Hände voller Blut
Jack the Ripper, wer kennt diesen Namen nicht. Ein Mörder
der bis heute noch ein wahres Mysterium darstellt. Natürlich passt dieser
äußerst brutal agierende Unhold hervorragend in das Repertoire von Hammer. Doch
anstatt dem Ripper selbst einen Film zu widmen, entschied man sich 1971 für
eine gänzlich andere Herangehensweise. Mit „Hände voller Blut“ sorgte nicht der
böse Unbekannte für Angst und Schrecken, sondern seine Tochter. Dank Anolis
Entertainment kann man diesen Hammerfilm nun auch in HD bewundern, doch kann er
auch mehr als 40 Jahre nach seiner Uraufführung noch überzeugen?
Die dreijährige Anna muss mit ansehen wie ihre Mutter vom
Ripper brutal umgebracht wird. Doch als wäre das noch nicht genüg für das arme
Kind, küsst er sie auch noch und lässt sie verstört zurück. 15 Jahre später
lebt Anna nun bei dem Medium Mrs. Golding. Mit Hilfe von Anna gibt sie vor, mit
den Toten zu reden, um den ahnungslosen Kunden das Geld aus der Tasche zu
ziehen. Doch schon bald liegt das Medium erstochen in Annas und das Grauen geht
erneut um und die Leute glauben, dass Jack wieder da ist. Das blutige Treiben
in London nimmt erneut seinen Lauf.
Hammer gelingt es mit „Hände voller Blut“, eine recht
spannende und psychologisch ansprechende Geschichte zu erzählen. Ohne zu viel
zu spoilern wird sehr schnell klar, dass Anna die Morde begeht und man fragt
sich bis zu letzt, ob Anna wirklich vom Geiste des Rippers besessen ist oder
vielleicht einfach nur psychisch gestört ist. Dabei bleibt eben diese Frage bis
zum Schluss ungeklärt und das fulminate Ende in St. Pauls Cathedral lässt einen
geschockt zurück. Natürlich immer unter dem Aspekt, dass man es hier mit einem
43 Jahre alten Film zu tun hat. Dementsprechend agiert das Werk oftmals sehr
langsam. Um den Spannungsbogen etwas höher zu halten, wäre es vielleicht
sinnvoller gewesen, den Mörder länger im Dunkeln zu halten und eben nicht nach
wenigen Minuten zu zeigen, wer die blutigen Taten begeht.
Das ist dann aber auch schon eines der größten Mankos, wenn
man es so bezeichnen will. Es ist eben schwer in der heutigen Zeit mit einer
solchen Erzählweise noch etwas anfangen zu können. Fans von alten Hammerwerken,
dürfte das allerdings absolut nicht stören. Es war eben eine andere Zeit und
immerhin wurden die Filme von Hammer genau dadurch berühmt. Die Schauspieler
geben auf jeden Fall ihr bestes und besonders Eric Porter, als Dr. Pritchard weiß
zu gefallen. Angharad Rees als, vom Ripper besessene, Anna gefällt und spielt
das verwirrte Mädchen hervorragend.
Atmosphärisch kommt das London des späten 19 Jahrhunderts
sehr schön rüber. Die Nutten in den Straßen sind fies und lassen keine
Konkurrenz zu. Der von Freud überzeugte Dr. Pritchard gibt sich zunächst als
Vaterfigur aus, führt aber gänzlich anderes im Schilde. Die Straßen sind
dreckig und die Kulisse ist Hammertypisch sehr gut gestaltet. Genau so und
nicht anders stellt man sich diese Zeit vor. Die Musik ist erfreulich dezent
und die Effekte sind auch für heutige Verhältnisse noch sehr gut. Darüber hinaus
sind sie verdammt blutig geworden und man muss sich doch wundern, dass Hammer
nicht mehr Probleme mit der Veröffentlichung bekommen hat. Eben jene expliziten
Effekten haben sogar die Maskenbildner an ihre Grenzen gebracht, wie man im
Booklet nachlesen kann.
Fazit: Hände voller Blut ist ein äußerst spannender, wenn
auch sehr langsam erzählter Hammerfilm, der zwar recht schnell offenlegt, wer
für die blutigen Morde verantwortlich ist, aber einen bis zum Ende mitreißt und
verdammt gut unterhält. Besonders die derben grafischen Morde werden Hammerfans
sicherlich sehr gut gefallen. Wer die ruhige Erzählstruktur dieser Filme mag,
darf auf jeden Fall einen Blick riskieren. Filmfans von modernen
Horrorschockern sollten es sich zweimal überlegen, ob sie damit etwas anfangen
können.
Zur Veröffentlichung: Wie von Anolis Entertainment nicht
anders gewohnt, erscheint auch Hände voller Blut wieder in zwei sehr schicken
Mediabook Varianten, sowie in einer schlichten Amaray, welche natürlich ohne
Booklet daher kommt. Das Bild der Bluray ist sehr schön geworden, wenngleich es
in einigen Nahaufnahmen vermehrt zu einem etwas verrauschten Bild neigt, was
allerdings in Anbetracht des Alters nicht allzu negativ auffällt. Alle anderen
Szenen können aber durch ihre hervorragende Schärfe punkten und wissen zu
gefallen. Der Ton ist sehr gut geworden, sowohl der englische Original Track,
als auch die deutsche Synchro können überzeugen und die deutschen Untertitel
kommen ohne einen einzigen Fehler aus.
Beim Bonus gibt es Anolis typisch das Rundumsorglospaket.
Gleich zwei sehr interessante und lohnenswerte Audiokommentare gibt es zu
entdecken, die zum dreimaligen Schauen einladen. Des Weiteren findet sich die
Dokumentation „The devil's bloody Playground“ auf der Scheibe, welche man sich unbedingt
anschauen sollte. Zudem gibt es ein 10 Minütiges Interview mit dem Regisseur
Peter Sadsy, einen Clip über die amerikanische Fassung, einige Trailer, einen
Werberatschlag, eine Bildergalerie, sowie das Presseheft. Natürlich kommt auch „Hände
voller Blut“ mit einem sehr lesenswerten und informativen Booklet daher. Sowohl
Dr. Rolf Giesen und Uwe Sommerlad geben einen sehr schönen Einblick in die
Hintergründe des Films und die verschiedenen Verfilmungen der Ripper Thematik.
Anolis beweist erneut, dass sie die richtigen sind, wenn es um die
Veröffentlichung alter Hammerfilme geht. Man darf sich auch schon auf die
nächste Auskopplung freuen, wobei es sich um Comtesse des Grauens handeln wird.
Dieser wurde, genau wie Hände voller Blut, auch von Peter Sadsy gedreht. Man
darf also gespannt sein, was darüberhinaus noch auf uns wartet.
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