Montag, 17. November 2014

Review: Hände voller Blut

Hände voller Blut


Jack the Ripper, wer kennt diesen Namen nicht. Ein Mörder der bis heute noch ein wahres Mysterium darstellt. Natürlich passt dieser äußerst brutal agierende Unhold hervorragend in das Repertoire von Hammer. Doch anstatt dem Ripper selbst einen Film zu widmen, entschied man sich 1971 für eine gänzlich andere Herangehensweise. Mit „Hände voller Blut“ sorgte nicht der böse Unbekannte für Angst und Schrecken, sondern seine Tochter. Dank Anolis Entertainment kann man diesen Hammerfilm nun auch in HD bewundern, doch kann er auch mehr als 40 Jahre nach seiner Uraufführung noch überzeugen? 

Die dreijährige Anna muss mit ansehen wie ihre Mutter vom Ripper brutal umgebracht wird. Doch als wäre das noch nicht genüg für das arme Kind, küsst er sie auch noch und lässt sie verstört zurück. 15 Jahre später lebt Anna nun bei dem Medium Mrs. Golding. Mit Hilfe von Anna gibt sie vor, mit den Toten zu reden, um den ahnungslosen Kunden das Geld aus der Tasche zu ziehen. Doch schon bald liegt das Medium erstochen in Annas und das Grauen geht erneut um und die Leute glauben, dass Jack wieder da ist. Das blutige Treiben in London nimmt erneut seinen Lauf.


Hammer gelingt es mit „Hände voller Blut“, eine recht spannende und psychologisch ansprechende Geschichte zu erzählen. Ohne zu viel zu spoilern wird sehr schnell klar, dass Anna die Morde begeht und man fragt sich bis zu letzt, ob Anna wirklich vom Geiste des Rippers besessen ist oder vielleicht einfach nur psychisch gestört ist. Dabei bleibt eben diese Frage bis zum Schluss ungeklärt und das fulminate Ende in St. Pauls Cathedral lässt einen geschockt zurück. Natürlich immer unter dem Aspekt, dass man es hier mit einem 43 Jahre alten Film zu tun hat. Dementsprechend agiert das Werk oftmals sehr langsam. Um den Spannungsbogen etwas höher zu halten, wäre es vielleicht sinnvoller gewesen, den Mörder länger im Dunkeln zu halten und eben nicht nach wenigen Minuten zu zeigen, wer die blutigen Taten begeht.

Das ist dann aber auch schon eines der größten Mankos, wenn man es so bezeichnen will. Es ist eben schwer in der heutigen Zeit mit einer solchen Erzählweise noch etwas anfangen zu können. Fans von alten Hammerwerken, dürfte das allerdings absolut nicht stören. Es war eben eine andere Zeit und immerhin wurden die Filme von Hammer genau dadurch berühmt. Die Schauspieler geben auf jeden Fall ihr bestes und besonders Eric Porter, als Dr. Pritchard weiß zu gefallen. Angharad Rees als, vom Ripper besessene, Anna gefällt und spielt das verwirrte Mädchen hervorragend.


Atmosphärisch kommt das London des späten 19 Jahrhunderts sehr schön rüber. Die Nutten in den Straßen sind fies und lassen keine Konkurrenz zu. Der von Freud überzeugte Dr. Pritchard gibt sich zunächst als Vaterfigur aus, führt aber gänzlich anderes im Schilde. Die Straßen sind dreckig und die Kulisse ist Hammertypisch sehr gut gestaltet. Genau so und nicht anders stellt man sich diese Zeit vor. Die Musik ist erfreulich dezent und die Effekte sind auch für heutige Verhältnisse noch sehr gut. Darüber hinaus sind sie verdammt blutig geworden und man muss sich doch wundern, dass Hammer nicht mehr Probleme mit der Veröffentlichung bekommen hat. Eben jene expliziten Effekten haben sogar die Maskenbildner an ihre Grenzen gebracht, wie man im Booklet nachlesen kann.

Fazit: Hände voller Blut ist ein äußerst spannender, wenn auch sehr langsam erzählter Hammerfilm, der zwar recht schnell offenlegt, wer für die blutigen Morde verantwortlich ist, aber einen bis zum Ende mitreißt und verdammt gut unterhält. Besonders die derben grafischen Morde werden Hammerfans sicherlich sehr gut gefallen. Wer die ruhige Erzählstruktur dieser Filme mag, darf auf jeden Fall einen Blick riskieren. Filmfans von modernen Horrorschockern sollten es sich zweimal überlegen, ob sie damit etwas anfangen können.


Zur Veröffentlichung: Wie von Anolis Entertainment nicht anders gewohnt, erscheint auch Hände voller Blut wieder in zwei sehr schicken Mediabook Varianten, sowie in einer schlichten Amaray, welche natürlich ohne Booklet daher kommt. Das Bild der Bluray ist sehr schön geworden, wenngleich es in einigen Nahaufnahmen vermehrt zu einem etwas verrauschten Bild neigt, was allerdings in Anbetracht des Alters nicht allzu negativ auffällt. Alle anderen Szenen können aber durch ihre hervorragende Schärfe punkten und wissen zu gefallen. Der Ton ist sehr gut geworden, sowohl der englische Original Track, als auch die deutsche Synchro können überzeugen und die deutschen Untertitel kommen ohne einen einzigen Fehler aus.


Beim Bonus gibt es Anolis typisch das Rundumsorglospaket. Gleich zwei sehr interessante und lohnenswerte Audiokommentare gibt es zu entdecken, die zum dreimaligen Schauen einladen. Des Weiteren findet sich die Dokumentation „The devil's bloody Playground“ auf der Scheibe, welche man sich unbedingt anschauen sollte. Zudem gibt es ein 10 Minütiges Interview mit dem Regisseur Peter Sadsy, einen Clip über die amerikanische Fassung, einige Trailer, einen Werberatschlag, eine Bildergalerie, sowie das Presseheft. Natürlich kommt auch „Hände voller Blut“ mit einem sehr lesenswerten und informativen Booklet daher. Sowohl Dr. Rolf Giesen und Uwe Sommerlad geben einen sehr schönen Einblick in die Hintergründe des Films und die verschiedenen Verfilmungen der Ripper Thematik. Anolis beweist erneut, dass sie die richtigen sind, wenn es um die Veröffentlichung alter Hammerfilme geht. Man darf sich auch schon auf die nächste Auskopplung freuen, wobei es sich um Comtesse des Grauens handeln wird. Dieser wurde, genau wie Hände voller Blut, auch von Peter Sadsy gedreht. Man darf also gespannt sein, was darüberhinaus noch auf uns wartet. 




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