Dead House - Schrei wenn du kannst!
Die deutsche Indie Szene ist derzeit so aktiv, wie lange
nicht mehr. Egal ob die Jungs von Grindhouse Films (Isolation, Ghouls Night Out
Trilogy), oder das Team von Moral im Keller Produktion (Uncut Police, Indie
never dies), selten gab es einen solch großen Output an Filmen aus der
deutschen Szene und gleichzeitig in solch hoher Qualität. Dazu gesellen sich
nun die Jungs von Wildscreen Home Entertainment und präsentieren mit ihrem Erstling
„Dead House-Schrei wenn du kannst“ einen Suspense-Thriller, der nicht auf
Horrorelemente verzichtet. Doch kann sich auch dieses Werk gegen die
hochwertige Konkurrenz durchsetzen?
Ihr seid auserwählt: Sieben junge Menschen bekommen die
Möglichkeit, eine Nacht in einem lokalen Bunker zu verbringen, um dort das
Grauen zu entdecken und gleichzeitig das historische Erbe der Heimat zu
erkunden. Doch was sie nicht wissen ist, dass dieser Bunker nicht nur als
netter atmosphärischer Erkundungsort genutzt wird. Denn nicht nur die jungen
Menschen verbringen die Nacht im Bunker, zudem sind einige Forscher anwesend,
welche gänzliche anderes im Sinn haben. Sie wollen die Grenzen der Jugendlich
erkunden und die Psyche des Menschen unter Extremsituationen untersuchen.
Jedoch wissen auch sie nicht, dass einer der ihren noch viel weiter gehen will.
Und so beginnt für die Probanden, sowie für die Forscher, schon bald ein
Höllentrip, denn Dr. Stavros wartet auf sie alle!!!
Zu Beginn des Films entsteht der Eindruck, es handele sich
hier um ein recht durchschnittliches Indie Werk, welches keine wirklichen Eckpunkte
besitzt und irgendwie einen roten Faden vermissen lässt. Die Charaktere werden
kurz vorgestellt und alles was man in Erfahrung bringen kann ist, dass es einen
mysteriösen Bunker gibt, in welchem 7 „Un“glückliche einen Abend verbringen
können. Die einzelnen Figuren sind dabei zum Teil wirklich sehr überzeichnet
dargestellt. Das Highlight dürfte der junge „Rambo“ sein, der vielleicht gerade
einmal 13 Jahre alt ist und den kompletten Film über einen Anzug trägt. Und ja
das ist wirklich sein richtiger Name, was auch immer die Eltern sich dabei wohl
gedacht haben. Sein großer Bruder will mit ihm einen Film drehen und da kommt
ihm die Location gerade recht. Darüber hinaus gibt es einen Kiffer, sowie vier
Damen, welche leider eher recht blass gezeichnet wurden.
Doch spätestens wenn das Geschehen in den Bunker wechselt
ändert sich alles. Aus dem vorher so durchschnittlichen Film, wird ein Kampf
ums Überleben und dazu trägt ein Schauspieler maßgeblich bei. Thomas Hoffmann
in der Rolle des Dr. Stavros. Dessen Darbietung kann man nur mit einem Wort beschreiben:
Grandios. Sein leichter Akzent gemischt mit dieser unheimlichen Art, die
gleichermaßen beeindruckend, wie auch beängstigend ist, erschaffen eine Rolle,
welcher man im echten Leben nie begegnen will. Auch die restlichen Forscher
sorgen dafür, dass die zunächst recht unbeschwerte Geschichte einen düsteren
Touch bekommt. Auch wenn sie gegen Dr. Stavros nicht wirklich ankommen können
und eher als Komparsen wirken. Eben jener Wechsel von einem recht normalen, zu
einem übernatürlichen Werk gelingt dem Film dabei so gut, dass die zweite
Hälfte förmlich im Flug vergeht und dabei die etwas durchwachsene erste Hälfte
mehr als wett macht.
Dennoch verzichtet der Film nicht auf einige blutige Effekte und einer dieser
dürfte jeden Gorehound aus dem Häuschen bringen. Ein dermaßen gut gemachter
Kill gab es in der Independent Szene wohl schon lange nicht mehr zu sehen. Wenn
man dann noch das geringe Budget bedenkt, dann muss man dem Regisseur hier
wahrlich Tribut zollen und sich ehrwürdig verneigen. Dennoch verkommt die Hatz
im Bunker dabei nie zum sinnlosen Blutbad, sondern behält die düstere Stimmung
bei.
Die Dialoge sind auf gewohntem Indie Niveau, auch wenn ein
Dialog ganz besondere Aufmerksamkeit bekommen dürfte. Wenn nämlich der leicht
verstörte Dr. Stavros in der Videothek seine kranken Fantasien freien Lauf
lässt und ihm die junge Dame den Film „The Purge“ mit den Worten „der beste
Splatterfilm der letzten Jahre“ empfiehlt, dann kann der geneigte Genrefan
nicht anders, als laut los zu lachen. Und so lächerlich es hier präsentiert
ist, ist es wohl in der Realität nicht. Leider dürfte ein ebensolches Verhalten
zu der gängigen Praxis in einigen Videotheken gehören.
Die Musik aus der Feder von Michael Donner weiß erneut mit
sehr atmosphärischen Klängen und einem bedrohlichen Klangteppich zu gefallen.
Schade ist dabei allerdings, dass einige Dialoge schlichtweg durch die laute
Geräuschkulisse untergehen. Da es sich bei der mir vorliegenden Fassung noch um
eine Preview Version handelt, hoffe ich, dass dieses Problem bis zum Release
ausgebessert werden kann.
Fazit: „Dead House-Schrei wenn du kannst“ wirkt zunächst
recht durchschnittlich, schafft es aber in der zweiten Hälfte alles richtig zu
machen und so zu einem richtig guten Indie Werk zu avancieren. Allein schon
wegen der grandiosen Darbietung von Thomas Hoffmann als psychopathischer
Forscher Dr. Stavros, sollten Fans von Independentwerken auf jeden Fall einen
Blick riskieren. Und hey bevor ihr „The Purge“, den besten Splatterfilm der
letzten Jahre, zum hundersten Mal anschaut, gebt lieber diesem kleinen
Horrorthriller eine Chance.
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