Godzilla vs. Hedorah
Nach 2 Jahren der Abstinenz, kehrte das japanische
Filmmonster #1 1971 wieder zurück. Nach dem, von Fans als durchwachsen bis mies
angesehenen, Vorgänger Godzilla Attack all Monsters, suchte man sich für den
anstehenden Kaijuhit ein damals sehr aktuelles Thema aus: Die
Umweltverschmutzung. Denn in Frankensteins Kampf gegen die Teufelsmonsters, mal
wieder ein sehr kreativer deutscher Titel, muss Godzilla die Materialisierung
der verschmutzten Umwelt in Form von Hedorah bekämpfen. Aber auch dieser Film
gilt unter Godzilla Fans als zweischneidiges Schwert. Gibt es vielleicht
dennoch hinter dem verschrienen Werk eine kleine Kaijuperle zu entdecken, oder
sollte man diesen Ausflug von Godzilla lieber unter den verschmutzten Teppich
kehren?
Das Wasser ist verschmutzt, die Kamine stoßen giftiges Gas
aus und die Umwelt leidet. „Gebt Sie uns zurück“, singt eine junge Frau. Doch die Umwelt wehrt sich auf ihre ganze
eigene Art und so entsteht ein wahrhaftig böses Wesen: Hedorah (dt. Name
Hydrox). Dieses verpestet die Luft mit giftigen Gasen und macht den Menschen
das Leben zur Hölle. Nur einer kann jetzt noch helfen: Godzilla. Doch auch er
stößt schnell an seine Grenzen und das Ende der Menschheit scheint besiegelt.
Wird es dem König der Monster gelingen, diesen Widersacher zu besiegen?
Um eines direkt festzuhalten, ja dieser Godzilla Film ist
anders und ja es gibt genug Gründe diesen Film als schwarzes Schaf (neben
Godzilla Attack all Monsters) zu bezeichnen. Aber dennoch kann man unter diesen
ganzen Änderungen einen sehr netten Kaijufilm entdecken. Godzilla selbst
erscheint beispielsweise bereits nach 11 Minuten auf der Bildfläche. Das
Verhalten von Godzilla ist diesmal als sehr „ausdrucksstark“ zu bezeichnen. So
wedelt er, beispielsweise dauernd mit seinen Händen und auch sonst hat er
einige Gesten im Gepäck, welche sicherlich dazu da sein sollen um ihn für das
junge Publikum „cooler“ erscheinen zu lassen. Bei dem kleinen Ken klappt das
auf jeden Fall, immerhin imitiert er ihn in regelmäßigen Abständen. Angesichts
der Tatsache, dass dies ohnehin die Zeit war, in der Godzilla eher als Freund
der Menschen dargestellt, und nicht mehr als Personifizierung der Zerstörung
angesehen wurde, macht dieses Verhalten durchaus Sinn.
Auch die musikalische Untermalung wurde diesmal geändert. Diesmal
war nicht Ifukube für den Score verantwortlich, sondern Riichirô Manabe
komponierte die einzelnen Tracks. Manabe durfte übrigens 2 Jahre später bei
Godzilla vs Megalon (King Kong – Dämonen aus dem Weltall) erneut die Musik
kreieren. Die klassischen Godzilla Tracks muss man hier auf Grund des neuen
Komponisten leider vergeblich suchen. Stattdessen wird Godzillas Auftritt immer
von einem sehr verschlafenden, ja fast schon berauschten Track untermalt. Das
passt natürlich gut zur damaligen Zeit, voller freier Liebe und Co. aber zu
Godzilla passt das leider nicht so ganz. Der sehr poppige Introtrack hingegen
weiß zu gefallen und passt sehr gut zu dem sehr flashigen Bildern, mit welchem
dieser unterstützt wird. Wo wir auch schon beim nächsten Punkt wären. Denn
Godzilla vs Hedorah hat einige sehr abgefahrene Bilder zu bieten. Besonders die
abgefahrenen Disco-Szenen und die merkwürdigen Party auf dem Mt. Fuji muss man
einfach gesehen haben, um sie mit einem Godzillafilm in Verbindung bringen zu
können.
Bei den Effekten hält sich das Werk leider etwas bedeckt.
