Montag, 9. Februar 2015

Nature Special: Nature - The Series Season 1 Review

Nature Special: Nature - The Series Season 1


Das Found Footage Genre und der deutsche Indiefilme passen derzeit so gut zusammen, wie kaum ein anderes Filmgenre. So ist es wenig verwunderlich, dass zwischenzeitlich immer mehr Werke in diese Richtung gehen. Umso erstaunlicher ist es allerdings das sich nun ein Regisseur das Genre als Vorbild für eine eigenständige Serie genommen hat. Nature – The Series gedreht von niemand anderem als Timo Rose (Barricade, Game Over, Reeperbahn), versucht durch eben jene Prämisse etwas zu erschaffen, was man so im deutschen Filmbereich bisher spärlich missen musste. Doch gelingt ihm damit eine Sensation, oder kann man auf diese Serie getrost verzichten? 

Steve Chandon ist ein exzentrischer Millionär, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, ein Wesen zu finden, auf welches er bereits vor 13 Jahren gestoßen ist. Förmlich besessen von der Vorstellung, dass dieses Monster real ist, begibt er sich allein und ohne jegliche Unterstützung, auf die Suche nach dem Ungetüm. Dabei nicht ahnend, auf welche Reise er sich begibt und wie ihn diese für immer verändern wird. Das Grauen ist überall und Steve wird bald schon wissen, wie real das Ganze ist.


Die erste Staffel von Nature umfasst 6 Folgen, welche zusammen gut 2 Stunden gehen. In dieser Zeit gelingt es Timo Rose nicht nur eine sehr interessante Grundlage, auf einer allzu bekannten Monstergeschichte zu erschaffen. Nein, vielmehr gelingt es ihm, einen Charakter zu kreieren, der so real und menschlich wirkt, wie kaum einer zuvor in dem Genre. Man muss wirklich den Hut davor ziehen wie toll die Figur „Steve Chandon“ geworden ist und wie sehr man sich mit ihm identifizieren kann. In jeder Folge wird der Charakter weiter ausgebaut und mit jedem Erlebnis, in Steves Leben, welches dem Zuschauer gezeigt wird, wird das Band zwischen den beiden Parteien immer intensiver. Man fiebert mit ihm mit und versucht selbst auch, das Geheimnis zu lüften und Steve dabei beizustehen.

Die Rolle des Steve profitiert ungemein von dem Schauspieler, welcher eben jene verkörpert. Max Evans ist einfach „Steve Chandon“. Daran gibt es schon nach der ersten Folge keinen Zweifel mehr. Max lebt und atmet Steve, in allem was er tut und genau dadurch schafft es die Serie, einen immer mehr zu begeistern. In den üblichen Found Footage Werken wird einem meist nur irgendeine Figur vorgesetzt, die nicht wirklich viel Backstory zu bieten hat. Sie ist eben da um die Kamera zu halten. Identifizieren muss und will man sich auch nicht unbedingt mit ihr. Man merkt Roses Werk allerdings an, dass es ihm ungemein wichtig war, dass der Zuschauer hier eine Person hat, mit der er sich identifizieren kann und deren Beweggründe Sinn ergeben und sogar nachvollziehbar sind. Dies gelingt Rose ungemein gut und allein dafür lohnt es sich schon, seine Zeit mit der Serie zu verbringen. Doch es gibt noch weit mehr zu entdecken.


Unter der Prämisse, dass man die kompletten Ereignisse von Steve auf dessen Laptops gefunden hat, und diese auch komplett bearbeitet wurden, muss man sich hier nicht, mit nicht vorhanden Schnitten oder einer fehlender Soundkulisse rumärgern. Und für diese beiden Punkte hat man sich vielleicht die derzeit besten des Genres ins Boot geholt. Kai E. Bogatzki (Liebe) zeichnet sich für den Schnitt verantwortlich und man spürt sofort, dass der Regisseur und er sich blind verstanden haben. Jede Szene profitiert von der grandiosen Arbeit des Cutters und genau dadurch wird die ohnehin schon sehr hohe Atmosphäre noch weiter unterstützt. Auch die Soundkulisse weiß zu gefallen. Myra, welche mir vor der Serie noch nicht bekannt war, zeichnet sich für den atmosphärischen Introtrack verantwortlich und Regisseur Rose selbst verleiht den einzelnen Folgen durch perfekt ausgewählte Tracks, die perfekte musikalische Untermalung.

Wem sich bei dem Wort Found Footage schon die Fußnägel hochstellen, dem sei an dieser Stelle gesagt, dass man sich hier nicht mit wirren, verwackelten und unkenntlichen Aufnahmen rumärgern muss. Vielmehr legt die Serie sehr viel Wert darauf, Steve und seine Statements aufzunehmen und nur in einzelnen wenigen Szenen, verfolgt man das Geschehen in der berühmten Wackelkamera. Dies hält sich allerdings in Grenzen, sodass diese kurzen Passagen nicht weiter ins Gewicht fallen.


Wie bereits angesprochen dreht sich der Film, um ein Monster, auf wessen Fährte sich Steve begibt und ja man sieht das Wesen einige Male. Doch wer jetzt hofft, dass das Grauen in jeder Folge zunimmt und Steve am Ende dem Ungetüm Auge in Auge gegenüber steht, der wird enttäuscht sein. Vielmehr wird Steve selbst mit jeder Folge, mehr zu einem der Monster, die keine Eindringlinge in ihrem Revier dulden. Er wird förmlich eins mit dem, wonach so sehr sucht und was er unbedingt verstehen will. Wenn man das Wesen dann mal zu Gesicht bekommt, dann wirklich nur so, dass man danach nicht wirklich weiß was man da gerade gesehen hat. Hier darf man also schon sehr auf die zweite Staffel gespannt sein, welche ja bereits in Arbeit ist und eventuell noch mehr vom Wesen zu bieten hat.

Fazit: Found Footage Horror, oder doch eher ein Charakterdrama? „Nature – The Series“ Staffel 1 schafft es einen ungemein in seinen Bann zu ziehen und dabei einen Charakter zu erschaffen, der realer wirkt als so manche Figur aus der Feder Hollywoods. Man fiebert mit, mit diesem Mann der sich auf eine Jagd begibt und dabei sein altes Leben komplett aufgibt. Spannend, fesseln und einfach nur einzigartig. Diese Serie muss man gesehen haben, selbst wenn man normalerweise nicht auf Found Footage steht!!!



Passend zu der Review, habe ich es mir nicht nehmen lassen, ein paar Wörter mit dem Regisseur selbst zu wechseln. Also ohne Umschweife, hier das Interview mit Mr. Timo Rose himself:

Interview


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