Adolf im Wunderland
Alice im Wunderland ist seit ewiger Zeit eines meiner
absoluten Lieblingsbücher. Die Geschichte um Alice, die einem weißen Kaninchen
in das Wunderland folgt und dort auf allerlei kuriose Gestalten trifft, zeigt
einem immer wieder was es heißt seine Fantasie nie zu verlieren und erzählt
gleichzeitig die Geschichte des Erwachsenwerdens. Folglich glänzten meine Augen
sofort, als ich den Titel „Adolf im Wunderland“ im Repertoire des derzeit
vielleicht interessantesten Buchverlages entdeckte, dem Festa Verlag. Doch was
genau erwartet einen hier? Ein Buch über Adolf Hitler im Wunderland?? Kann das
wirklich sein?
Zwei Soldaten sind in der Wüste unterwegs und haben nur
einen Auftrag, sie sollen einen unvollkommenen Mann finden und ihn zur Strecke
bringen. Doch alles kommt ganz anders. Mit einem Mal findet sich einer der
Männer ohne Erinnerung in einem merkwürdigen Dorf wieder. Er weiß nur eins, er
muss den unvollkommenen Mann finden, bzw. zuerst seine eigene Aktentasche, in
welcher ein Bild dieses Mannes liegt, damit er weiß wen er genau sucht. Bei
seiner Suche stößt er auf immer neue Charaktere, die ihm meist mit
irgendwelchen Ratschlägen zur nächsten Station auf seiner Reise lotsen und so
beginnt ein Abstieg in ein wahrhaftiges Wunderland, auf der nichts so ist wie
es zunächst scheint.
Die Geschichte von Adolf im Wunderland wirkt zunächst recht
unpassend. Zwei Soldaten in der Wüste? Doch bereits nach gut 10 Seiten wird
klar, hier hat man es mit dem vielleicht abgedrehtesten Schund aller Zeiten zu
tun und das in äußerst positiver Art und Weise. Die Mischung aus Naziideologie
und verrückten Wunderland Einflüssen passt wie die Faust aufs Auge. Die Kapitel
sind allesamt nie länger als 10 Seiten und alle haben dermaßen wilde Namen, wie
Herr Augenbraun, Frau Aal, Herr Vollkommen oder Herr Herrenrasse. Wer also
nicht bereits im Kapitelverzeichnis vor Lachen Tränen in den Augen hat, der
kann das Buch eigentlich getrost zur Seite legen, alle anderen hingegen ahnen
noch nicht mal ansatzweise, was noch auf sie zukommt.
Der Hauptcharakter wird im ganzen Werk immer mit Adolf
Hitler angesprochen, da dies eben auf seiner Uniform steht. Doch dort stehen
mehrere Sätze und neben Adolf Hitler wird auch von Gott gesprochen, sodass die
Figur immer wieder fragt, warum sie denn Adolf Hitler und nicht Gott sei.
Solche verrückten Fragen sind es, die auch schon Alice im Wunderland zu einem
solch einzigartigen Bestseller gemacht haben. Auch hier wirken diese wirren
Gedankengänge der Figuren hervorragend und man wird förmlich in einen Sog aus
Verrücktheit gezogen, aus dem es kein Entkommen mehr gibt. Und immer wenn man
denkt, es kann nicht mehr wirrer und abgedrehter werden, setzt das Buch wieder
einen oben drauf. Auch ich habe mehrfach laut losgelacht, da ich einfach nicht
glauben konnte, was einen hier erwartet.
Was die Geschichte allerdings nie aus den Augen verliert ist
die Story an sich, denn man reist zusammen mit Adolf durch eine wunderbare
Welt, die irgendwie so sinnvoll erschaffen wurde, dass sie sich förmlich vor dem geistigen Augen
visualisiert. Und dabei kann man getrost die Logik direkt bei Beginn des Buches
abgeben. Hier herrschen andere Gesetze und die Weltanschauung der Nazis wird
immer wieder clever in das Geschehen eingewoben. Ein alter Mensch darf einfach
nicht leben, da er unnütz ist, so sagt es Adolf mehrfach und ekelt sich dabei
regelrecht. Gleichzeitig ist dieser alte Mensch aber auch für ihn von Nützen,
sodass sich natürlich fragt wie Ideologie und Realität zusammenpassen können.
Einen besonders interessanten Einfall hat sich der Autor bei
den Bezeichnungen der Orte überlegt. So gibt es ein Dorf, eine Stadt und eine
Burg, doch keine davon trägt einen eigenen Namen. Stattdessen steht vor den
einzelnen Ortsbezeichnungen immer ein langer Strich (Bsp.: ______burg). Es
kommt einen fasst so vor, als würde einem Mellick III dazu animieren, sich
seine eigene Welt zu schaffen, mit ganz eigenen Orten, in welche das Geschehen
verlagert wird. Lediglich das Ende ist dann leider nicht so ganz die erhoffte
Erkenntnis, mit der ich persönlich gerechnet habe. Irgendwie erwartet man da
etwas mehr, zumindest ging es mir selber so. Aber wer weiß immerhin gibt es ja
auch von Alice im Wunderland zwei Bücher, vielleicht setzt sich Mellick III ja
noch hin und verpasst auch Adolf ein Abenteuer im Spiegelland. Ich persönlich
würde mich riesig darüber freuen.
Fazit: Adolf im Wunderland ist im Prinzip genau das, was man
sich vorstellt und weitaus mehr. Ein kurioser, kurzweiliger und immer wieder
verrückter Mix, den man einfach nicht weglegen kann. Jede Seite ist eine
Steigerung zur vorherigen und die Figuren sind genau so, wie man sie eben nur
im Wunderland finden kann. Einzigartige Pulpunterhaltung, die für alle
aufgeschlossenen Leser ein absolutes Muss ist. Solche Werke können nur vom Festa
Verlag kommen, denn nur hier werde solche kleinen Perlen auf die Leserschaft
losgelassen.
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