Bighead
Edward Lee ist
inzwischen in aller Munde. Seine Werke sind außergewöhnlich,
grenzwertig und oftmals jenseits von allem, was gemeinhin als normal
bezeichnet wird. Gewalttätig, krank, abartig und für zartbesaitete
Mensch unlesbar. Bighead stellt auch hier keine Ausnahme dar. Aber
lohnt es sich die Reise in die Welt von Lee zu wagen oder sollte man
seine Zeit lieber mit anderen Dingen verbringen?
Bighead, ein Monster
mit einem riesigen Penis lebt inmitten des Waldes mit seinem Grandpa.
Doch als dieser eines Tages den Löffel abgibt, ist Bighead auf sich
ganz alleine gestellt und er beschließt sein Leben selber in die
Hand zu nehmen. Lang genug hat er sich versteckt, nun ist es an der
Zeit die Welt unsicher zu machen. Damit beginnt das Grauen für die
Menschen in seiner Umgebung und Bighead macht vor nichts und
niemandem Halt!
Die Geschichte ist
zunächst eher Mittel zum Zweck und dient anfangs nur dazu die
Charaktere einzuführen und davon gibt es einige. Da wäre zum einen
Charity, welche von ihrer Tante Annie aufgezogen , dann aber vom
Jugendamt weggeholt wurde, da Annie zu wenig Geld zur Verfügung
hatte. Doch nun ist Charity 30 und sie will ihre Tante mal wieder
besuchen. Dank einer Anzeige in der örtlichen Zeitung trifft sie auf
Jerrica, eine wunderschöne Nymphomanin, die bisher jede Beziehung
durch ihre Sexlust zerstört hat. Darüber hinaus gibt es zwei
Schnapsschmuggler und einen Priester.
Abwechslung wird in
diesem Buch wirklich groß geschrieben. Denn in den einzelnen
Kapiteln gibt es immer wieder Unterteilungen, durch welche man zu
einem anderen Charaktere springt. Dadurch entsteht ein sehr
kurzweiliges Lesegefühl, da der Leser nie zu lange nur eine
Sichtweise verfolgen muss, besonders zum Ende hin, als die Ereignisse
sich überschlagen und das tun sie hier wirklich so sehr, dass man
das Buch nicht mehr aus den Händen legen kann und will.
Hier merkt man
deutlich, dass Lee auch den Sinn für Spannung und fesselnde
Geschichten hat. Zwar besteht der Sinn in Lees Werke zu fesseln,
sondern eher darin, den Leuten die Farbe aus dem Gesicht zu ziehen,
aber mit Bighead beweist er, dass er den Leuten glaubhafte Charaktere
und clevere Wendungen liefern kann. Wer hier vorab schon das Ende
erahnen kann, vor dem kann man nur seinen Hut ziehen, denn damit
dürfte niemand rechnen und genau das hebt das Buch auch von vielen
seiner Werke ab. Hier ist die Geschichte nicht nur Mittel zum Zweck,
sondern sie ist ein Bestandteil des Ganzen. Ganz ähnlich wie auch
schon bei seinem, in meinen Augen, bisher besten Werk „Der Besudler
auf der Schwelle“.
Zudem prangert Lee in
seiner Geschichte erneut die Kirche an. Dies tut er zunächst recht
unterschwellig und dies sogar in einigen der heftigsten
Ausschweifungen die man im Buch finden kann. Gegen Ende dann aber und
ganz besonders auf den letzten Seiten wird das Ganze dann dermaßen
interessant und clever, dass es einfach nur eine Freude ist. Erneut
beweist er Feingefühl dafür, wie man mit dieser heiklen Thematik
umgehen sollte und webt das Ganze clever in seine ohnehin schon sehr
gute und faszinierende Geschichte ein. Für all diejenigen die so
etwas nicht in ihrem Roman haben wollen, sollte Bighead allerdings
nicht die erste Wahl sein. Aber wenn man ehrlich ist, dürften solche
Leute ohnehin nichts mit Lee und seinen Abartigkeiten anfangen
können.
Doch was wäre ein Werk
von Lee ohne abartige und perverse Inhalte. Auch wenn man sagen muss,
dass das Ganze eher zurückhaltend beschrieben ist. Natürlich gibt
es immer wieder ein paar richtig heftige Szenerien, die man sich so
besser gar nicht erst vorstellen möchte, aber wirklich extrem wird
es hier nicht. Vielleicht liegt es aber auch nur daran, dass ich
bereits einige der Werke in kürzester Zeit verschlungen habe und
somit eine gewisse Sätigung der Thematik einsetzt. Als Einstiegswerk
ist Bighead aber sicherlich nicht verkehrt, da eben nicht allzu
expliziter Inhalt wiedergegeben wird. Andererseits könnte es aber
auch daran liegen, dass Lee hier dank der kurzweiligen und guten
Geschichte gar nicht unbedingt so viel Wert auf Perversitäten
jeglicher Art setzen muss, da er es auch so schafft den Leser zu
fesseln und zu faszinieren.
Fazit: Lee zeigt mal
wieder was in ihm steckt, doch diesmal schafft er es neben einigen
wirklich üblen Perversitäten auch eine grandiose Geschichte mit
toll gezeichneten Charakteren zu erschaffen, sodass man das Buch
nicht mehr aus den Händen legen will. Fans von abseitiger Kost
müssen hier einfach zuschlagen und können so vielleicht den ersten
Schritt in die Welt von Lee wagen.
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