Bestialisch - Unmenschliche Geschichten
Der Mensch, kein anderes Wesen ist sich so gleich und
dennoch von Grund auf verschieden. Manche Menschen gelten als Helden sind aber
im Inneren alles andere als dies, andere wiederrum werden von der Gesellschaft
nicht beachtet, sind aber die wahren Kämpfer. Da passt es doch hervorragend,
dass der Festa Verlag eine Kurzgeschichten Sammlung mit dem passenden Namen
„Bestialisch – unmenschliche Geschichten“ veröffentlicht hat. Doch lohnt die
Investition von fast 40€ für ein solch außergewöhnliches Werk auch?
Da es sich, wie bereits erwähnt bei Bestialisch um eine
Sammlung von einzelnen Kurzgeschichten aus der Feder von Graham Masterton
handelt, fällt eine Inhaltsangabe sehr schwer. Die 11 enthaltenen Geschichten
unterscheiden sich dermaßen von einander, dass es schlicht unmöglich ist sie
unter einen Hut zu bekommen. Einziger Aspekt der mir beim Lesen immer wieder auffällt,
ist die Thematisierung des menschlichen Übels. Diese Idee wird in jeder
Geschichte auf andere Art und Weise aufgegriffen, ist aber ständiger Begleiter
während des Lesens. Bei manchen Erzählungen springt einem diese Idee regelrecht
an, bei anderen muss man schon ein wenig danach suchen, aber dennoch hat jede
Geschichte für sich ihren ganz besonderen Reiz.
Damit ich an dieser Stelle jetzt nicht einfach mit der Review
aufhöre habe ich mir zwei Geschichten ausgesucht, die in meinen Augen wohl zu
den Besten der Sammlung gehören dürften. Zum einen wäre hier das Geheime Shih
Tan zu nennen. Darin geht es um ein mysteriöses Kochbuch, welches seit seiner
Entstehung direkt verboten ist. Nun mehrere Jahrzehnte später bekommt ein Koch
die Möglichkeit dieses Buch zu lesen, dafür muss er dem gütigen Spender
lediglich ein Essen daraus zubereiten. Wer jetzt zwei und zwei zusammen zählen
kann, der wird sich schon denken können, was den Koch bei dieser Aufgabe
erwartet. Was diese Geschichte aber so besonders macht, ist die recht düstere
Thematik gepaart mit wunderschönen Beschreibung der Umgebung und die tolle
Charakterzeichnung von Masterton. Vor dem geistigen Auge manifestiert sich eine
dunkle Welt, voll von Begierde, Reichtum und Macht. Fast schon wie ein Film
Noir liefen die Bilder in meinem Kopf ab. Darüber hinaus schafft es der Autor
am Ende sogar noch eine unvorhersehbare Wendung aus dem Ärmel zu schütteln und
das ist es dann auch, was den Leser zum Schluss kraftlos und gleichzeitig begeistert
zurück lässt.
Eine weitere Kurzgeschichte die sogar mich an meine Grenzen
gebracht hat, war Sepsis. Zunächst beginnt alles damit, dass ein Mann seiner
Geliebten ein Kätzchen schenkt. Doch mit diesem Geschenk verändert sich auch
die Liebe der beiden zueinander. Sie verstärkt sich so sehr, dass sie sich nur
noch auf sich selbst konzentrieren und alle Angehörigen und Nachbarn sie nicht
mehr zu Gesicht bekommen. Das so etwas schlimm enden muss ist natürlich klar,
doch was man dann von Masterton vorgesetzt bekommt ist alles andere als normal.
Ich habe nach Luft gerungen und mir war dermaßen schlecht, da hier in einer
Szene etwas angesprochen wurde, vor welchem ich mehr Grauen und Ekel habe, als
vor allem anderen. Wer das Buch, bzw. diese Geschichte gelesen hat, der wird
sicherlich sofort wissen, was ich damit meine. Selbst ein Edward Lee hat eine
solche Regung in mir nicht erreichen können. Daher muss ich Masterton wirklich
ein Lob aussprechen, da er mir erneut meine Grenzen aufzeigen konnte. Wenn dann
das Ende erreicht ist, kriegt der Leser erneut einen Schlag in die Magengrube
versetzt. Der Autor schafft es hier wirklich ein, ums andere Mal mit Wendungen
immer noch ein wenig mehr aus der Geschichte raus zu holen.
Die anderen Geschichten sind qualitativ aber auf gar keinen Fall schlechter,
als die beiden Besipiele. Einzig „Ein gefundenes Fressen“ ist ein wenig
schwächer, das könnte aber auch daran liegen, dass die Geschichte sehr kurz
geraten ist und eigentlich eher wie ein kleines Zwischenstück wirkt. Alle
anderen sind hingegen grandios. Ich könnte natürlich auch noch über jede andere
Geschichte sprechen, aber ich denke das würde den Rahmen der Review sprengen.
Man kann daher nur sagen, dass die Geschichten von Masterton alle wie ein Blick
in die menschlichen Abgründe geraten sind. Sehr gut und spannend geschrieben
fesseln sie von der ersten Minute an und lassen einen erst los, wenn man das
Ende erreicht hat. Bei manchen Geschichte dürfte man danach aber nicht mehr der
Selbe sein, denn die Erzählungen wirken alle noch lange nachdem man sie beendet
hat nach. Einige wird man eventuell nie wieder loswerden und ist es nicht genau
das was man bei einem Buch erleben will.
Fazit: Grandiose Sammlung von äußerst kranken und abseitigen
Kurzgeschichten, die man als Fan von extremen Werken gelesen haben muss. Für
den Preis von 40,-€ bekommt man ein wunderschön aufgemachtes Buch mit Hardcover
geboten, welches auf 666 Stück limitiert ist. Genau wie beim Besudler auf der
Schwelle liegt auch diesem Buch ein Zertifikat mit Unterschrift und
Limitierungsnummer bei. Der Einband ist hervorragend gestaltet und bietet eine wunderschöne
Lederoptik. Es heißt also zuschlagen für all die, die sich gerne an ihre
Grenzen bringen lassen wollen!!
Also mit dem Ende von "Sepsis" habe ich auch nicht gerechnet. Wenn man zum ende der Geschichte kommt, ist das wie ein Horrorfilm bei dem man weiß, gleich passiert etwas und man will sich die Augen zu halten. ..aber bei nem Buch geht das ja nicht *hihi*
AntwortenLöschenLg Eva