Der Fluch von Siniestro
Wer an das britische
Hammer Studio denkt, der verbindet damit Filme über Vampire, Monster
und Mumien, aber das ist noch nicht alles, was das Studio im
Horrorbereich hervorbrachte. Denn neben den ganzen großen Namen,
gibt es auch noch ein etwas unbekannteres Monster im Repertoire der
englischen Horrormeister: Den Werwolf. Ein Wesen, halb Mensch, halb
Tier, welches bei Vollmond umgeht und unter den Menschen Angst und
Schrecken verbreitet. Dank Anolis nun auch in wunderschönem HD, aber
kann der Film auch mehr als 50 Jahre nach seiner Premiere noch
überzeugen?
Eines Abends begibt
sich ein armer Bettler zu der Burg des jungen Marquis Siniestro. Dort
angekommen, wird er zunächst von diesem auf unmenschliche Art und
Weise verspottet und anschließend eingesperrt. Über die Jahre
verwandelt sich der Bettler immer mehr in ein unmenschliches Biest
und als eines Tages die junge, stumme Kerkerdienerin den Zorn des
Marquis auf sich zieht, wird auch sie in den Kerker zu der Bestie
gesperrt. Vergewaltigt von eben jenem , nimmt sie Rache am Marquis
und verlässt darauf hin die Burg. Einige Zeit später wird sie vom
Arzt Alfredo gefunden und gerettet. Doch die grauenvolle Begegnung
mit dem Bettler hat ihre Spuren hinterlassen, denn die junge Frau ist
schwanger und gebärt am 25 Dezember den jungen Leon. Die Mutter
stirbt und irgendetwas scheint mit dem Jungen nicht zu stimmen. Bald
schon häufen sich merkwürdige Vorkommnisse und als die ersten
Schafe tot aufgefunden werden, beginnt das Grauen bei der Bevölkerung
zu steigen. Ein Monster geht um und niemand ist mehr sicher!!
Die Geschichte von Der
Fluch von Siniestro oder Curse of the Werewolf, wie der Film im
Original heißt, nimmt sich zunächst sehr, sehr viel Zeit um in
Fahrt zu kommen. Erst nach gut der Hälfte bekommt man den
eigentlichen Hauptdarsteller Oliver Reed zu Gesicht. Doch das ist gar
nicht so schlimm, denn die Vorgeschichte zeigt sich als sehr
interessant und außergewöhnlich. Man bekommt es mit einem äußerst
fiesen Marquis zu tun, der die Menschen quält, nur damit er selber
Spaß hat. Auch die Jugend von Leon weiß zu gefallen und zeigt die
Probleme, welche seine „Gabe“ mit sich bringen. Hammer typisch
ist das ganze wunderschön stimmig gestaltet worden und zieht einen
in eine märchenhafte Szenerie, die auch in der zweiten Hälfte
erhalten bleibt.
Wenn man sich einmal
das wirklich gelungene Booklet der aktuellen Anolis Veröffentlichung
durchliest, wird sehr schnell klar, wie problematisch der Dreh und
die Entstehung des Filmes waren. Nicht zuletzt auf Grund der BBFC,
der britischen Kontrollstelle für Filme, welche Hammer ohnehin nicht
gut gesonnen war. Aber hier wurde wirklich fast jede Idee beanstandet
und das vielleicht auch mit Recht, denn was ursprünglich geplant
war, würde wohl auch in der heutigen Zeit noch für Aufsehen und
Protest sorgen. Die Vergewaltigung, welche in der finalen Fassung
lediglich angedeutet wird, sollte ursprünglich nicht nur komplett
gezeigt, sondern auch noch mit einem voyeuristischen Hintergrund
präsentiert werden. Auch einige weitere kontroversen Szenen haben es
leider nicht in den finalen Film geschafft. Dennoch leidet der Film
eigentlich nur unter einer Schwäche und das ist die recht langsame
Erzählstruktur.
Besonders in der
zweiten Hälfte, in welcher man sich wünschen würde, den Werwolf
mehrfach bei seinem unheilvollen Treiben begleiten zu dürfen, wird
bis auf ein paar wenige Ausnahmen, mehr Wert auf die Liebesgeschichte
zwischen Leon und Christina gelegt, anstatt auf das Monster selbst.
