Dienstag, 15. April 2014

Review: The Legend of Neil

The Legend of Neil (Season 1-3)


The Legend of Zelda, ein Spiel, ein Mythos, eine Religion. Für viele zählt die Reihe rund um den grüngekleideten Helden Link zu dem besten, was man sich als Fan von Action RPGs wünschen kann. Dungeons, die erforscht werden wollen, Items die benötigt werden, um das Ziel zu erreichen und Rätsel, die einen immer wieder aufs neue vor eine Herausforderung stellen. Alles nahm seinen Lauf, als 1986 das allererste Spiel in der Reihe auf dem Nintendo NES veröffentlicht wurde. 2008 machte sich eine kleine Gruppe aus Filmemachern daran, aus eben jener Geschichte eine Webserie zu erschaffen. In drei Staffeln wurde dem interessierten Zuschauer hier aber nicht Link als Held gezeigt, sondern Neil. Woher sich natürlich auch der Titel ergibt: The Legend of Neil! Doch lohnt sich ein Ausflug mit Neil nach Hyrule?

Neil wird wie durch ein Wunder in das Land Hyrule teleportiert, als er sich, während er The Legend of Zelda spielt, mit dem NES Controller stranguliert und gleichzeitig, auf Grund der wunderschönen Fee im spiel, masturbiert. Genau dies erzählt uns jedes Mal aufs Neue das Intro vor jeder Folge. Doch damit nicht genug, er muss Prinzessin Zelda retten, die von dem bösen Lord Ganon gefangen gehalten wird. In einer Höhle trifft er auf den alten Mann (im Original „Old Man“) der ihm das erste Schwert überreicht. So macht er sich auf, die 8 Dungeons zu bereisen, das Böse zu besiegen, sich die Triforce Stücke zu sichern und allerlei Abenteuer zu erleben.



Für jedes Kind der 80er wird mit dieser Serie ein Traum war. Die Geschichte entfaltet sich in 20 Episoden. Wobei diese sich in ihrer Länge durchaus unterscheiden. In Staffel 1 geht fast jede der 6 Folgen lediglich 4-5 Minuten. In Staffel 2 hingegen wird das Ganze schon deutlich umfangreicher, sodass fast jede Folge gut 10 Minuten läuft. Staffel 3 bietet mit 12-15 Minuten pro Folge nochmal etwas mehr Schauwert. Die komplette Serie läuft somit gut 2,5 h.  Jeder der mit der Spielereihe etwas anfangen kann, muss sich diese Serie einfach anschauen. So viel Witz und Charme wie hier, sieht man leider nur sehr selten. Sehr schnell wird aber auch klar, dass alles auf billigste und trashigste Art und Weise umgesetzt worden ist. Mit Pappmache und anderen einfachen Utensilien wird hier die Welt von Hyrule zum Leben erweckt. Auch die Gegner sehen nicht immer so aus, wie man es sich vielleicht zunächst vorstellen würde, aber das ist auch gar nicht weiter schlimm, denn dadurch kann die Serie ihre ganz eigene Identität entwickeln.


Doch neben dieser ganzen Geschichte rund um Hyrule und das Spiel, gibt es auch noch eine kleine nette Nebengeschichte um Neil. Dies wird allerdings erst in Staffel 2 eingeführt, sodass man besonders in der ersten Staffel ausschließlich Hyrule entdecken wird. Doch diese White Trash Nebengeschichte schafft es, dass das Ganze eben nicht nach wenigen Folgen den Schwung verliert. Denn auch in der realen Welt läuft für Neil nicht alles gut. Seine Freundin betrügt ihn mit seinem Bruder. Sein Vater hält ihn für einen Nichtsnutz und sein eigener Bruder schmeißt ihn auch noch aus dem Job. Ein Leben eines Verlierers eben.


Darüber hinaus persifliert die Serie alle bekannten Hollywood Klischees, wie beispielsweise eine Folge, welche wie ein Musical aufgebaut wurde. Natürlich mit Jokes und Liedern die fast immer unter der Gürtellinie anzusiedeln sind. Doch ist es nicht genau das, was man sich bei der trashigen Umsetzung ohnehin gewünscht hat? Natürlich dürfen auch Identitätskrisen und eine Training Montage nicht fehlen, um das ganze Trashfeuerwerk auch komplett abzufackeln. Dabei verliert die Serie aber nie ihr Ziel aus den Augen. Etwas schade ist lediglich, dass manche Dungeons nicht allzu viel Screentime bekommen und manche Bossgegner werden nur kurz oder gar nicht gezeigt. Auch die Premise, dass Neil lediglich einmal Game Over gehen darf und beim zweiten Mal ein für alle Male stirbt, ist doch etwas merkwürdig. Für den Seriencharakter passt es zwar, aber hier hätte man sich vielleicht einen anderen Ansporn gewünscht.


