Montag, 23. März 2015

Interview: Stefan Peschmann (Dark Corridor Entertainment)

Interview: Stefan Peschmann (Dark Corridor Entertainment)


Betritt den dunklen Korridor. Genau das verspricht eine junge Filmschmiede aus dem Osten Deutschlands. Nach „Dark House of Horror“ (Review), erschien zum Jahresbeginn der zweite Streifen von Mr. Zito aka Stefan Peschmann, mit dem Namen „Terror in a damaged Brain – Die Brut des  Teufels“ (Review). Nun hat er sich dazu entschlossen, dem Filme eine Neuauflage zu spendieren, welche ab heute erhältlich ist. Diese DVD kommt, anders als das Original Release gepresst daher und bietet zudem noch ein paar kleine Verbesserungen. Grund genug sich Herrn Peschmann mal zu schnappen und ihn ein wenig auszuquetschen. Also ohne viele Worte, auf zum Interview:


MK: Hi Stefan, danke, dass du dir Zeit für das Interview genommen hast.

SP: Hallo Martin, sehr gerne. Ich bin sehr glücklich wenn Interesse an unseren  Filmen besteht...

 

Wie bist du denn eigentlich auf die Idee gekommen, selber Filme zu machen?

Die Idee spukte schon seit über 10 Jahren in meinem Kopf rum, damals war es aber noch "blödes Gequatsche" unter Kumpels, wenn man abends beim Bier zusammen saß. Doch der Traum ließ mich eigentlich nie richtig los, wurde eher dichter und nahm immer mehr Formen an. Und was ich wollte war mir schon von vornherein klar, ich wollte den alten Horrorfilm der 70er und 80er wieder zum Leben erwecken. Das ist das einzig Ziel! Der ausschlaggebende Punkt war dann vor zwei Jahren Sabine, als wir in einem dieser Elektronik-Märkte unterwegs waren. Ich hatte ihr ja schon oft von meinem Traum erzählt. Als wir dort vor den Kameras standen und der Preis für hochwertige Geräte mich eigentlich abschreckte, sagte sie nur: "Wenn es dein Traum ist, kann und muss es egal sein, was es kostet ihn umzusetzen" ... Also ließen wir uns div. Geräte zeigen und die Sony wurde schließlich mitgenommen. Damit war der größte Schritt getan, ich hatte die Ideen und das Gerät diese umzusetzen, jetzt wurde mein Engagement grenzenlos...

Dark House of Horror war ja der erste offizielle Film von dir. Hast du bereits vorher Filme gedreht? Oder vorher schon mal etwas in dieser Weise versucht.

SP: Nein, Dark House of Horror ist der erste Film, vorher haben wir ein Musikvideo, kleinere Promo-Trailer für Dark Corridor Entertainment und einen Prolog für den "ursprünglichen" Terror-Film gemacht ... Die Bearbeitung und der Schnitt erfolgte bei den Sachen, wie auch bei Dark House of Horror, noch im Movie Maker von Microsoft, um Kosten zu sparen ...


Wie kam es zu der Idee von Dark House of Horror und wie waren die Dreharbeiten? Ich habe gelesen, dass du dich von den PS1 Games Resident Evil und Silent Hill hast inspirieren lassen.

Dark House of Horror entstand mehr oder weniger durch Zufall, kurz nach meiner Leistenbruch-OP hatte ich relativ viel Zeit und war natürlich auch nicht in Form für so etwas wie Terror in a damaged Brain. Also setzten Sabine und ich uns zusammen und überlegten, wie wir die Zeit konstruktiv nutzen könnten. Schnell sind wir auf dieses alte Firmengebäude gestoßen, dass eine wirklich unheimliche Atmosphäre ausstrahlt. Diese Ruhe und Dunkelheit in Verbindung mit den komischen Geräuschen die alte Gebäude so von sich geben, wie, knarren, knacksen, klappern und ähnliches, machte selbst den Dreh spektakulär. Deswegen haben wir uns auch gleich dazu entschieden, während des Films komplett auf Musik zu verzichten, um die Atmosphäre so gut es geht wieder zu geben. Einmal am Drehtag 3 oder 4 ist Sabine sogar mit einem Bein durch den Boden gebrochen, zum Glück ist nichts passiert. Um etwas mehr Spannung aufzubauen, haben wir dann diesen >Schwarzen Mann< mit eingebaut, der eigentlich in nahezu jeder Einstellung zu sehen ist. Resident Evil hatte einen sehr großen Einfluss auf die Inszenierung von Dark House of Horror. Welcher Zocker kann sich nicht an das Jahr 1996 erinnern, als Capcom die Viedeospielszene mit Resident Evil schockte, im positiven Sinn. Zum einem war es die Zombie Thematik und die damit einhergehende Gewalt (trotz Schnitten in der Erstauflage) und zum anderen war es diese Inszenierung mit ihren tollen Kameraperspektiven. Nie hat man wirklich gesehen was in den einzelnen Räumen vor sich geht, etwas Ähnliches wollte ich auch mit Dark House of Horror kreieren. Deswegen lies ich die Kamera immer "Umschalten" wenn Sabine am Rande des Bildes angekommen ist...