Abgesehen von ein paar interessanten Effekten in Zusammenhang mit Elektrizität
und Godzillas Multifunktionsatem, mehr dazu später, bietet der Film nämlich recht
wenige Effektszenen. Es werden kaum Gebäude zerstört und auch so bekommt man,
was richtige Kaijukost angeht, recht wenig geliefert. Dafür sieht man in diesem
Werk allerdings einige Skelette und Leichen, wodurch der Film in der damaligen
Zeit sicherlich einiges an Schockwirkung zu bieten hatte. Auch jetzt noch wirkt
das Ganze ein wenig unpassend und besonders auf Grund der freundlichen
Auslegung von Godzilla himself eher befremdlich.
Das wahre Highlight und der Grund warum man diesen Film
einfach gesehen haben muss ist eine Szene, welche relativ spät im Verlauf des
Films gezeigt wird. Denn Godzilla muss in dieser berühmt-berüchtigten Szene Hedorah
verfolgen, also wird kurzerhand der Feueratem als Antrieb benutzt und Godzilla
hebt ab. Ja tatsächlich, in diesem Film sieht man, wie Godzilla fliegt. Nachdem
der Produzent damals im Krankenhaus war und sein Beauftragter dazu sein OK gab,
wurde der Film mit ebenjener Szene in die Kinos gebracht. Als Mr. Tanaka den
Film später das erste Mal sah, war er entsetzt und mit ihm sicherlich viele
Fans auf der ganzen Welt. Dennoch passt diese Szene irgendwie ganz gut in den
ohnehin sehr eigenwilligen Film und so stellt diese, den Höhepunkt in dem
abgefahrensten Godzilla Film aller Zeiten dar.
Fazit: Frankensteins Kampf gegen die Teufelsmonster aka.
Godzilla vs. Hedorah ist sicherlich ein sehr eigenwilliger Godzilla Film
geworden, der nicht ganz zu Unrecht bei vielen Fans verschrien ist und definitiv
nicht zu den Highlights der Reihe zählt. Für Fans von Godzilla natürlich
Pflicht auch wenn der Film ganz anders ist, als die anderen Werke rund um den
König der Monster. Als Quereinstieg auf jeden Fall gänzlich ungeeignet. Von dem
her: Schauen auf eigene Gefahr, denn man wird den fliegenden Godzilla niemals
mehr vergessen können!
Zur Veröffentlichung: Anolis spendiert diesem Werk mal
wieder die Ultra Deluxe Behandlung. Auf gleich zwei DVDs bekommt man hier
Unmengen an Bonusmaterial, sowie die japanische Originalfassung als Hauptfilm
präsentiert. Die japanische Originalfassung weist dabei ein grandioses Bild auf
und kann zudem mit tollem Sound punkten. Die Untertitel sind ohne Fehler und
sogar der Intro-Song wird hervorragend übersetzt. Auch die deutsche Synchro
weiß zu gefallen. Die zweite Fassung, welche es zu entdecken gilt, ist die
deutsche Kinofassung, diese schwächelt zwar bei dem deutschen Intro weißt
ansonsten aber dieselbe gute Bildqualität, wie die japanische Fassung auf.
Beim Bonusmaterial scheint Anolis wieder keine Kosten und
Mühen gescheut zu haben, denn sage und schreibe 3 Audiokommentar bieten die
beiden Discs und diese laden definitiv zum mehrmaligen Sehen ein. Auch das 11-minütige
Interview mit Regisseur Banno überzeugt, wenn gleich dieses in schriftlicher
Form bereits in dem Buch „Japan – Die Monsterinsel“ von Jörg Buttgereit zu
lesen war. Ein weiteres Highlight dürfte die deutsche Super-8 Fassung sein,
welche zwar eine recht miese Bildqualität, dafür aber den Film in gerade einmal
36 Minuten zeigt. Darüber hinaus gibt es dann noch Trailer, Bildergalerien und
einen Werberatschlag zu entdecken.
Das 20-seitige Booklet von Ingo Strecker bietet einige
interessante Hintergrund Infos über die Entstehung des Films und die Verbindung
zur damaligen Zeit. Besonders interessant ist dabei auch die Geschichte über
Banno und wieso es für ihn leider der einzige Godzilla Film geblieben ist. An
sich also wieder mal eine perfekte Veröffentlichung aus dem Hause Anolis, die
zeigt wie man Klassiker präsentieren sollte, wenn gleich der Film selbst
sicherlich Geschmackssache bleiben wird. Doch die Zukunft für die Kaiju
Classics Reihe sieht bereits rosig aus, denn Anolis hat einige wirkliche
Klassiker im Gepäck, sodass man sich definitiv auf das Jahr 2015 freuen kann.
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