Doch diese kleinen Kritikpunkte kommen lediglich von einem Die Hard Zelda Fan, allerdings für wen sonst dürfte diese Serie gemacht worden sein? Sicherlich nicht für Leute, die auf niveauvolle und anspruchsvolle Unterhaltung stehen. Dennoch kann und darf man der Serie nie das Herz absprechen, welches in jeder Folge zu erkennen ist. Hier waren wirklich Fans am Werk, die sich die Idee hinter einem der größten Meilensteine der Videospielgeschichte angenommen haben und dies auf clevere, nicht immer ganz niveauvolle Art und Weise auf den Bildschirm gebannt haben. Oder wer hätte gedacht, dass Zelda eine schwarze, junge Frau ist. Nicht nur Neil dürfte bei dem ersten Treffen verwundert sein.

Kommen wir an dieser Stelle direkt zu den Charakteren, denn nicht nur Neil, der unfreiwillig in die Rolle des Helden Link schlüpfen muss und zudem noch von jedem als eben jener angesprochen wird, werden die Fans wiedererkennen. Ebenso der alte Man auch bekannt als Old Man, spielt wahrlich eine außergewöhnliche Rolle. Denn immer wenn Neil/Link ihn trifft, spricht Neil ihn ganz normal als Old Man an, nur um ihn jedes Mal zu korrigieren, da er ja Oooooooold Man heiße. Am Schluss kriegt es Neil sogar hin und prompt ist auch der alte Man darüber verwundert. Wenn man jetzt einmal bedenkt, dass der alte Man im Spiel eigentlich nur ein paar Dialogzeilen hatte, wurde die Figur mehr als würdig umgesetzt. Zudem bekommt er noch einen, an Tourette erkrankten, Bruder spendiert. Wie schon gesagt, der Humor ist sehr eigensinnig. Dieser wirft mit sinnfreien Kommentaren um sich, genau so wie die alten Männer in den einzelnen Dungeons des Spiels. Hier wurde wahrlich der Nagel auf den Kopf getroffen.

 

Darüber hinaus gibt es natürlich noch Zelda, die wie schon erwähnt wurde schwarz ist und ihren Bruder Tyrelda. Wer an dieser Stelle den Kopf schüttelt, der sollte die Finger von der Serie lassen, wenn er es überhaupt bis hier hin ausgehalten hat. Wieso hat Zelda einen Bruder, möchte man förmlich fragen, aber hey immerhin ist es nur eine Serie und die stammt darüber hinaus nicht von Nintendo direkt, also ist wohl alles möglich.

Doch nicht nur gute Charaktere bevölkern Hyrule, auch die Bösewichter wurden hervorragend umgesetzt. Lord Ganon, der im Original ja nur ganz am Schluss eine Rolle spielte, wird hier von der ersten Staffel an gezeigt und hier hat man sich wirklich alle Mühe gegeben. Ganon wurde als Man-Schwein dargestellt genau so wie man es sich wohl immer vorgestellt hat. Die Stimme hallt und mit seinen Dienern macht er immer wieder kurzen Prozess. Sein Gehilfe ist einer der Wizzrobes. Dieser bekommt keinen eigenen Namen spendiert, ist aber im Prinzip nur dafür da, Ganon immer wieder in den Arsch zu kriechen und ihn bei Laune zu halten.


Wenn die 20 Folgen dann zu Ende sind, ist man fast schon ein wenig sentimental, denn es heißt Goodbye und die Geschichte rund um Hyrule, Neil/Link und Zelda hat sein Ende gefunden. Doch für all diejenigen, die mit Nintendo aufgewachsen sind, gibt es im Abspann der letzten Folge noch ein weiteres Highlight zu entdecken. Aber mehr sei an dieser Stelle nicht verraten. Die Serie an sich, konnte man damals im Internet anschauen. Doch seit einiger Zeit ist dies nicht mehr möglich, bzw. es können nicht mehr alle Folgen geschaut werden. Doch stattdessen gibt es nun eine US DVD, die alle Folgen auf der ersten DVD und sehr umfangreiches Bonusmaterial auf der zweiten Scheibe beinhaltet. All die, die jetzt Lust bekommen haben, nach Hyrule zu reisen, sei diese Veröffentlichung wärmstens ans Herz gelegt.


Fazit: Legend of Neil ist ein Liebesbrief für die 8 bit Generation. Für all diejenigen, die mit Zelda, Mario und Co. aufgewachsen sind und die sich immer gefragt haben, wie es wohl sein könnte, wenn es einen Film oder eine Serie darüber geben würde. All diejenigen deren Herz auch heute noch für die Legende rund um Zelda und Link schlägt, ist diese Serie die Personifizierung des Triforces. Ein absolutes Muss für jeden der bei dem Wort Link sofort ein Glänzen in den Augen hat. Zuschauen, genießen und in Erinnerungen schwelgen.




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