Donnerstag, 16. Januar 2014

Buch Review: Bighead

Bighead


Edward Lee ist inzwischen in aller Munde. Seine Werke sind außergewöhnlich, grenzwertig und oftmals jenseits von allem, was gemeinhin als normal bezeichnet wird. Gewalttätig, krank, abartig und für zartbesaitete Mensch unlesbar. Bighead stellt auch hier keine Ausnahme dar. Aber lohnt es sich die Reise in die Welt von Lee zu wagen oder sollte man seine Zeit lieber mit anderen Dingen verbringen?

Bighead, ein Monster mit einem riesigen Penis lebt inmitten des Waldes mit seinem Grandpa. Doch als dieser eines Tages den Löffel abgibt, ist Bighead auf sich ganz alleine gestellt und er beschließt sein Leben selber in die Hand zu nehmen. Lang genug hat er sich versteckt, nun ist es an der Zeit die Welt unsicher zu machen. Damit beginnt das Grauen für die Menschen in seiner Umgebung und Bighead macht vor nichts und niemandem Halt!

Die Geschichte ist zunächst eher Mittel zum Zweck und dient anfangs nur dazu die Charaktere einzuführen und davon gibt es einige. Da wäre zum einen Charity, welche von ihrer Tante Annie aufgezogen , dann aber vom Jugendamt weggeholt wurde, da Annie zu wenig Geld zur Verfügung hatte. Doch nun ist Charity 30 und sie will ihre Tante mal wieder besuchen. Dank einer Anzeige in der örtlichen Zeitung trifft sie auf Jerrica, eine wunderschöne Nymphomanin, die bisher jede Beziehung durch ihre Sexlust zerstört hat. Darüber hinaus gibt es zwei Schnapsschmuggler und einen Priester.

Abwechslung wird in diesem Buch wirklich groß geschrieben. Denn in den einzelnen Kapiteln gibt es immer wieder Unterteilungen, durch welche man zu einem anderen Charaktere springt. Dadurch entsteht ein sehr kurzweiliges Lesegefühl, da der Leser nie zu lange nur eine Sichtweise verfolgen muss, besonders zum Ende hin, als die Ereignisse sich überschlagen und das tun sie hier wirklich so sehr, dass man das Buch nicht mehr aus den Händen legen kann und will.

Hier merkt man deutlich, dass Lee auch den Sinn für Spannung und fesselnde Geschichten hat. Zwar besteht der Sinn in Lees Werke zu fesseln, sondern eher darin, den Leuten die Farbe aus dem Gesicht zu ziehen, aber mit Bighead beweist er, dass er den Leuten glaubhafte Charaktere und clevere Wendungen liefern kann. Wer hier vorab schon das Ende erahnen kann, vor dem kann man nur seinen Hut ziehen, denn damit dürfte niemand rechnen und genau das hebt das Buch auch von vielen seiner Werke ab. Hier ist die Geschichte nicht nur Mittel zum Zweck, sondern sie ist ein Bestandteil des Ganzen. Ganz ähnlich wie auch schon bei seinem, in meinen Augen, bisher besten Werk „Der Besudler auf der Schwelle“.

Zudem prangert Lee in seiner Geschichte erneut die Kirche an. Dies tut er zunächst recht unterschwellig und dies sogar in einigen der heftigsten Ausschweifungen die man im Buch finden kann. Gegen Ende dann aber und ganz besonders auf den letzten Seiten wird das Ganze dann dermaßen interessant und clever, dass es einfach nur eine Freude ist. Erneut beweist er Feingefühl dafür, wie man mit dieser heiklen Thematik umgehen sollte und webt das Ganze clever in seine ohnehin schon sehr gute und faszinierende Geschichte ein. Für all diejenigen die so etwas nicht in ihrem Roman haben wollen, sollte Bighead allerdings nicht die erste Wahl sein. Aber wenn man ehrlich ist, dürften solche Leute ohnehin nichts mit Lee und seinen Abartigkeiten anfangen können.

Doch was wäre ein Werk von Lee ohne abartige und perverse Inhalte. Auch wenn man sagen muss, dass das Ganze eher zurückhaltend beschrieben ist. Natürlich gibt es immer wieder ein paar richtig heftige Szenerien, die man sich so besser gar nicht erst vorstellen möchte, aber wirklich extrem wird es hier nicht. Vielleicht liegt es aber auch nur daran, dass ich bereits einige der Werke in kürzester Zeit verschlungen habe und somit eine gewisse Sätigung der Thematik einsetzt. Als Einstiegswerk ist Bighead aber sicherlich nicht verkehrt, da eben nicht allzu expliziter Inhalt wiedergegeben wird. Andererseits könnte es aber auch daran liegen, dass Lee hier dank der kurzweiligen und guten Geschichte gar nicht unbedingt so viel Wert auf Perversitäten jeglicher Art setzen muss, da er es auch so schafft den Leser zu fesseln und zu faszinieren.

Fazit: Lee zeigt mal wieder was in ihm steckt, doch diesmal schafft er es neben einigen wirklich üblen Perversitäten auch eine grandiose Geschichte mit toll gezeichneten Charakteren zu erschaffen, sodass man das Buch nicht mehr aus den Händen legen will. Fans von abseitiger Kost müssen hier einfach zuschlagen und können so vielleicht den ersten Schritt in die Welt von Lee wagen.



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