einem Mellick III dazu animieren, sich seine eigene Welt zu schaffen, mit ganz eigenen Orten, in welche das Geschehen verlagert wird. Lediglich das Ende ist dann leider nicht so ganz die erhoffte Erkenntnis, mit der ich persönlich gerechnet habe. Irgendwie erwartet man da etwas mehr, zumindest ging es mir selber so. Aber wer weiß immerhin gibt es ja auch von Alice im Wunderland zwei Bücher, vielleicht setzt sich Mellick III ja noch hin und verpasst auch Adolf ein Abenteuer im Spiegelland. Ich persönlich würde mich riesig darüber freuen.

Fazit: Adolf im Wunderland ist im Prinzip genau das, was man sich vorstellt und weitaus mehr. Ein kurioser, kurzweiliger und immer wieder verrückter Mix, den man einfach nicht weglegen kann. Jede Seite ist eine Steigerung zur vorherigen und die Figuren sind genau so, wie man sie eben nur im Wunderland finden kann. Einzigartige Pulpunterhaltung, die für alle aufgeschlossenen Leser ein absolutes Muss ist. Solche Werke können nur vom Festa Verlag kommen, denn nur hier werde solche kleinen Perlen auf die Leserschaft losgelassen. 


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