Lord of Tears
Eine Gestalt. Ein Monster. Der Owl Man. Zunächst bin ich im
Internet über das Bild von diesem Wesen gestolpert und ich war sofort
verzaubert von dieser ganz besonderen Ausstrahlung. So kalt und unheilvoll. Doch
als ich herausgefunden habe, dass das Bild aus einem Film stammt, da wusste ich
sofort, dass ich diesen Film einfach haben muss. Aber lohnt es sich in die Welt
des Owl Mans einzutauchen und die Abgründe zu erforschen die sich dort auftun?
James wird von Alpträumen geplagt. Alpträume die keinen Sinn
machen und die er sich nicht erklären kann. Als er unerwartet sein Elternhaus
erbt, entschließt er sich, dort nach Antworten für seine Alpträume zu suchen
und was er dort findet, wird ihn für immer verändern.
Was sind denn Träume? Sie zeigen uns unsere Wünsche und vermischen diese mit
Erinnerungen aus der Vergangenheit, um so etwas einzigartiges, aber manchmal
auch sehr unheimliches und grausames zu erschaffen. In Träumen verarbeiten wir Vergangenes
und so geht es auch James im Film. Das einzige Problem dabei ist, dass er sich
die Träume und deren Inhalt nicht erklären kann. Warum sieht er immer dieses Wesen,
ein Man mit einem Eulenkopf und Krallen anstatt Fingern, der ihn in seinen
Träumen beobachtet? Ist er der Sensenmann oder worin liegt seine Bestimmung?
Zudem trifft er in seinem Elternhaus auf Eve, oder Evie wie sie sich selber
nennt. Ist sie vielleicht das fehlende Puzzlestück zu seiner Erinnerung? Alle
diese Fragen werden am Ende beantwortet, aber sobald man das erste mal dieses
Wesen, den Owl Man zu Gesicht bekommt, weiß man, dass es für James keine
Hoffnung geben kann. Wenn die unheilvolle Stimme von David Schofield erklingt, wird
man in einen Welt des Grauens entführt.
Die Geschichte an sich wird dennoch sehr langsam vorangetrieben,
sodass man sich unweigerlich an die Horrorfilme der 50er erinnert fühlt. Heutzutage
findet man in Horrorfilmen ja oft die sogenannten Jump scares, also kurze
Schockmomente, die Macher haben sich hier aber konsequent dagegen entschieden
und wenn der Abspann läuft weiß man, dass ein guter Horrorfilm auch ohne dieses
Element auskommen kann. Vielmehr braucht es eine gute und dichte Atmosphäre und
die ist hier von Anfang bis Ende auf sehr hohem Level vorhanden. Man wartet
förmlich drauf, dass das Grauen hinter der nächsten Ecke steht und spätestens
wenn der Owl Man wieder einen Auftritt hat, obwohl die ganze Zeit nur als
stiller Beobachter, der jeden Schritt von James überwacht, bekommt man sofort
eine Gänsehaut. Man schaut im eigenen Zimmer umher und rechnet damit, ihn auch
bei sich zu entdecken. Gefangenen genommen von einer unsichtbaren Kraft, die
nicht nur James in den Wahnsinn treibt.
Zudem haben die Macher es geschafft den Charme der alten
Hammerfilme einzufangen. Neben wunderschönen Landschaften und gotischen
Bauwerken, verbreitet sich hier ein Feeling, dass so verzaubernd und
beängstigend ist, dass man es fast greifen kann. Die Musik unterstützt das Ganze
noch, meistens hört man nichts und nur wenn es wirklich von Nöten ist,
unterstützt sie das Geschehen, dabei drängt sie sich allerdings nie auf. Lawrie
Brewster schickt den Zuschauer auf eine Reise und legt immer wieder kleine
Brotkrumen, die dem Zuschauer auf seinem Weg halt geben. Wenn man das Ende fast
schon sehen kann, haut einem Brewster die vielleicht unheimlichsten 30 Minuten
der letzten Jahre um die Ohren. Grauenvolle Bilder zucken über den Bildschirm,
bei welchen man erneut merkt, dass ein Horrorfilm auf subtile Art und Weise
viel schlimmer sein kann, als wenn an jeder Ecke Körperteile rumfliegen.
Fazit: Lord of Tears ist ein sehr ruhiger, aber ungemein beängstigender
Film geworden. Der Owl Man an sich dürfte wohl eine der interessantesten Horrorfiguren
des neuen Jahrhunderts sein. Seine Präsenz allein, die fast Göttlich wirkt,
reicht aus um einen über die komplette Laufzeit an den Fernseher zu fesseln. Und
spätestens in den letzten 30 Minuten wird man als Horrorfan wirklich an seine
Grenzen getrieben. Lord of Tears ist für jeden der auf die alten Hammer Filmen steht
ein ganz klare Empfehlung, aber auch Horrorfans sollten sich diesen Film nicht
entgehen lassen.
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