Comtesse des Grauens
Wer bei dem Ursprung der Vampire direkt an den bösen Grafen Vlad
Țepeș denkt, der sollte sich
vielleicht noch ein wenig mehr mit dem Mythos beschäftigen. Denn es gab für den
Roman Dracula noch eine ganz andere Inspiration. Wir schreiben das Jahr 1560
und genau dort wurde nicht der blutrünstige Graf geboren, sondern eine
mindestens genauso brutale Frau: Lady Elisabeth Báthory (verh. Nádasdy). Ihre
Taten sind legendär und so war es kein Wunder, dass auch die englischen
Hammerstudios auf ihre Geschichte aufmerksam wurden. 1971 entstand dann der
Film über eben jene blutrünstige Gräfin: „Comtesse des Grauens“. Dank Anolis
Entertainment kann man dieses Werk nun auch in glanzvollem HD bewundern, doch
kann der Film auch 43 Jahre nach seiner Uraufführung noch überzeugen?
Das Leben hat Elisabeth Nádasdy gezeichnet. Ihr Gesicht
strahlt nicht mehr die jugendliche Schönheit wie früher aus, doch dafür scheint
es eine einfache Lösung zu geben: Das Blut von Jungfrauen. Durch ein
Missgeschick, entdeckt die Gräfin die heilende Kraft des roten Lebenssaftes und
bald ist sie wieder so hübsch wie in jungen Jahren, doch dafür bezahlt sie
einen hohen Preis!
Comtesse des Grauens ist kein reiner Horrorfilm und wenn man
sich das Booklet des Mediabooks durchliest wird schnell klar woran das liegt.
Ursprünglich war der Film nämlich als Geschichtsdrama geplant, doch die Leute
von Hammer wollten die gewohnte Kost abliefern und so fügte Regisseur Peter
Sasdy im Nachhinein einige Elemente hinzu. Ob der Film nun davon profitiert
oder nicht sei mal dahingestellt, denn wirkliche Horroratmosphäre stellt sich
nicht ein. Während den kompletten 90 Minuten wirkt das Werk vielmehr wie ein
waschechtes Liebesdrama, mit historischem Hintergrund. Wer also einen gewohnten
Hammerstreifen erwartet dürfte enttäuscht werden. 1971 kam der Film bei den
Fans eher schlecht weg, wurde dafür aber, wie kaum ein anderer Hammerfilm, von
den Kritikern gelobt.
Doch vielleicht ist es genau dieser Mix, welcher „Comtesse
des Grauens“ von der breiten Masse an Hammerfilmen abhebt. Das und sicherlich
Ingrid Pitt, welche in ihrer Rolle als Lady Bathory einfach nur unglaublich
ist. Leider wurde Pitt sogar im englischen Originalton nachsynchronisiert, was
auch immer sich Sasdy dabei gedacht hat. Selbst Pitt wusste nichts davon, wie
man im Booklet nachlesen kann. Aber auch die anderen Schauspieler können in
ihren Rollen überzeugen, wenngleich man Sandor Elés eine gewisse Lustlosigkeit
attestieren muss. Das macht Nigel Green in der Rolle des Dobi allerdings wieder
wett. Green strahlt eine unglaubliche Präsenz aus und leider wird dieser Charakter
viel zu wenig beleuchtet.
Die wunderschönen Sets aus dem Film „Königin für tausend
Tage“, welche Hammer benutzen durfte, heben den Film zusätzlich noch ein paar
Stufen nach oben. Die Musik hingegen
gibt sich dezent und bleibt stets im Hintergrund, wodurch die historische
Atmosphäre weiter unterstrichen wird. Vielleicht wäre dies eine Möglichkeit
gewesen, den gewünschten Horroraspekt zusätzlich zu integrieren. Hier hätte man
sicherlich noch etwas mehr raus holen können.
Fazit: Was bleibt also abschließend zu „Comtess des Grauens“
zu sagen. In gut 90 Minuten bekommt man viel mehr ein Geschichtsdrama, als
einen Horrorfilm vorgesetzt. Wenn man sich die Taten der Lady Bathory vor Augen
führt, dann bieten diese allerdings viel mehr Horror, als so mancher Roman.
Hier wäre von Seiten Hammer sicherlich noch einiges mehr drin gewesen. Wer
allerdings ein Drama erwartet, welches einige minimale Schockmomente zu bieten
hat, der dürfte hier einen sehr guten Film entdecken können. Sicherlich nicht
für jedermann, aber dennoch einen Blick wert.
Zur Veröffentlichung: Auch hier spendiert Anolis
Entertainment dem Film gleich zwei Ausführungen. Zum einen eine Bluray im Keep
Case, sowie die Sammlerauflage im Mediabook inkl. Booklet. Die Bluray selbst
weißt ein sehr gutes Bild auf, welches allerdings in einigen Aufnahmen
Qualitätsschwankungen zeigt. Besonders beim Intro, sowie kurz vor Schluß fallen
diese auf. Der Ton ist sowohl im englischen Original, als auch in der deutschen
Synchro sehr gut abgemischt worden, wenngleich im englischen Originalton ein
leichtes Rauschen wahrnehmbar ist.
Bei den Extras lässt sich Anolis erneut nicht lumpen und
bombardiert den Filmfan mit zahlreichen informativen Hintergrundinformationen
und tollem Bonusmaterial. Besonders die beiden Audiokommentare, eines auf Deutsch
von Dr. Rolf Giesen und Anolis Mitarbeiter Ivo Scheloske, sowie eines auf
Englisch, gesprochen von Ingrid Pitt, Stephen Jones und Kim Newman. Bei dem
englischen AK stehen zudem deutsche Untertitel zur Verfügung. Zwei Trailer,
einer davon der original Doublefeature Trailer, mit welchem der Film
ursprünglich in den USA beworben wurde, zwei Interviews mit Regisseur Sasdy und
Pitt herself, sowie die deutsche Titelsequenz sind auf der Scheibe zu finden.
Abgerundet wird das Bonusmaterial der Scheibe mit dem deutschen Werberatschlag,
dem amerikanische Pressbook, einem Hammer Christmas Folder, sowie einem
Rankfolder und einer Bildergalerie.
Das Booklet, welches sowohl von Dr. Rolf Giesen, als auch
von Uwe Sommerlad beigesteuert wurde, wartet mit einer Vielzahl an sehr
informativen Hintergrundinformationen auf. Es lohnt sich dabei, das Booklet
bereits vor dem Filmgenuss zu konsumieren, um einige Aspekte des Films besser
einschätzen zu können, wie beispielsweise die Intention den Film als
Geschichtsdrama aufzubauen. Der geringe
Aufpreis lohnt sich also erneut und Anolis zeigt, wie eine würdige
Klassikerveröffentlichung auszusehen hat!
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