Terror Island Overkill - Blutgericht in Todeszone 13
Als 2008 das Label Maximum Uncut Productions die Knochenwald
Trilogie auf den interessierten Zuschauer los lies, gab es für den Amateurfan
kein Halten mehr. Marius Thomsen gelang das, was Olaf Ittenbach und Andreas
Schnaas vor ihm geschafft hatten, er war in aller Munde. Besonders Knochenwald
3 – Sudden Slaughter war für viele Fans die Perfektion des Amateurfilms.
Kurzweilig, spaßig und blutig ohne Ende, präsentierte sich der Abschluss der
Reihe. Natürlich war klar, dass das nicht das letzte Werk von Marius Thomsen
bleiben würde. Kurze Zeit später begannen bereits die Arbeiten an seinem
neusten Streich: Terror Island Overkill. Nun 5 Jahre nach dem Erfolg von
Knochenwald, darf der Zuschauer sich auf das neue Werk freuen, aber kann
Thomsen auch hier wieder für Begeisterungsstürme unter Amateurfans sorgen?
Auf einer verlassenen Ostseeinsel findet in regelmäßigen
Abständen eine Menschenjagd statt, bei welcher sich reiche Geschäftsmänner die
Zeit vertreiben können. Natürlich sollen diese nicht auf Pennern von der Straße
Jagd machen, sondern auf höherwertige Opfer. Even Harder, ein ehemaliger
Soldat, ist also das perfekte Opfer. Doch so leicht lässt sich Even Harder
nicht zum Opfer degradieren. Nachdem seine schwangere Frau und sein bester
Freund durch die Hand der korrupten Veranstalters sterben musste schwört Even
Harder Rache. Und so beginnt das Blutbad!!!!
Die Geschichte von Terror Island Overkill (TIO) ist richtig
schön oldschoolig geworden. Wenn man sich die Story mal durch den Kopf gehen
lässt, würde man zuerst sicherlich meinen, dass man hier einen Film aus den
80ern im Player liegen hat. Doch weit gefehlt. Alles strahlt zwar den Charme
dieses Jahrzehnts aus, doch ist sowohl die Umsetzung als auch die Technik bei
weitem nicht so veraltet. Wenngleich der Vorspann künstlich auf Alt getrimmt
wurde und man so schon fast ein Revival der VHS erwarten könnte, wird einem
hier ein Amateurspektakel präsentiert, was in den 80ern wohl der Traum eines
jeden Gorehounds gewesen wäre.
Allein der Humor lädt am laufenden Band zu lautem Gelächter
ein. Hier wird wirklich alles durch den Kakao gezogen, sei es der Papst,
Rentner, Blinde, Schwule oder gar die deutsche Arbeitsagentur. Wer auf
solcherlei sozialkritischen Humor steht, der wird am Ende laut jubeln und sich
freuen, dass hier endlich mal ein Film den Mumm hatte, um ein öffentliches
Statement abzugeben. Das dies dann aber von einer so kleinen Produktion
geschieht ist auf den ersten Blick sicherlich sehr außergewöhnlich, denn
ansonsten bestechen die deutschen Amateurwerke je meist durch Simplizität und
wollen außer viel Blut zu vergiesen, nicht viel vermitteln.
Auch unzählige Anspielungen auf die Actionklassiker der 80er
Jahre dürften die Fans, die damals im Kino gesehen haben, wie sich Bruce Willis
auf nackten Füßen durch das Nakatomi Plaza gekämpft hat. Kultige Oneliner haut
nämlich auch Even Harder (allein der Name selbst kann einem nur zum schmunzeln animieren)
am laufenden Band raus. Aber genau das hebt eben TIO auf das nächste Level und
man kann nur hoffen das auch die anderen deutschen Amateurfilmer, wie Jochen
Stephan oder die Jungs von Grindhouse Films, sich von so viel Abwechslung und
Wortwitz eine Scheibe abschneiden werden, denn so könnte das deutsche
Amateurgenre einen zweiten Frühling erleben und in neuem Glanz erstrahlen.
Die Schauspieler machen ihre Sache wirklich absolut
überzeugend. Allen voran natürlich Dennis Jürgensen und Henry W. die mit
Abstand die beste Performance abliefern. Aber auch der Rest der Cast agiert auf
höchstem Amateurniveau, sodass man keinerlei Aussetzer verzeichnen muss. Die
Kamera hat sich auch noch ein wenig verbessert, auch wenn das hier wohl der
einzige Wehrmutstropfen sein dürfte. Denn oftmals schwankt die Bildqualität
doch merklich was doch zu ein klein wenig Punktabzug führt. Die Einstellungen
an sich sind dennoch sehr kreativ und interessant geraten. Die beste
Einstellung dürften wohl die zwei kurzen Szenen sein, in denen man das
Geschehen aus dem Blickwinkel der Waffe sieht. Da kommt doch glatt ein wenig
Computerspielflair auf.
Die Musik hat in den 5 Jahren wohl den größten Sprung gemacht.
Dafür verantwortlich zeichnet sich niemand Geringerer als Michael Donner, der
zu einer festen Größe im deutschen Amateur- und Independent Bereich geworden
ist. Sein Score weist dieselbe Komplexität auf, wie der Film selbst. Seien es
Gitarrenklänge oder wilde Synthie Beats, die nicht nur einmal an die Arbeit der
italienischen Musikschmiede Goblin erinnern. Als Even Harder seine Frau
begräbt, könnte man meinen der Score wäre 1 zu 1 aus einem Argentostreifen
entliehen. Gänsehaut macht sich sofort breit.
Die Effekte sind dann das Tüpfelchen auf dem i, aber etwas
anderes hatte man sich als Fan der Knochenwaldreihe auch nicht erwartet. Man
sollte zwar erwähnen, dass die Effekte nicht komplett handgemacht sind aber die
genutzte Computerunterstützung wirkt so professionell, wie noch bei keinem
Amateurfilm zuvor. Zum ersten Mal schafft es ein deutscher Filmemacher die
Computereffekte so gut zu verwirklichen, dass sie nicht billig, sondern
charmant und passend wirken. Wenn dann aber gesplattert wird, dann genau so wie
man es sich wünscht. Es fliegen Teile vom Kopf durch die Gegend, Hände werden
abgeschlagen und Leute werden in der Mitte geteilt. Ein wahres Fest für jeden
Gorehound und jeden der es werden will.
Fazit: Terror Island Overkill ist genau das geworden, was sich der geneigte
Zuschauer nach dem Ende von Knochenwald gewünscht hatte. Eine sinnvolle
Steigerung, die zeigt wozu Fans von Horrorfilmen in der heutigen Zeit fähig
sind. Spaß, Action, Blut und kultige Oneliner am laufenden Band. Genau so und
nicht anders muss ein Amateurfilm sein. Jeder der auch nur einen winzigen Platz
in seinem Herz für den Amateurfilm hat, muss sich diesen Streifen anschauen, um
selbst zu erleben, dass der deutsche Amateurfilm mehr ist als nur stumpfer
Splatter. Denn der deutsche Amateurfilm wird durch Terror Island Overkill auf
das nächste Level gehievt!
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