The Legend of Neil (Season 1-3)
The Legend of Zelda, ein Spiel, ein Mythos, eine Religion.
Für viele zählt die Reihe rund um den grüngekleideten Helden Link zu dem
besten, was man sich als Fan von Action RPGs wünschen kann. Dungeons, die
erforscht werden wollen, Items die benötigt werden, um das Ziel zu erreichen
und Rätsel, die einen immer wieder aufs neue vor eine Herausforderung stellen.
Alles nahm seinen Lauf, als 1986 das allererste Spiel in der Reihe auf dem
Nintendo NES veröffentlicht wurde. 2008 machte sich eine kleine Gruppe aus
Filmemachern daran, aus eben jener Geschichte eine Webserie zu erschaffen. In
drei Staffeln wurde dem interessierten Zuschauer hier aber nicht Link als Held
gezeigt, sondern Neil. Woher sich natürlich auch der Titel ergibt: The Legend
of Neil! Doch lohnt sich ein Ausflug mit Neil nach Hyrule?
Neil wird wie durch ein Wunder in das Land Hyrule
teleportiert, als er sich, während er The Legend of Zelda spielt, mit dem NES
Controller stranguliert und gleichzeitig, auf Grund der wunderschönen Fee im
spiel, masturbiert. Genau dies erzählt uns jedes Mal aufs Neue das Intro vor
jeder Folge. Doch damit nicht genug, er muss Prinzessin Zelda retten, die von
dem bösen Lord Ganon gefangen gehalten wird. In einer Höhle trifft er auf den
alten Mann (im Original „Old Man“) der ihm das erste Schwert überreicht. So
macht er sich auf, die 8 Dungeons zu bereisen, das Böse zu besiegen, sich die
Triforce Stücke zu sichern und allerlei Abenteuer zu erleben.
Für jedes Kind der 80er wird mit dieser Serie ein Traum war.
Die Geschichte entfaltet sich in 20 Episoden. Wobei diese sich in ihrer Länge
durchaus unterscheiden. In Staffel 1 geht fast jede der 6 Folgen lediglich 4-5
Minuten. In Staffel 2 hingegen wird das Ganze schon deutlich umfangreicher,
sodass fast jede Folge gut 10 Minuten läuft. Staffel 3 bietet mit 12-15 Minuten
pro Folge nochmal etwas mehr Schauwert. Die komplette Serie läuft somit gut 2,5
h. Jeder der mit der Spielereihe etwas
anfangen kann, muss sich diese Serie einfach anschauen. So viel Witz und Charme
wie hier, sieht man leider nur sehr selten. Sehr schnell wird aber auch klar,
dass alles auf billigste und trashigste Art und Weise umgesetzt worden ist. Mit
Pappmache und anderen einfachen Utensilien wird hier die Welt von Hyrule zum
Leben erweckt. Auch die Gegner sehen nicht immer so aus, wie man es sich
vielleicht zunächst vorstellen würde, aber das ist auch gar nicht weiter
schlimm, denn dadurch kann die Serie ihre ganz eigene Identität entwickeln.
Doch neben dieser ganzen Geschichte rund um Hyrule und das
Spiel, gibt es auch noch eine kleine nette Nebengeschichte um Neil. Dies wird
allerdings erst in Staffel 2 eingeführt, sodass man besonders in der ersten
Staffel ausschließlich Hyrule entdecken wird. Doch diese White Trash
Nebengeschichte schafft es, dass das Ganze eben nicht nach wenigen Folgen den
Schwung verliert. Denn auch in der realen Welt läuft für Neil nicht alles gut.
Seine Freundin betrügt ihn mit seinem Bruder. Sein Vater hält ihn für einen
Nichtsnutz und sein eigener Bruder schmeißt ihn auch noch aus dem Job. Ein
Leben eines Verlierers eben.
Darüber hinaus persifliert die Serie alle bekannten
Hollywood Klischees, wie beispielsweise eine Folge, welche wie ein Musical
aufgebaut wurde. Natürlich mit Jokes und Liedern die fast immer unter der
Gürtellinie anzusiedeln sind. Doch ist es nicht genau das, was man sich bei der
trashigen Umsetzung ohnehin gewünscht hat? Natürlich dürfen auch
Identitätskrisen und eine Training Montage nicht fehlen, um das ganze
Trashfeuerwerk auch komplett abzufackeln. Dabei verliert die Serie aber nie ihr
Ziel aus den Augen. Etwas schade ist lediglich, dass manche Dungeons nicht
allzu viel Screentime bekommen und manche Bossgegner werden nur kurz oder gar
nicht gezeigt. Auch die Premise, dass Neil lediglich einmal Game Over gehen
darf und beim zweiten Mal ein für alle Male stirbt, ist doch etwas merkwürdig.
Für den Seriencharakter passt es zwar, aber hier hätte man sich vielleicht
einen anderen Ansporn gewünscht.
Doch diese kleinen Kritikpunkte kommen lediglich von einem
Die Hard Zelda Fan, allerdings für wen sonst dürfte diese Serie gemacht worden
sein? Sicherlich nicht für Leute, die auf niveauvolle und anspruchsvolle
Unterhaltung stehen. Dennoch kann und darf man der Serie nie das Herz
absprechen, welches in jeder Folge zu erkennen ist. Hier waren wirklich Fans am
Werk, die sich die Idee hinter einem der größten Meilensteine der
Videospielgeschichte angenommen haben und dies auf clevere, nicht immer ganz
niveauvolle Art und Weise auf den Bildschirm gebannt haben. Oder wer hätte
gedacht, dass Zelda eine schwarze, junge Frau ist. Nicht nur Neil dürfte bei
dem ersten Treffen verwundert sein.
Kommen wir an dieser Stelle direkt zu den Charakteren, denn
nicht nur Neil, der unfreiwillig in die Rolle des Helden Link schlüpfen muss
und zudem noch von jedem als eben jener angesprochen wird, werden die Fans
wiedererkennen. Ebenso der alte Man auch bekannt als Old Man, spielt wahrlich
eine außergewöhnliche Rolle. Denn immer wenn Neil/Link ihn trifft, spricht Neil
ihn ganz normal als Old Man an, nur um ihn jedes Mal zu korrigieren, da er ja
Oooooooold Man heiße. Am Schluss kriegt es Neil sogar hin und prompt ist auch
der alte Man darüber verwundert. Wenn man jetzt einmal bedenkt, dass der alte
Man im Spiel eigentlich nur ein paar Dialogzeilen hatte, wurde die Figur mehr
als würdig umgesetzt. Zudem bekommt er noch einen, an Tourette erkrankten,
Bruder spendiert. Wie schon gesagt, der Humor ist sehr eigensinnig. Dieser
wirft mit sinnfreien Kommentaren um sich, genau so wie die alten Männer in den
einzelnen Dungeons des Spiels. Hier wurde wahrlich der Nagel auf den Kopf
getroffen.
Darüber hinaus gibt es natürlich noch Zelda, die wie schon
erwähnt wurde schwarz ist und ihren Bruder Tyrelda. Wer an dieser Stelle den
Kopf schüttelt, der sollte die Finger von der Serie lassen, wenn er es
überhaupt bis hier hin ausgehalten hat. Wieso hat Zelda einen Bruder, möchte
man förmlich fragen, aber hey immerhin ist es nur eine Serie und die stammt
darüber hinaus nicht von Nintendo direkt, also ist wohl alles möglich.
Doch nicht nur gute Charaktere bevölkern Hyrule, auch die
Bösewichter wurden hervorragend umgesetzt. Lord Ganon, der im Original ja nur
ganz am Schluss eine Rolle spielte, wird hier von der ersten Staffel an gezeigt
und hier hat man sich wirklich alle Mühe gegeben. Ganon wurde als Man-Schwein
dargestellt genau so wie man es sich wohl immer vorgestellt hat. Die Stimme
hallt und mit seinen Dienern macht er immer wieder kurzen Prozess. Sein Gehilfe
ist einer der Wizzrobes. Dieser bekommt keinen eigenen Namen spendiert, ist
aber im Prinzip nur dafür da, Ganon immer wieder in den Arsch zu kriechen und
ihn bei Laune zu halten.
Wenn die 20 Folgen dann zu Ende sind, ist man fast schon ein
wenig sentimental, denn es heißt Goodbye und die Geschichte rund um Hyrule,
Neil/Link und Zelda hat sein Ende gefunden. Doch für all diejenigen, die mit
Nintendo aufgewachsen sind, gibt es im Abspann der letzten Folge noch ein
weiteres Highlight zu entdecken. Aber mehr sei an dieser Stelle nicht verraten.
Die Serie an sich, konnte man damals im Internet anschauen. Doch seit einiger
Zeit ist dies nicht mehr möglich, bzw. es können nicht mehr alle Folgen
geschaut werden. Doch stattdessen gibt es nun eine US DVD, die alle Folgen auf der
ersten DVD und sehr umfangreiches Bonusmaterial auf der zweiten Scheibe
beinhaltet. All die, die jetzt Lust bekommen haben, nach Hyrule zu reisen, sei
diese Veröffentlichung wärmstens ans Herz gelegt.
Fazit: Legend of Neil ist ein Liebesbrief für die 8 bit
Generation. Für all diejenigen, die mit Zelda, Mario und Co. aufgewachsen sind
und die sich immer gefragt haben, wie es wohl sein könnte, wenn es einen Film
oder eine Serie darüber geben würde. All diejenigen deren Herz auch heute noch
für die Legende rund um Zelda und Link schlägt, ist diese Serie die
Personifizierung des Triforces. Ein absolutes Muss für jeden der bei dem Wort
Link sofort ein Glänzen in den Augen hat. Zuschauen, genießen und in
Erinnerungen schwelgen.
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