Börsen-Fun + Zombie Infection
In der heutigen Zeit ist es für Filmenthusiasten oft am
einfachsten, sich seinen Nachschub direkt über das Internet zu bestellen.
Amazon, DTM, OFDB und wie sie alle heißen. Man sucht einen Film und kauft ihn
sich. Doch es gibt auch andere Möglichkeiten, um den eigenen Splatterkeller zu
füllen. Eine dieser Optionen nennt sich DVD-Börse. Im ganzen Land verteilt, hat
man die Chance sich mit Gleichgesinnten zu treffen und über das gemeinsame
Hobby zu philosophieren. Zudem stöbert man in gemütlicher Runde durch das
Angebot verschiedenster Händler. Am 12.12.2015 war eine dieser Börsen bei mir
in der Gegend und so habe ich es mir nicht nehmen lassen, auch mal vorbei zu
schauen.
Der wichtigste Grund war dabei, sich das Sortiment von Black
Lava Entertainment einmal genauer anzuschauen. Fans der außergewöhnlichen
Filmkunst kennen das Label aus dem Nachbarland ja bereits und wissen, dass man
nur dort auf Werke stößt, die der normale Handel verschmäht. In freudiger
Erwartung kam ich also auf der Börse an und traf direkt ein weiteres bekanntes
Gesicht der deutschen Splatterszene: Jochen Stephan, der kreative Kopf hinter
Blutnacht 1+2. Schnell begrüßt und dann rein zu den Irren. Im Eingangsbereich
schon den nächsten Bekannten entdeckt: Madman Marv, der Regisseur des grandiosen
„Schwäbischen Sägewerkmassaker“. Ein paar Worte gewechselt und dann ging es die
Treppe hoch. Und da war er, der Stand mit dem gigantischen Banner vom letzten
blacklavaschen Abendmahl. Hinter der Theke stand er!: Thomas Binder, der Mann
hinter BLE. Doch er war nicht alleine, denn er hatte zwei weitere bekannte
Gesichter, El Gore von Grindhouse Films (der Macher von Isolation, Paraphilia,
Ghouls Night Out Trilogy, Would you go to hell for me) und Isabelle Fitzgerald
(La Petite Mort 2, Raw 3, Curse of Dr. Wolfenstein, Would you go to hell for
me) mitgebracht. Da ich mit El Gore schon in Isolation zusammenarbeiten durfte,
war die Freude umso größer ihn wieder zu sehen. Aber auch mit den anderen
beiden kam man sofort ins Gespräch über das gemeinsame Hobby.
Später kamen noch El Excremento(Der Henker 1+2, El
Excrementos Big Foot) und Jochen Stephan vorbei. Filme waren eben das
Wichtigste und genau in diesem Moment merkte man einmal mehr, dass es eben doch
mehr Spaß macht, mit anderen über das liebste Hobby zu sprechen. Sich beraten
zu lassen, was Jochen Stephan und Thomas Binder bei mir auch ausgiebig taten.
Zudem ist es immer wieder cool neue Leute kennen zu lernen und beim Black Lava
Stand war sowieso die Elite des Undergrounds versammelt, was einfach nur ein Fest
für alle Anwesenden war. Genau so und nicht anders muss ein DVD Kauf aussehen!
DU BIST SCHULD DAS ICH DEN FILM GEKAUFT HABE :D
Da mich Jochen Stephan mit seinen Ratschlägen auch zu
einigen Käufen verleitet hat, musste inzwischen natürlich auch der erste
Blindkauf gesichtet werden, dabei handelte es sich um Zombie Infection, ein
russischer Zombiefilm. Billig, blutig, stumpf! Ich musste sofort an Zombie 90
von Andreas Schnaas denken und ich erwartete das Schlimmste (im positiven
Sinne). Doch was genau hab ich da am Stand von Black Lava Entertainment erworben?
Grütze aus dem Osten, oder ein Kleinod an osteuropäischer Splatterkunst?
Der schreckliche Virus „D3“ aka „Death 3“ wird in einem
Fluss vergossen. Da dieser direkt mit der örtlichen Wasserversorgung verbunden
ist und die russischen Dorfbewohner ihr Wasser vornehmlich aus dem Wasserhahn
konsumieren, beginnt bald schon das fröhliche Sterben in der Gemeinde. Doch sie
sollen nicht für ewig Tot bleiben! Nach wenigen Minuten stehen sie von den
Toten auf und wollen nur eins: Gehirn!
Die Geschichte von Zombie Infection ist so sinnfrei wie der
ganze Film. Allein der tolle Anfangsdialog zwischen dem mysteriösen, namenlosen
Auftraggeber und einem Söldner, wo der super streng geheime Auftrag besprochen
wird, ist schon so unfreiwillig komisch. Besonders schön daran ist, dass er
seinen Auftrag, eine gewisse Person zu töten, gar nicht wahrnimmt. Aber gut,
warum auch??? Immerhin ist er anscheinend später der vermummte Mann, der das D3
in den Fluss kippt. Im Prinzip hätte es aber auch jeder X-beliebige andere
Mensch sein können. Who knows?
Doch es wird noch abstruser. Plötzlich sehen wir einen
amerikanischen Soldaten, der nach 20 Jahren wieder nach Hause kommt. Doch sein
Zuhause ist nicht etwa in Amerika, nein er ist gebürtiger Russe! Toll nur das
er mit seinen ca. 50 Jahren, er war also 30 als er nach Amerika ging, kein
einziges Wort russisch mehr kann und akzentfrei englisch spricht. Was 20 Jahre
so alles ausmachen können! Sein Bruder, oder Halbbruder wie sich dann später rausstellt,
freut sich extrem ihn endlich wieder zu sehen. Als dann die Zombies kommen,
flüchten die beiden, zusammen mit zwei Frauen in den Bunker unter dem Haus. Ja
in Russland ist man auf alles vorbereitet. Der Ami entschließt sich dann nach
einem Auto suchen zu gehen. Er geht und tötet dann einfach 20 Minuten lang
jeden Zombie den er sieht. Findet dann ein Auto, deren Fahrer und Beifahrer er
einfach schnell entsorgt. Holt seinen Bruder und eine der beiden Frauen, die
andere ist vor Panik geflüchtet ab, und tötet sie! Was das perfekte, oder
zumindest ein etwas sinnvolleres Ende gewesen wäre, die Auflösung selbst lasse
ich mal unausgesprochen, ist stattdessen einfach nur ein Teil des Films und man
schaut sich danach 20 Minuten Zombies an, die durch die Einöde Russlands
torkeln. Spannend ohne Ende. Am Schluss stirbt der Soldat vom Anfang an
vergiftetem Kokain. Ende!
Super Film!
Spaß bei Seite, dieser Film hat eine Geschichte wie sie von einem betrunkenen Drogenabhängigen kommen
könnte und genau das macht, wenn man auf sinnfreie Amateurfilme steht, Spaß.
Die ganzen Logiklöcher lassen wir mal gekonnt bei Seite. Auch den stümperhaften Schnitt wollen wir mal
lieber nicht erwähnen, nur so viel: Gefühlt 30 Mal wird mitten im Satz einfach
weggeschnitten und die „Schauspieler“
dürfen nicht mal das Wort zu Ende sprechen. Große Leistung!
Doch was der Film kann sind die Spezialeffekte. Jeder Zombie
hat ein grandioses Make-Up verpasst bekommen. Die Haut sieht oftmals wie
geschmolzen aus und auch der Tod der einzelnen Zombies ist immer schön blutig
in Szene gesetzt. Im Endeffekt ist das doch eh alles was zählt, oder? Wer bei
einem stumpfen, billigen Zombieamateursplatter auf was anderes wartet, dem ist
ohnehin nicht mehr zu helfen!
Zudem sollte erwähnt werden, dass Andreas Schnaas selbst
einen kurzen, dialoglosen Gastauftritt hat. Vor seinem wunderschönen DVD-Regal,
man beachtet die komplette Reihe „Verliebt in Berlin“, trinkt er in
Deutschland, was aber eigentlich Russland sein soll, ein Glas des vergifteten
Wassers und wird auch zum Zombie. Getötet wird er nicht, also läuft er wohl
noch irgendwo in deutsch Russland rum und hofft auf Gehirne. Die Bildqualität
in dieser Szene ist zudem unterirdisch und voller Konvertierungsfehler. Als ob
das jetzt noch jemand stören würde!
Und jetzt kommen wir zum absoluten Highlight!! Die festen
englischen Untertitel für die Passagen in denen russisch gesprochen wird! Wer
auch immer dafür verantwortlich war, bitte das nächste Mal weniger Wodka
trinken! Die Untertitel strotzen nur so vor absolut albernen Fehlern und man
merkt, dass hier Russen am Werk waren. Da werden Wörter wie „to“ und „are“
einfach vergessen. Andere Wörter werden einfach so geschrieben, wie man sie
ausspricht und vom Satzbau wollen wir gar nicht anfangen. Ganz im Sinne von „So bad that it’s good“
kann man eigentlich gar nicht anders als darüber zu lachen!
Fazit: Zombie Infection ist Müll!! Aber ganz ehrlich wer
hätte was anderes erwartet? Doch alle die, die auf Filme wie Violent Shit und
Zombie 90 stehen, werden den Film genau aus diesem Grund lieben. Er ist auf
eine absolut ehrliche Art und Weise schlecht und stümperhaft, doch versteckt er
sich dafür? Nein! Es gibt ihn sogar auf DVD und er will gesehen werden. Es
werden sowieso nur Leute in den „Genuss“ kommen, die wissen auf was sie sich
einlassen und genau für solche Menschen ist der Film gemacht. Hirn aus, Bier
auf, Film rein und abschalten!! Amateursplatter was wäre der Underground ohne
dich!! Danke Jochen Stephan für diese Empfehlung!
Zur Veröffentlichung: Legless Corpse Entertainment
spendierte dem Film eine auf 100 Stück limitierte DVD Auflage, samt 47
Minütigen Making Of, welches in den russischen Passagen natürlich nicht
untertitelt wurde. Die Bildqualität schwankt zwischen schrecklich und ganz
ordentlich, was aber am Film selber liegt. Der Ton ist gut und die Untertitel
sind eh zum Lachen, aber da die fest eingebrannt sind, haben die Jungs von LC
eh nur das genommen was sie bekommen haben. Alle die jetzt immer noch Lust auf
den Film haben, können den Film über Black Lava Entertainment erstehen und
laufen so auch keine Gefahr, dass das „Meisterwerk“ beim Zoll stecken bleibt.
Also zuschlagen und „genießen“!!!
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