Seit dem Beginn des Jahres ist ja dein aktuelles Werk Terror in a damaged Brain erhältlich. Erzähl doch ein wenig darüber.

Terror in a damaged Brain entspricht etwa zu 95% meiner Vorstellung und somit dem Drehbuch. Nur eine Sache hat in dem Sinn nicht so geklappt, wie ich es gern gehabt hätte. Ursprünglich sollten Anne und Sabine nämlich verkehrt herum von der Decke hängen, leider konnte ich es den beiden nicht zumuten, also mussten wir etwas anders versuchen. Wir hatten auch erst überlegt, ob wir vielleicht doch etwas Folter mit Einbauen, aber irgendwie hätte es nicht zur Geschichte gepasst. Die beiden Freaks leben seit Jahren im Stall, ich konnte mir kaum vorstellen, dass sie an Folter Interesse haben, denn eigentlich haben sie ja nur Hunger. Interessant fand ich da schon eher den Aspekt, dass die Mädels gestreichelt, vorsichtig berührt und abgeleckt werden, so als würden sie aus einer anderen Welt kommen, was ja in der Tat auch so ist. Zum Dreh selbst habe ich auch noch zwei interessante Dinge zu erzählen. Der Sturz von Sabine am Anfang des Films -im Wald- ist vollkommen echt und nicht gestellt, auch das "humpeln" in den Einstellungen danach, ist echt. Ich habe sie gefragt, ob ich diese Szenen nutzen darf und sie hat sofort zugestimmt. Ähnlich verhält es sich bei Anne und den Schlägen mit dem Gürtel, sie hatte sich freiwillig dazu bereit erklärt, dass "der Freak" echt zuschlägt und ohne das sie gepolstert wurde. Einige Tage später wurden uns immer wieder die Fotos von den blauen Flecken der beiden vor die Nase gehalten  (lacht) ...


Wenn man deine Filme so sieht, dann fällt einem recht schnell auf, dass du ein Fan von langsamen Spannungsbögen und ruhigen Szenerien bist. Woher kommt das?

Keine Frage, ich bin mit dem Horrorfilm der 70/80/90er Aufgewachsen und verehre diese Filme in jeglicher Hinsicht, das hat wohl Spuren hinterlassen.  Die Art der Inszenierung damals, hat es mir einfach angetan. Ich persönlich finde dieses an und für sich "schleichende Grauen" viel Gruseliger, wodurch die Bedrohung auf mich auch drastischer wirkt. Ich mag einfach diese ruhigen Kameraeinstellungen, in denen man gespannt das Bild absucht, um irgendwelche Details zu entdecken. Das liegt natürlich ganz Individuell im Auge des jeweiligen Betrachters.


Was sind denn deine absoluten Lieblingsfilme und finden sich Versatzstücke dazu in deinen eigenen Werken wieder?

Natürlich, bei Dark House of Horror zwar noch weniger, der Schwarze Mann sagt kurz vorm Ende: "Ich habe es fast geschafft", was meine kleine Hommage an Wes Craven's New Nightmare ist (Freddy sagt im Film den gleichen Satz). Bei Terror in a damaged Brain hingegen gibt es viele Szenen, die als kleine Hommage an die großen Klassiker dienen sollen, einige davon hast du ja auch selbst entdeckt...
 - der Butcher Freak erinnert optisch stark an Jason aus Freitag der 13. Part 2
- Ich wollte dass man für die beiden Freaks, trotz ihrer Taten, Mitleid empfindet, wo William Lustig's Maniac als Vorbild diente
- die Sicht durch den Sack mit einem Loch, ist meine kleine Hommage an John Carpenters Halloween
- eine unserer Lieblingsszenen, wo Lilly es fast aus dem Schlachthof schafft, der Butcher  Freak sie aber genau an der Schwelle zur Freiheit schnappt, wieder hineinzieht und die Tür zuschlägt, ist eine nahezu exakte Kopie aus Tobe Hooper's The Texas Chainsaw Massacre (der übrigens als größtes Vorbild diente). Diese Sequenz, hab ich für die besonders aufmerksamen Zuschauer, nur um zwei Effekte aufgewertet (Slo-Mo während des Packens, und der dezente Zoom von der Tür Weg, um die Freiheit quasi greifbar zu machen)
- der ewig lange Mord an dem Hungry Freak im Rollstuhl, ist eine Verbeugung vor Joe D'Amatos Absurd, wo es eine ähnliche lange Tötung, mit dem Kopf der Schwester im Herd gibt ... der Mord wirkt auch dort wegen dessen Länge besonders "drastisch"
- die gesamte Musikuntermalung ist eine Verehrung an die großartigen Genrefilme des 20 Jahrhunderts, vor allem an die Dario Argento, Lucio Fulci und John Carpenter Filme...
So nun kennst du ja schon einige meiner Lieblingsfilme, aber dem füge ich noch folgende hinzu (ich beschränke mich auf das Horror-Genre): Romeros "Day of the Dead", Night of the Creeps, New York Ripper, Der Schwanz des Skorpions, Die Rückkehr der Zombies, Scream, Re-Animator, Castle Freak, The Untold Story, Torso uvm. ...