Das ist schade und dürfte mit ein Grund sein, warum der Film nie den
Stellenwert von Dracula, Frankenstein und Co. erreichen konnte. Das
Ende hingegen weiß auf ganzer Linie zu gefallen, immerhin bekommt
man hier eine fast Frankenstein anmutende Verfolgungsjagd, mit
Fackeln und einem wütenden Mob zu sehen. Eben ganz Hammer typisch,
allerdings dennoch immer wieder unterhaltsam.
Die Musik und die
Effekte sind dennoch wundervoll umgesetzt worden und bieten Grund zum
staunen. Besonders der Mord an dem Schäfer, als Leon das Monster in
sich entfesselt, sorgt regelrecht für einen kalten Schauer auf dem
Rücken der Zuschauer. Wenn dann das Ende gekommen ist und man zum
ersten und einzigen Mal im gesamten Film, die wunderschöne Werwolf
Maske sehen darf, da weiß man, worauf man in den vorherigen 80
Minuten so sehr gefreut hat.
Fazit: Der Fluch von
Siniestro ist ein recht Charakter betonter Hammerfilm geworden, der
weniger Wert auf Blut und Tod legt, als viel mehr auf die Menschen,
welche in dieser Welt leben müssen. Auf Grund der langsamen
Erzählstruktur sicherlich nicht jedermanns Sache, sollte man dem
Film aber, allein wegen des tollen Endes eine Chance geben.
Zur Veröffentlichung:
Die neue Bluray aus dem Hause Anolis, kann auf ein nagelneues HD
Master von Universal zurück greifen. Zudem hat Anolis dafür
gesorgt, dass das korrekte Bildformat von 1:78 eingehalten wurde, da
Universal seine Filme fast ausschließlich in 2:00 mastert, wodurch
einiges an Bildinformation verloren geht. Der Film erstrahlt nun aber
in einem wunderschön scharfen und mit nur wenigen Problemen
behafteten HD-Bild. Lediglich bei einigen Tagesaufnahmen ist eine
leichte Körnung des Bildes zu erkennen. Doch bei einem mehr als 50
Jahre altem Film, darf dies schon mal vorkommen. Der Ton hingegen ist
wunderbar abgemischt und weiß sowohl im Original, als auch in der
deutschen Synchronisation zu begeistern.
Neben der Amaray,
spendiert Anolis dem Film zudem noch zwei wunderschöne Mediabook
Auflagen, welche bereits vor Veröffentlichung beim Label Out of
print waren, sodass diese wohl sehr bald zu wahren Sammlerobjekten
avancieren dürften. Neben einem sehr informativem Audiokommentar von
Dr. Rolf Giesen, für welches sich ein zweite Sichtung direkt im
Anschluss auf alle Fälle lohnt, befinden sich auf der Bluray noch
viele weitere interessante Extras. In dem 46-minütigen Making Of,
erfährt man einiges zur Entstehung des Films, darüber hinaus gibt
es noch eine 3-minütige Lycantropy. Zudem findet sich auf der
Scheibe eine 23-minütiger Bericht über die von Hammer erschaffenen
Requisiten. Filmspezifische Extras, wie Trailer, sowohl der deutsche,
als auch der englische, ein Werberatschlag, Bildergalerien, ein Comic
und die deutsche Titel- und Endsequenz sind ebenso auf der Bluray zu
finden.
Abgerundet wird dieses
Paket dann nur noch, durch das erneut wunderbar geschrieben Booklet,
welches mit außerordentlich vielen Hintergrundinformationen
aufwarten kann. Wie bereits in der Review geschrieben, wird hier über
die sehr interessante Zensurgeschichte hinter dem Film eingegangen,
zudem erfährt man, dass die ursprüngliche Idee in der Geschichte
„Der Werwolf von Paris“ von Guy Endore begründet liegt, welche
noch viel expliziter und brutaler daher kam. Es lohnt sich also
wirklich, wenn man nach dem Ende einmal das Booklet zur Hand nimmt
und sich die sehr interessanten Texte der Schreiber zur Gemüte
führt. Hut ab Anolis, für die bereits 4 grandiose
Hammerveröffentlichung am Stück. Man darf gespannt sein, was als
nächstes auf uns zu kommt.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen