Interview: Stefan Peschmann (Dark Corridor Entertainment)
Betritt den
dunklen Korridor. Genau das verspricht eine junge Filmschmiede aus dem Osten
Deutschlands. Nach „Dark House of Horror“ (Review), erschien zum Jahresbeginn
der zweite Streifen von Mr. Zito aka Stefan Peschmann, mit dem Namen „Terror in
a damaged Brain – Die Brut des Teufels“
(Review). Nun hat er sich dazu entschlossen, dem Filme eine Neuauflage zu
spendieren, welche ab heute erhältlich ist. Diese DVD kommt, anders als das
Original Release gepresst daher und bietet zudem noch ein paar kleine
Verbesserungen. Grund genug sich Herrn Peschmann mal zu schnappen und ihn ein
wenig auszuquetschen. Also ohne viele Worte, auf zum Interview:
MK: Hi
Stefan, danke, dass du dir Zeit für das Interview genommen hast.
SP: Hallo
Martin, sehr gerne. Ich bin sehr glücklich wenn Interesse an unseren Filmen besteht...
Wie
bist du denn eigentlich auf die Idee gekommen, selber Filme zu machen?
Die
Idee spukte schon seit über 10 Jahren in meinem Kopf rum, damals war es aber
noch "blödes Gequatsche" unter Kumpels, wenn man abends beim Bier
zusammen saß. Doch der Traum ließ mich eigentlich nie richtig los, wurde eher
dichter und nahm immer mehr Formen an. Und was ich wollte war mir schon von
vornherein klar, ich wollte den alten Horrorfilm der 70er und 80er wieder zum
Leben erwecken. Das ist das einzig Ziel! Der ausschlaggebende Punkt war dann
vor zwei Jahren Sabine, als wir in einem dieser Elektronik-Märkte unterwegs
waren. Ich hatte ihr ja schon oft von meinem Traum erzählt. Als wir dort vor den
Kameras standen und der Preis für hochwertige Geräte mich eigentlich
abschreckte, sagte sie nur: "Wenn es dein Traum ist, kann und muss es egal
sein, was es kostet ihn umzusetzen" ... Also ließen wir uns div. Geräte
zeigen und die Sony wurde schließlich mitgenommen. Damit war der größte Schritt
getan, ich hatte die Ideen und das Gerät diese umzusetzen, jetzt wurde mein
Engagement grenzenlos...
Dark
House of Horror war ja der erste offizielle Film von dir. Hast du bereits
vorher Filme gedreht? Oder vorher schon mal etwas in dieser Weise versucht.
SP: Nein,
Dark House of Horror ist der erste Film, vorher haben wir ein Musikvideo,
kleinere Promo-Trailer für Dark Corridor Entertainment und einen Prolog für den
"ursprünglichen" Terror-Film gemacht ... Die Bearbeitung und der
Schnitt erfolgte bei den Sachen, wie auch bei Dark House of Horror, noch im
Movie Maker von Microsoft, um Kosten zu sparen ...
Wie kam
es zu der Idee von Dark House of Horror und wie waren die Dreharbeiten? Ich
habe gelesen, dass du dich von den PS1 Games Resident Evil und Silent Hill hast
inspirieren lassen.
Dark
House of Horror entstand mehr oder weniger durch Zufall, kurz nach meiner
Leistenbruch-OP hatte ich relativ viel Zeit und war natürlich auch nicht in
Form für so etwas wie Terror in a damaged Brain. Also setzten Sabine und ich
uns zusammen und überlegten, wie wir die Zeit konstruktiv nutzen könnten.
Schnell sind wir auf dieses alte Firmengebäude gestoßen, dass eine wirklich
unheimliche Atmosphäre ausstrahlt. Diese Ruhe und Dunkelheit in Verbindung mit
den komischen Geräuschen die alte Gebäude so von sich geben, wie, knarren,
knacksen, klappern und ähnliches, machte selbst den Dreh spektakulär. Deswegen
haben wir uns auch gleich dazu entschieden, während des Films komplett auf
Musik zu verzichten, um die Atmosphäre so gut es geht wieder zu geben. Einmal
am Drehtag 3 oder 4 ist Sabine sogar mit einem Bein durch den Boden gebrochen,
zum Glück ist nichts passiert. Um etwas mehr Spannung aufzubauen, haben wir
dann diesen >Schwarzen Mann< mit eingebaut, der eigentlich in nahezu
jeder Einstellung zu sehen ist. Resident Evil hatte einen sehr großen Einfluss
auf die Inszenierung von Dark House of Horror. Welcher Zocker kann sich nicht
an das Jahr 1996 erinnern, als Capcom die Viedeospielszene mit Resident Evil
schockte, im positiven Sinn. Zum einem war es die Zombie Thematik und die damit
einhergehende Gewalt (trotz Schnitten in der Erstauflage) und zum anderen war
es diese Inszenierung mit ihren tollen Kameraperspektiven. Nie hat man wirklich
gesehen was in den einzelnen Räumen vor sich geht, etwas Ähnliches wollte ich
auch mit Dark House of Horror kreieren. Deswegen lies ich die Kamera immer
"Umschalten" wenn Sabine am Rande des Bildes angekommen ist...
Seit
dem Beginn des Jahres ist ja dein aktuelles Werk Terror in a damaged Brain
erhältlich. Erzähl doch ein wenig darüber.
Terror
in a damaged Brain entspricht etwa zu 95% meiner Vorstellung und somit dem
Drehbuch. Nur eine Sache hat in dem Sinn nicht so geklappt, wie ich es gern
gehabt hätte. Ursprünglich sollten Anne und Sabine nämlich verkehrt herum von
der Decke hängen, leider konnte ich es den beiden nicht zumuten, also mussten
wir etwas anders versuchen. Wir hatten auch erst überlegt, ob wir vielleicht
doch etwas Folter mit Einbauen, aber irgendwie hätte es nicht zur Geschichte
gepasst. Die beiden Freaks leben seit Jahren im Stall, ich konnte mir kaum
vorstellen, dass sie an Folter Interesse haben, denn eigentlich haben sie ja
nur Hunger. Interessant fand ich da schon eher den Aspekt, dass die Mädels
gestreichelt, vorsichtig berührt und abgeleckt werden, so als würden sie aus
einer anderen Welt kommen, was ja in der Tat auch so ist. Zum Dreh selbst habe
ich auch noch zwei interessante Dinge zu erzählen. Der Sturz von Sabine am
Anfang des Films -im Wald- ist vollkommen echt und nicht gestellt, auch das
"humpeln" in den Einstellungen danach, ist echt. Ich habe sie gefragt,
ob ich diese Szenen nutzen darf und sie hat sofort zugestimmt. Ähnlich verhält
es sich bei Anne und den Schlägen mit dem Gürtel, sie hatte sich freiwillig
dazu bereit erklärt, dass "der Freak" echt zuschlägt und ohne das sie
gepolstert wurde. Einige Tage später wurden uns immer wieder die Fotos von den
blauen Flecken der beiden vor die Nase gehalten (lacht) ...
Wenn
man deine Filme so sieht, dann fällt einem recht schnell auf, dass du ein Fan
von langsamen Spannungsbögen und ruhigen Szenerien bist. Woher kommt das?
Keine
Frage, ich bin mit dem Horrorfilm der 70/80/90er Aufgewachsen und verehre diese
Filme in jeglicher Hinsicht, das hat wohl Spuren hinterlassen. Die Art der Inszenierung damals, hat es mir
einfach angetan. Ich persönlich finde dieses an und für sich "schleichende
Grauen" viel Gruseliger, wodurch die Bedrohung auf mich auch drastischer
wirkt. Ich mag einfach diese ruhigen Kameraeinstellungen, in denen man gespannt
das Bild absucht, um irgendwelche Details zu entdecken. Das liegt natürlich
ganz Individuell im Auge des jeweiligen Betrachters.
Was
sind denn deine absoluten Lieblingsfilme und finden sich Versatzstücke dazu in
deinen eigenen Werken wieder?
Natürlich, bei Dark House of Horror zwar noch weniger, der Schwarze Mann sagt
kurz vorm Ende: "Ich habe es fast geschafft", was meine kleine
Hommage an Wes Craven's New Nightmare ist (Freddy sagt im Film den gleichen
Satz). Bei Terror in a damaged Brain hingegen gibt es viele Szenen, die als
kleine Hommage an die großen Klassiker dienen sollen, einige davon hast du ja
auch selbst entdeckt...
- der Butcher Freak erinnert optisch stark an
Jason aus Freitag der 13. Part 2
- Ich
wollte dass man für die beiden Freaks, trotz ihrer Taten, Mitleid empfindet, wo
William Lustig's Maniac als Vorbild diente
- die Sicht
durch den Sack mit einem Loch, ist meine kleine Hommage an John Carpenters
Halloween
- eine
unserer Lieblingsszenen, wo Lilly es fast aus dem Schlachthof schafft, der
Butcher Freak sie aber genau an der
Schwelle zur Freiheit schnappt, wieder hineinzieht und die Tür zuschlägt, ist
eine nahezu exakte Kopie aus Tobe Hooper's The Texas Chainsaw Massacre (der
übrigens als größtes Vorbild diente). Diese Sequenz, hab ich für die besonders
aufmerksamen Zuschauer, nur um zwei Effekte aufgewertet (Slo-Mo während des
Packens, und der dezente Zoom von der Tür Weg, um die Freiheit quasi greifbar
zu machen)
- der ewig
lange Mord an dem Hungry Freak im Rollstuhl, ist eine Verbeugung vor Joe
D'Amatos Absurd, wo es eine ähnliche lange Tötung, mit dem Kopf der Schwester
im Herd gibt ... der Mord wirkt auch dort wegen dessen Länge besonders
"drastisch"
- die
gesamte Musikuntermalung ist eine Verehrung an die großartigen Genrefilme des
20 Jahrhunderts, vor allem an die Dario Argento, Lucio Fulci und John Carpenter
Filme...
