The Taking - Die Opferung
Was bewegt einen zum Kauf eines Films? Meist kriegt man eine
Empfehlung oder stößt auf einen Trailer. Wenn das Interesse geweckt ist, holt
man andere Meinungen ein. In Foren, bei Amazon und bei Freunden, fragt man, ob
sich eben jener Film lohnt. Stößt man dann allerdings auf negatives Feedback
steckt man in einer Zwickmühle. Soll man dem Film dennoch eine Chance geben,
oder sollte man lieber auf das Warnung hören und sich die Zeit sparen? The
Taking ist ein solcher Film. Der Trailer macht Lust auf mehr, doch die
schlechten Kritiken bewegen einen eher dazu, einen anderen Film zu schauen. Hat
es sich dennoch gelohnt dem Film eine Chance zu geben?
Was gibt es Schlimmeres als einen geliebten Menschen zu
verlieren? Die Antwort ist simpel, wenn man jemanden verliert, weil es jemand
mit Absicht tut. Genau so geht es Jade und Carl. Carls Verlobte hat sich mit
seinem besten Freund aus dem Staub gemacht und Jade's Tochter wurde brutal
umgebracht. Die beiden verbindet nur eins, der Hass auf diese Zerstörer und den
Willen sie zu töten. Doch ist das die einzige Möglichkeit mit diesem Schicksal
umzugehen?
Diese Frage stellt einem The Taking immer wieder. Machen
einen der Hass und die Rache blind für das wirkliche Leben? Verrennt man sich
nach einem solchen Schlag in etwas und verliert man dadurch sein eigenes Leben
aus den Augen? Ist es sinnvoll die Sache immer wieder zu durchleben, oder
sollte man stattdessen nicht lieber mit dem Vergangenen abschließen und in die
Zukunft blicken? Das ist der zentrale Punkt, um den es in The Taking geht.
Verliert man lieber alles andere aus dem Auge, nur um seinen Hass zu
befriedigen?
Aber wieso erhält dieser Film überall so schlechte Kritiken.
Die Story ist recht interessant und fesselt einen, doch das Problem ist, dass
man den Sinn dahinter nicht auf den ersten Blick erkennt. Zunächst ist man
mehrere Minuten ratlos und wird mit wilden Bildern nur so bombardiert. Nichts
scheint Sinn zu machen. Ein merkwürdiges Geräusch versucht einem etwas zu sagen
und bloß gut, dass es hier feste Untertitel gibt, denn ohne diese ist es
schlicht unmöglich etwas zu verstehen. Es scheint ein Gott zu sein, der die
Menschen vor eine Prüfung stellt. Folge dem Hass oder Lebe weiter. Carl und
Jade rennen durch den Wald, dabei werden Sie von Erinnerungen an die schrecklichen
Taten geplagt und der Zuschauer wird dabei nicht beachtet.
Muss ein Film mit einer solchen Story denn unbedingt Sinn
machen? Der experimentelle Ansatz des Ganzen führt dazu, dass sich im Inneren
des Zuschauers der Horror vor dem Unbekannten breit macht. „Was ich nicht
verstehe, das schockiert mich.“ Die Gestalt in schwarz spricht zu Carl und auch
zu dem Zuschauer, aber auch hier versteht man ohne Untertitel wenig bis gar
nichts. Wofür steht sie? Ist sie der Sensenmann, wie es das Aussehen vermuten
lässt, oder steht sie für den Fährmann zwischen Diesseits und Jenseits? Ist sie
alles was einen vor dem Tod bewahren kann?
The Taking ist wirklich kein leichter Film und besonders auf
Grund der wirren Schnitte und schrägen Klänge, die für das Gehör oft mehr Qual
als Genuss sind, wird schnell klar, wieso so wenige Leute etwas mit diesem Film
anfangen können. Er ist zudem nicht brutal oder sonst irgendwie spannend.
Dennoch verging die Zeit bei mir wie im Fluge, denn ich war gefesselt vom
diesem tieferen Sinn. Von dieser Frage nach Entscheidungen. Die Rollen sind
hier nicht klar definiert. Ist man nun Gut, nur weil man eben nicht so
gefährlich aussieht. Oder ist man keinen Deut besser, weil man sich von seinem
Hass treiben lässt?
Fazit: The Taking ist eine Frage, die sich in den Kopf des
Zuschauers bohrt. Will ich mich von meinem Hass leiten lassen oder mein Leben
mit allen Schwierigkeiten meistern? Ein experimenteller Alptraum aus dem es nur
einen Ausweg gibt und dieser versteckt sich clever hinter vielen Ablenkungen. Und
nur wer diese Ablenkungen ignoriert und dem Film eine unbefangene Chance gibt,
dabei aber offen für abseitiges und experimentelles Kino ist, der wird hier
einen Film finden, der einen so schnell nicht mehr los lässt. Anschauen auf
eigene Gefahr!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen