Montag, 11. November 2013

Review: Isolation

Isolation




Grindhouse Films, eine kleine Filmschmiede aus dem Herzen Deutschlands, bescherte dem interessierten und offenen Filmfan dieses Jahr bereits den Horror- und Splatterkracher Ghouls Night Out 3 (Review). Nun gibt es bereits den zweiten Film in einem Jahr. ISOLATION. Doch was genau haben die Jungs hier geschaffen? Konnten sie sich im Vergleich zum Abschluss der Ghouls Night Out Trilogie erneut verbessern?


Schreckliche Morde häufen sich. Ein junger Mann muss jeden Tag aufs Neue morden. Der mit dem Fall beauftrage Polizist kann sich einfach keinen Reim darauf machen. Was treibt einen Mensch dazu an, andere Menschen auf brutalste Art und Weise zu töten. Was muss in ihm vorgehen und wie kann man ihn aufhalten. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt, denn der Mörder kennt kein Erbarmen mit seinen Opfern.


Die Geschichte von Isolation ist nichts wirklich neues, aber das muss sie auch gar nicht sein. Wer die Ghouls Night Out Filme kennt, wird aber sofort merken, dass die Jungs sich hier deutlich mehr Gedanken gemacht haben. Zwar dürfte der Inhalt keinen Innovationspreis gewinnen, dafür weiß die Umsetzung aber von der ersten Minute an sehr zu gefallen. Der junge Mörder, welcher von Philip Petrosky verkörpert wird, wird schon während dem Vorspann als gebrochenes Wesen charakterisiert. Während ein absolut melancholischer Track, bestehend aus Klavier- und Geigentönen, spielt, beobachtet man, wie Bilder aus der Jugend des Mörders verbrannt werden. Sein Leben wird vernichtet, es ist am Ende und genau wie die Bilder verbrennen in dem jungen Mann die Gefühle. Sie werden förmlich ausgelöscht. Doch das war erst der Anfang. Von nun an begleitet der Zuschauer den Mörder bei seinen Taten, wird zu einem Voyeur, der sich auf Grund des immer wiederkehrenden Hauptthema, genauso einsam und verstört fühlt, wie eben jener Killer.


Was sofort auffällt bei dem neusten Streich der Bayern ist, dass sich das Equipment um mehrere Stufen verbessert. Die Kamera fängt das Geschehen grandios ein und man hat fast zu jeder Zeit, wenn man von ein paar Nachtaufnahmen absieht, den vollen Überblick. Bei dem Schnitt gingen die Jungs einen sehr interessanten Weg. Hier wurde das an sich altbekannte Thema des Mörders mit Einflüssen aus dem Experimentalkino vermischt. Bereits nach dem ersten Mord, als der Mörder sich wieder in seine eigenen vier Wände zurück zieht, welche passend im Keller eines Hauses liegen, wird man mit einem Schnittgewitter bombardiert und mit perfiden Bildern eines von Maden bedeckten Gehirnes geschockt. Ist das das Innere von diesem kranken und abartigen Individuum? Der Zuschauer wird mit diesem Angriff auf seine Nerven förmlich überrumpelt und gleichzeitig schockiert. Dazu mischen sich, kräftige Farben, wobei besonders die Farbe Blau einen nachhaltigen Eindruck erzeugt. Die Psyche des Mörders und auch dessen Gefühle sind kalt, abgestumpft und unwirklich. Solcherlei Farbspielereien finden sich in dem ganzen Film wieder und werden besonders bei Fans des abseitigen Kinos zu Jubelstürmen führen. Man merkt einfach, dass die Jungs hier einen ganz anderen und deutlich ernsteren Weg gehen, als noch bei ihren ersten Werken und man merkt ihnen an, dass sie reifer und durchdachter vorgehen. Doch das war bei weitem noch nicht alles. Die Jungs verstehen es, sei es nun bei den Kills, in ruhigen, sich erscheinenden Momenten oder etwa während ganz normalen Kamerafahrten, immer wieder neue und sehr interessante Aspekte in Punkto Schnitt zu erzeugen. Was in diesem Zusammenhang äußerst positiv auffällt ist der Verlauf des Films. Zunächst beginnt das Ganze sehr behäbig. Immerhin lässt sich der Film fast 5 Minuten Zeit, in denen außer dem Verbrennen der bereits angesprochenen Fotos nichts passiert. Man wartet gespannt darauf, dass der Film endlich in Bewegung kommt. Doch dann geht alles Schlag auf Schlag und mit jedem Mord, mit jeder neuen Szene setzen die Jungs eins oben drauf. Hier merkt man förmlich wie sich das Ganze immer weiter steigert. Ohne die grandiose Darbietung von Philip Petrosky, wäre der Film genau an diesem Aspekt sicherlich zum Scheitern verurteilt gewesen. Doch diese düstere und traurige Präsenz, welche bis zum Ende von ihm ausgeht, gibt dem Werk das gewisse Etwas. Eine weitere perfekte Szene, die dies hervorragend unterstreicht, ist der Mord an dem, vom Regisseur gespielten Opfer, im Wald. Das Thema erklingt, die Nerven des Zuschauers spannen sich förmlich an. Doch das bereits feststehende Opfer ist entspannt und vergnügt mit dem Alkoholkonsum beschäftigt. Je weiter das Unheil nun seinen Lauf nimmt, desto schlimmer wird das Ganze für den Beobachter. Wo soll das nur enden? Als das Opfer dann sein Ende findet, ist man fast glücklich darüber diese Spannung los zu sein. Und genau muss man auch schon den nächsten Punkt ansprechen, nämlich die Effekte, welche einen riesen Satz nach vorne gemacht haben. Alles wirkt durchdachter und deutlich professioneller. Ein weiterer Aspekt der sich sehr gut in die Geschichte integriert, sodass man nun neben den normalen Thriller- und Experimentalelementen auch noch eine Prise Splatter geboten bekommt. Die Effekte werden dabei nie selbstzweckhaft verwendet. Darüber hinaus hält der Film nie voll drauf und genau aus diesem Grund verkommt der Film auch zu keinem Moment zu einer reinen Schlachtplatte.


Als nach gut 40 Minuten dann das Ende in Sicht ist, punktet der Film erneut mit einer weiteren interessanten und wie gewohnt grandios umgesetzten Idee. Denn nun bekommt man es mit einem wahren Showdown, wie man es aus den Actionklassikern der 80er gewohnt ist, zu tun. Der Mörder begeht einen schweren Fehler und nun ist der Polizist auf seiner Fährte und jagt ihn bis zum bitteren Ende. Hierbei entstehen nun Actionszenen die das Wort Amateur, oder gar Independent nicht mehr verdient haben. Slow-Mo Szenen reihen sich an Schusswechsel und Kampfeinlagen. Natürlich sieht man hier und da, dass das Budget keine Millionen betragen hat, dafür ist es aber umso beeindruckender, was die Jungs hier choreographiert haben. Alles ist durchdacht, macht Sinn und entwickelt einen actionreichen Flow. Wenn dann nach 56 Minuten der Abspann beginnt, ist man fertig mit den Nerven, so viele Ideen und Einflüsse wurden hier zu einem interessanten Mix zusammengefügt, dass man einfach nur den Hut vor so viel Mut und Kreativität ziehen muss.


Fazit: Isolation ist neben Necrophile Passion eines der absoluten Highlights des Filmjahres 2013 im Bereich des Independent Filmes. Kurzweilig, ideenreich, grandios gespielt und einfach nur einzigartig. Man kann nur hoffen, dass die Jungs von Grindhouse Films bald wieder vor und hinter der Kamera stehen werden, denn sie haben mit diesem Film bewiesen, dass sie das Talent und die Möglichkeiten haben, einen Film zu machen, der nicht nur von Amateur- und Indifans genossen werden kann, sondern auch für die breite Masse eine klare Empfehlung darstellt. Schauen, genießen und stolz darauf sein, dass deutsche Filmemacher solche Werke schaffen können!!


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