Freitag, 6. Februar 2015

Review: Judy

Judy


Die italienische Filmschmiede Necrostorm genießt unter Fans einen ganz bestimmten Ruf:  Sie kreieren die blutigsten Splatterfilme Italiens.  Egal ob finstere Dämonen, die einem Mann bei seiner Rache helfen. Überdrehte Gesetzeshüter, die mit abgefahrenen Sci-Fi Waffen für Recht, Ordnung und Unmengen an Gedärmen sorgen. Oder Geheimagenten, die eine Verschwörung aufdecken und sich in Egoshooter Perspektive durch ein Hotel kämpfen. Genau das erwartet man als Fan von den Jungs aus dem Stiefel Europas. Dass das Team aber auch ganz anders kann, wollen Sie nun mit ihrem aktuellen Werk beweisen. Doch tun sie sich damit auch einen Gefallen, oder vergraulen sie stattdessen ihre eingeschworene Fangemeinde? 

Mary und ihre Hündin Judy leben ein ganz normales Leben. Doch eines Tages begegnet Mary der Straßenperformerin Ursula. Diese verlangt von ihr nur eins: Sie soll sich kurz Zeit für einen Zaubertrick nehmen. Doch Mary ergreift verängstigt die Flucht, nicht ahnend, dass sie damit ihr Schicksal besiegelt hat. Bald schon erhält sie merkwürdige Anrufe und wenig später verschwindet ihr Hund spurlos. Das Grauen hat begonnen und ihr Leben wird nie wieder dasselbe sein!


Die Geschichte von Judy hört sich zunächst sehr spannend an und das ist der Film zu Beginn auch, allerdings begeht er dann einen folgenschweren Fehler. Nach gut 15 Minuten, also nach dem Treffen von Mary mit Ursula verliert der Film ungemein an Fahrt. Dem Zuschauer wird das Leben von Mary näher gebracht und immer wenn man damit rechnet, dass es gleich los geht und der Terror beginnt, hält der Film sich zurück. Die Intention dahinter ist durchaus erkennbar, denn die Emanuele de Santi versucht mit diesem Part an die Werke von David Lynch und Co. anzuknüpfen und mit der Psyche des Zuschauers zu spielen. Leider weiß man aber bereits vom Back Cover, dass diese ganzen Vorkommnisse nicht nur in Marys Gedanken geschehen und somit ist diese Herangehensweise eher kontraproduktiv. So vergehen also gut 50 Minuten, ohne dass wirklich etwas Unheimliches oder bedrohliches geschieht. Erst kurz vor Schluss schrauben die Macher den Terrorlevel auf das Maximum und so haut einen Judy in den letzten Minuten dann wirklich aus den Schuhen. Leider bleibt aber der bittere Beigeschmack aus dem Mittelstück zurück.


Und das ist doppelt schade, da Judy in seinen besten Momenten zu dem bisherigen Highlight aus dem Hause Necrostorm zählt. Besonders das Ende, wie schon angesprochen, haut einen als Fan wirklich um. Dabei allerdings nicht unbedingt durch den Einsatz von Blut und Gedärmen, sondern allein durch den puren Terror, der von Ursula und ihrer Gang ausgeht. Wer jetzt befürchtet, dass die Jungs gänzlich auf Gore verzichtet hätten, der kann beruhigt aufatmen. Judy ist zwar kein reiner Splatterfilm geworden, doch wenn es dann blutig wird, dann so richtig. Erneut muss hier das Ende genannt werden, welches mit sehr guten Effekten aufwarten kann und dieses Mal stammen die blutigen Effekte nicht nur aus dem Computer. Das handgemachte Splattermake-up zählt definitiv zu den Highlights des Films. Solche Wunden durfte man definitiv schon lange nicht mehr in solch guter Form begutachten.


Die Atmosphäre des Films ist, wie zu erwarten, ein sehr zweischneidiges Schwert. Zu Beginn und am Schluss überzeugt das Werk wirklich auf Ganzer Linie, nur leider muss man dazwischen einen herben Einbruch in der Spannungskurve verzeichnen. Man fiebert zwar mit, wünscht sich aber insgeheim nur, dass endlich etwas passiert und man nicht nur Mary dabei beobachtet wie sie eben ihr Leben mit ihrem Hund lebt, bzw. später auf der Suche nach selbigen geht und dabei auf offen stehende Fenster und verschobene Möbel trifft. Bei der ersten Sichtung ist man sicherlich noch gespannt, ob der ganzen Ereignisse, da man eben nicht weiß was einen erwartet, aber spätestens beim zweiten Mal verliert der Film sehr viel von seiner Spannung.


Was die Musik angeht, bekommt man hier, passend zum angepeilten Genre, sehr dezente und zurückhaltende Klänge geboten. Kein abgefahrener Rock- oder Technosoundtrack, sondern melodische und angsterregende Töne gibt es in Judy zu entdecken. Die Musik stammt diesmal komplett aus der Feder von Regisseur Emanuelle De Santi, welcher auch für Adam Chaplin verantwortlich war. Der Film selbst wurde übrigens vor Release wieder englisch synchronisiert, sodass auch hier eine leichte Asynchronität bei den Lippenbewegungen vorhanden ist.


Fazit: Was genau ist Judy denn nun geworden. Man kann sagen, dass man hier einen Thriller mit Elementen aus dem Home Invasion Genre bekommt, der zudem mit einigen wirklich deftigen Splatterszenen garniert wurde. Der starke Anfang und das atemberaubende Ende wissen zu gefallen, nur leider schwächelt der Film in der Mitte, was angesichts des Potentials sehr schade ist. Gerne mehr davon, aber ohne Leerlauf.





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