So nun
kennst du ja schon einige meiner Lieblingsfilme, aber dem füge ich noch
folgende hinzu (ich beschränke mich auf das Horror-Genre): Romeros "Day of
the Dead", Night of the Creeps, New York Ripper, Der Schwanz des
Skorpions, Die Rückkehr der Zombies, Scream, Re-Animator, Castle Freak, The Untold
Story, Torso uvm. ...
Ich
habe gehört, dass du in Terror in a damaged Brain eine versteckte Botschaft
eingebaut hast, stimmt das? Und wenn ja, was hat es damit auf sich?
Außer der offensichtlichen Botschaft, die
besagt, dass Mobbing scheiße ist, meinst du? Ja, in der Tat, durch den Twist am
Ende wollte ich darauf aufmerksam machen, dass sich Überlieferungen oder
Geschichten im Laufe der Zeit verändern, also das Details weggelassen oder eben
hinzugefügt werden. Man sollte sozusagen nicht alles Glauben was man hört,
bevor man es nicht selbst gesehen hat. Und da wir grad beim Twist am Ende sind,
es gibt für aufmerksame Zuschauer, genau 6 (!!) versteckte Hinweise zu finden,
die schon andeuten, dass die beiden dort nicht allein sind. Ich gebe zu das 3
davon sehr weit her geholt sind, die anderen 3 jedoch, sind sehr
offensichtlich. Wer entdeckt alle... (lacht)
Just heute ist die Neufauflage zu Terror in a
damaged Brain erschienen. Welche Änderungen, abgesehen vom Cover darf man da
erwarten?
Ich
habe natürlich aufmerksam alle Kritiken verfolgt und mir die wichtigsten Sachen
zu Herzen genommen, dementsprechend habe ich folgende Änderungen realisiert:
- die
Lautstärke der Stimmen (Center-Kanal) wurde angehoben (ohne die Raumakustik zu
zerstören)
- der Twist
am Ende wurde mit Untertiteln versehen, und somit verständlicher gemacht
- das
Hauptmenu wird um einen Button erweitert
Was
hält die Zukunft für die Fans von Dark Corridor Entertainment so bereit? Kannst
du uns ein paar Infos dazu geben?
Zurzeit
befasse ich mich mit drei Projekten, die in näherer Auswahl stehen. Mit welchem
ich beginne und wenn die Produktion startet, kann ich zum jetzigen Zeitpunkt
noch nicht sagen. Sobald die Darsteller stehen und ich das Drehbuch fertige
habe, gibt es Infos auf unserer Facebook Seite und auf enterthedarkcorridor.de
... Bis dahin habe ich auf alle Fälle genug mit der Promotion für Terror in a
damaged Brain zu tun.
Wenn du
die Möglichkeit hättest, welchen Film würdest du unbedingt gerne einmal machen?
Es gibt
gleich 3 Sachen die auf Platz 1 bei mir stehen...
- einen
echten Giallo, natürlich Old-School (Ich liebe diese Genre)
- ein
richtig geiles Creature-Feature, mit einem eklig-schleimigen Vieh, welches
reihenweise Leute um die Ecke bringt
- einen
waschechten Action-Klopper im Stil der Hongkong-Action Filme aus den frühen
Neunzigern
Stefan/Mr. Zito ich bedanke mich herzlichst für deine Zeit und die tollen
Antworten. Irgendwelche letzten Worte?
Erst
einmal bedanke ich mich von ganzem Herzen, bei allen Fans die uns unterstützt
haben. Sei es durch den Kauf unserer Filme, oder durch ihre konstruktiven
Kritiken. Das positive Feedback verfolgen wir dabei voller Stolz und es treibt
uns auch an, weiter zu machen. Negative Kritiken nehmen wir uns natürlich auch
zu Herzen und versuchen diese bei kommenden Projekten auszubügeln. Und an alle
Hater da draußen, zitiere ich mal eben eine lebende Legende: "Egal ob man
gut oder schlecht über dich und deine Sache redet, Hauptsache man redet über
dich" - Ice-T ... Martin, dir danke
ich für deine tollen Reviews zu unseren Filmen und für deinen Support!! Einen
letzten Dank noch an den Admin von "unsere kleine Filmwelt", für den
Platz in seinem Forum und an Thomas Binder, der mir mit wertvollen Tipps den Weg
weist (lacht) ...
Ein wunderschönes Interview, man spührt die Leidenschaft die in Mr. Zito steckt, seinen Traum zu verwirklichen. Ist sicher nicht leicht negative Kritiken zu hören an Projekten wo Blut und Schweiß fließt, aber er kann stolz sein es geschafft zu haben. Etwas beendet zu haben. Ich denke viele können sich ihm zum Vorbild nehmen.
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