Ich habe gehört, dass du in Terror in a damaged Brain eine versteckte Botschaft eingebaut hast, stimmt das? Und wenn ja, was hat es damit auf sich?

Außer der offensichtlichen Botschaft, die besagt, dass Mobbing scheiße ist, meinst du? Ja, in der Tat, durch den Twist am Ende wollte ich darauf aufmerksam machen, dass sich Überlieferungen oder Geschichten im Laufe der Zeit verändern, also das Details weggelassen oder eben hinzugefügt werden. Man sollte sozusagen nicht alles Glauben was man hört, bevor man es nicht selbst gesehen hat. Und da wir grad beim Twist am Ende sind, es gibt für aufmerksame Zuschauer, genau 6 (!!) versteckte Hinweise zu finden, die schon andeuten, dass die beiden dort nicht allein sind. Ich gebe zu das 3 davon sehr weit her geholt sind, die anderen 3 jedoch, sind sehr offensichtlich. Wer entdeckt alle... (lacht) 



Just heute ist die Neufauflage zu Terror in a damaged Brain erschienen. Welche Änderungen, abgesehen vom Cover darf man da erwarten?

Ich habe natürlich aufmerksam alle Kritiken verfolgt und mir die wichtigsten Sachen zu Herzen genommen, dementsprechend habe ich folgende Änderungen realisiert:
- die Lautstärke der Stimmen (Center-Kanal) wurde angehoben (ohne die Raumakustik zu zerstören)
- der Twist am Ende wurde mit Untertiteln versehen, und somit verständlicher gemacht
- das Hauptmenu wird um einen Button erweitert



Was hält die Zukunft für die Fans von Dark Corridor Entertainment so bereit? Kannst du uns ein paar Infos dazu geben?

Zurzeit befasse ich mich mit drei Projekten, die in näherer Auswahl stehen. Mit welchem ich beginne und wenn die Produktion startet, kann ich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen. Sobald die Darsteller stehen und ich das Drehbuch fertige habe, gibt es Infos auf unserer Facebook Seite und auf enterthedarkcorridor.de ... Bis dahin habe ich auf alle Fälle genug mit der Promotion für Terror in a damaged Brain zu tun.

Wenn du die Möglichkeit hättest, welchen Film würdest du unbedingt gerne einmal machen?

Es gibt gleich 3 Sachen die auf Platz 1 bei mir stehen...
- einen echten Giallo, natürlich Old-School (Ich liebe diese Genre)
- ein richtig geiles Creature-Feature, mit einem eklig-schleimigen Vieh, welches reihenweise Leute um die Ecke bringt
- einen waschechten Action-Klopper im Stil der Hongkong-Action Filme aus den frühen Neunzigern


Stefan/Mr. Zito ich bedanke mich herzlichst für deine Zeit und die tollen Antworten. Irgendwelche letzten Worte?

Erst einmal bedanke ich mich von ganzem Herzen, bei allen Fans die uns unterstützt haben. Sei es durch den Kauf unserer Filme, oder durch ihre konstruktiven Kritiken. Das positive Feedback verfolgen wir dabei voller Stolz und es treibt uns auch an, weiter zu machen. Negative Kritiken nehmen wir uns natürlich auch zu Herzen und versuchen diese bei kommenden Projekten auszubügeln. Und an alle Hater da draußen, zitiere ich mal eben eine lebende Legende: "Egal ob man gut oder schlecht über dich und deine Sache redet, Hauptsache man redet über dich" -  Ice-T ... Martin, dir danke ich für deine tollen Reviews zu unseren Filmen und für deinen Support!! Einen letzten Dank noch an den Admin von "unsere kleine Filmwelt", für den Platz in seinem Forum und an Thomas Binder, der mir mit wertvollen Tipps den Weg weist  (lacht) ...

1 Kommentar:

  1. Ein wunderschönes Interview, man spührt die Leidenschaft die in Mr. Zito steckt, seinen Traum zu verwirklichen. Ist sicher nicht leicht negative Kritiken zu hören an Projekten wo Blut und Schweiß fließt, aber er kann stolz sein es geschafft zu haben. Etwas beendet zu haben. Ich denke viele können sich ihm zum Vorbild nehmen.

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