Samstag, 9. November 2013

Buch Review: Tagebuch aus der Hölle

Tagebuch aus der Hölle


Tagebuch aus der Hölle, ein Titel der schon für sich genommen recht interessant ist. Doch welche Hölle wird damit angesprochen. Handelt es sich um die Niederschrift der Erlebnisse von einem Jugendlichen? Jemandem der irgendwo verschollen ist, oder gar in einem Gefängnis sitzt. Auch wenn man sicherlich zunächst nicht davon ausgehen mag, aber bei dem Tagebuch aus der Hölle handelt es sich tatsächlich um ein Tagebuch von jemandem der in der Hölle gefangen ist. Doch kann dieses Buch überzeugen oder sollte man seine Zeit lieber nicht mit diesen Tagebucheinträge verschwenden?


Ein Mann wacht in der Hölle auf. Nachdem er durch einen Kopfschuss sein Leben und all dessen Qualen beendet hat, hofft er auf Ruhe, doch das ist ihm nicht vergönnt, denn all die jenigen, welche nicht an Gott glauben, landen als Strafe in der Hölle. Und so wacht er an dem Ort auf, an welchen er in seinem ganzen Leben nie geglaubt hat. Doch das ist noch bei weitem nicht die größte Strafe. Denn in der Hölle ist er den Dämonen ausgesetzt. Aber bald entdeckt er, dass die Hölle nicht so schlimm wie er es zunächst erwartet hat und so beginnt sein Leben doch noch einen Sinn zu bekommen und das erst nachdem es eigentlich schon beendet war.

Das Buch von Jeffrey Thomas liest und fühlt sich von der ersten bis zur letzten Minute wirklich wie ein Tagebuch an. Die Einträge sind nie gleich, sondern mal eher lang und mal kürzer. Abhängig davon, was dem Mann an jenem Tag in der Hölle passiert ist. Immer wieder kommt es dann auch dazu, dass man mehrere Tage überspringt, wobei sich hier nicht nur der Leser, sondern auch der Charakter selber fragt, ob es in der Hölle überhaupt noch Tage gibt. Dies wird dann auch immer wieder dadurch ersichtlich, da die Dämonen nichts mit dem Wort Tagen anfangen können. Doch die Dämonen sind bei weitem noch nicht das Schlimmste, was in der Hölle auf die Verdammten wartet, denn auch die Engel kommen immer mal wieder in der Hölle vorbei, um Verdammte zu jagen und diese zu quälen. Der Leser stellt sich daher immer wieder die Frage, wer die wirklich bösen in dieser Geschichte sind. Sind die Dämonen vielleicht noch ärmer dran, als die Verdammten, denn immerhin sind sie bei weitem nicht so frei, wie man es zunächst denkt. Denn wenn immer die Engel in die Hölle einfallen, lassen sie die Verdammten und die Dämonen spüren, wer von Gott auserwählt wurde und wer nicht.

All das bekommt der Leser immer wieder zwischen den Zeilen vermittelt, doch darüber hinaus gibt es noch ein weiteres Hauptaugenmerk und zwar verliebt sich der Tagebuchschreiber in einen Dämonen, bzw. in eine Dämonin. Ab gut der Hälfte entspinnt sich so ein minimal ausgebaute und nie zu klischeehafte Liebesgeschichte zwischen jemandem der in seinem Leben nie wirklich froh war und nun vielleicht sogar mehr Sinn in dem Leben nach dem Tod sieht und einer Kriegerin die bei weitem nicht so stark ist, wie man vermutet möchte. Hier schafft Thomas es eine kranke und wirklich unheilwolle Welt nach dem Tod darzustellen, ohne dabei ein ums andere mal auch mit einem Lichtblick daher zu kommen. Und genau diese Lichtblicke sind es dann, die den Leser immer wieder zum weiterlesen animieren. Das ganze ist bei weitem kein purer Horrorroman, sondern viel mehr eine Geschichte die so auch ohne weiteres in der echten Welt spielen könnte, von ein paar außergewöhnlichen Vorfällen, wie fliegende Aale abgesehen. Man kann die Geschichte der Liebe zwischen Dämon und Verdammten auch durch andere Charaktere austauschen. Beispielsweise die Liebe zwischen Juden und Deutschen im zweiten Weltkrieg. Immer wieder schleicht sich dieser Vergleich in die Geschichte ein. Denn spätestens am Ende, wenn die Dämonen aus der Stadt Oblivion fliehen müssen, fühlt man sich unweigerlich an die fliehenden Menschen während dem zweiten Weltkrieg erinnert.

Dennoch herrscht auf Grund der einseitigen Sichtweise des Ich-Erzählers auch immer wieder ein wenig Leerlauf. Besonders dann wenn es dem Autor nicht so ganz gelingen will, den Leser mit seinen Schilderungen zu fesseln. Gott sei dank halten sich diese Momente aber in Grenzen und kommen nur dann vor, wenn Jeffrey Thomas zu viel von der Welt um den Charakter vermitteln möchte und dabei ein wenig die Spannung aus dem Auge verliert. Natürlich kann man nun auch so argumentieren, dass ein Tagebuch eben die Wiedergabe des täglich Erlebten ist und das nicht jeder Tag nur aus spannenden Ereignissen bestehen kann. An dieser Stelle muss eben jeder selber wissen, ob dieser Schreibstil einem gefällt oder eben nicht.

Fazit: Tagebuch aus der Hölle liest sich wirklich wie ein Tagebuch und die Darstellung der Hölle kann auf ganzer Linie überzeugen. Neben all den kranken und grausamen Geschehnissen, bietet die wunderschön und zu keinem Zeitpunkt zu kitschig erzählte Liebesgeschichte einen tollen Ausgleich. Wer schon immer wissen wollte, wie ein Leben nach dem Tode aussehen könnte, der sollte die Reise mit diesem Buch wagen!


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