Judy
Die italienische Filmschmiede Necrostorm genießt unter Fans einen
ganz bestimmten Ruf: Sie kreieren die
blutigsten Splatterfilme Italiens. Egal
ob finstere Dämonen, die einem Mann bei seiner Rache helfen. Überdrehte
Gesetzeshüter, die mit abgefahrenen Sci-Fi Waffen für Recht, Ordnung und
Unmengen an Gedärmen sorgen. Oder Geheimagenten, die eine Verschwörung
aufdecken und sich in Egoshooter Perspektive durch ein Hotel kämpfen. Genau das
erwartet man als Fan von den Jungs aus dem Stiefel Europas. Dass das Team aber
auch ganz anders kann, wollen Sie nun mit ihrem aktuellen Werk beweisen. Doch
tun sie sich damit auch einen Gefallen, oder vergraulen sie stattdessen ihre
eingeschworene Fangemeinde?
Mary und ihre Hündin Judy leben ein ganz normales Leben.
Doch eines Tages begegnet Mary der Straßenperformerin Ursula. Diese verlangt
von ihr nur eins: Sie soll sich kurz Zeit für einen Zaubertrick nehmen. Doch
Mary ergreift verängstigt die Flucht, nicht ahnend, dass sie damit ihr
Schicksal besiegelt hat. Bald schon erhält sie merkwürdige Anrufe und wenig
später verschwindet ihr Hund spurlos. Das Grauen hat begonnen und ihr Leben
wird nie wieder dasselbe sein!
Die Geschichte von Judy hört sich zunächst sehr spannend an
und das ist der Film zu Beginn auch, allerdings begeht er dann einen
folgenschweren Fehler. Nach gut 15 Minuten, also nach dem Treffen von Mary mit
Ursula verliert der Film ungemein an Fahrt. Dem Zuschauer wird das Leben von
Mary näher gebracht und immer wenn man damit rechnet, dass es gleich los geht und
der Terror beginnt, hält der Film sich zurück. Die Intention dahinter ist
durchaus erkennbar, denn die Emanuele de Santi versucht mit diesem Part an die
Werke von David Lynch und Co. anzuknüpfen und mit der Psyche des Zuschauers zu
spielen. Leider weiß man aber bereits vom Back Cover, dass diese ganzen
Vorkommnisse nicht nur in Marys Gedanken geschehen und somit ist diese
Herangehensweise eher kontraproduktiv. So vergehen also gut 50 Minuten, ohne
dass wirklich etwas Unheimliches oder bedrohliches geschieht. Erst kurz vor
Schluss schrauben die Macher den Terrorlevel auf das Maximum und so haut einen
Judy in den letzten Minuten dann wirklich aus den Schuhen. Leider bleibt aber
der bittere Beigeschmack aus dem Mittelstück zurück.
Und das ist doppelt schade, da Judy in seinen besten
Momenten zu dem bisherigen Highlight aus dem Hause Necrostorm zählt. Besonders
das Ende, wie schon angesprochen, haut einen als Fan wirklich um. Dabei
allerdings nicht unbedingt durch den Einsatz von Blut und Gedärmen, sondern
allein durch den puren Terror, der von Ursula und ihrer Gang ausgeht. Wer jetzt
befürchtet, dass die Jungs gänzlich auf Gore verzichtet hätten, der kann beruhigt
aufatmen. Judy ist zwar kein reiner Splatterfilm geworden, doch wenn es dann
blutig wird, dann so richtig. Erneut muss hier das Ende genannt werden, welches
mit sehr guten Effekten aufwarten kann und dieses Mal stammen die blutigen
Effekte nicht nur aus dem Computer. Das handgemachte Splattermake-up zählt
definitiv zu den Highlights des Films. Solche Wunden durfte man definitiv schon
lange nicht mehr in solch guter Form begutachten.
Die Atmosphäre des Films ist, wie zu erwarten, ein sehr
zweischneidiges Schwert. Zu Beginn und am Schluss überzeugt das Werk wirklich
auf Ganzer Linie, nur leider muss man dazwischen einen herben Einbruch in der
Spannungskurve verzeichnen. Man fiebert zwar mit, wünscht sich aber insgeheim
nur, dass endlich etwas passiert und man nicht nur Mary dabei beobachtet wie
sie eben ihr Leben mit ihrem Hund lebt, bzw. später auf der Suche nach selbigen
geht und dabei auf offen stehende Fenster und verschobene Möbel trifft. Bei der
ersten Sichtung ist man sicherlich noch gespannt, ob der ganzen Ereignisse, da
man eben nicht weiß was einen erwartet, aber spätestens beim zweiten Mal
verliert der Film sehr viel von seiner Spannung.
Was die Musik angeht, bekommt man hier, passend zum
angepeilten Genre, sehr dezente und zurückhaltende Klänge geboten. Kein
abgefahrener Rock- oder Technosoundtrack, sondern melodische und angsterregende
Töne gibt es in Judy zu entdecken. Die Musik stammt diesmal komplett aus der
Feder von Regisseur Emanuelle De Santi, welcher auch für Adam Chaplin
verantwortlich war. Der Film selbst wurde übrigens vor Release wieder englisch
synchronisiert, sodass auch hier eine leichte Asynchronität bei den
Lippenbewegungen vorhanden ist.
Fazit: Was genau ist Judy denn nun geworden. Man kann sagen,
dass man hier einen Thriller mit Elementen aus dem Home Invasion Genre bekommt,
der zudem mit einigen wirklich deftigen Splatterszenen garniert wurde. Der
starke Anfang und das atemberaubende Ende wissen zu gefallen, nur leider
schwächelt der Film in der Mitte, was angesichts des Potentials sehr schade
ist. Gerne mehr davon, aber ohne Leerlauf.
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