Montag, 3. Februar 2014

Review: Hollywood Necronomicon

Hollywood Necronomicon


Nachdem ich mit Diabolique (Review) und Malacreanza (Review) in die Welt von Cosmotropia de Xam eingetaucht bin, stand relativ schnell fest, dass ich auch die weiteren Filme aus dem Kopf dieses interessanten deutschen Filmemachers entdecken wollte. Hollywood Necronomicon sollte dabei nun den Anfang machen und der Trailer versprach ein Fest von Bildern und Klängen, welche für Epilepsieanfällige sicherlich nicht das richtige sein dürfte. Doch was erwartet einen hier, da die frühen Werke von ihm ja alle ohne eine erzählerische Ebene aus kamen. Kann dieses „Kunstwerk“ genauso überzeugen wie die zwei Nachfolger?

Nach der ersten Sichtung von Hollywood Necronomicon ist man schlichtweg erschlagen. Was versucht einem der Film zu sagen? Hat er eine Aussage? Was hat es mit den ganzen verschiedenen Kapiteln auf sich? Was bedeutet jenes Bild, was bedeutet dieses Bild? Der Kopf ist aus, die Gedanken leer und je mehr Abstand man von dem Gezeigten bekommt, desto klarer werden die Aspekte dieser Seelenwanderung. In Kapitel 1 wird dem Zuschauer der Raum 204 gezeigt, eine Anspielung auf den Raum 237 aus Stephen Kings Meisterwerk Shining. Doch für was steht dieser Raum. Es ist alles andere als einfach, die einzelnen Teile sinnvoll zusammen zusetzen und man wird wohl auch lange brauchen, um dem ganzen den Sinn zuzuschreiben, den er haben soll. Aber damit wandert nicht nur die Seele der Hauptdarstellerin auf ganz anderen Pfaden, sondern eben auch die des Zuschauers.


Doch nun zurück zum Raum 204. Dieser beinhaltet ein Waschbecken, welches im Laufe des Filmes immer mehr an Bedeutung gewinnen wird. Denn dieses Becken stellt einen Katalysator beziehungsweise ein Tor dar, durch welches Aura in ihrer Rolle als Medium eine Verbindung herstellen kann. An dieser Stelle muss nun ganz klar gesagt werden, das man diese Verbindungen nicht einfach so in die Schoss geworfen bekommt, nein hier muss man wirklich genau aufpassen und sich mit der Geschichte Hollywoods auskennen. Beispielsweise gibt es hier den Mullholland Drive zu sehen, welcher auch schon als zentraler Dreh- und Angelpunkt in David Lynchs gleichnamigen Mindfuck Meisterwerk diente. Aber wofür steht der Mullholland Drive denn genau? Er ist im Prinzip der Ort, den jeder aufgehende Star in Hollywood überwinden muss. Metaphern über Metaphern und davon bietet der Film wirklich so unendlich viele, dass es einfach nur unmöglich sein dürfte, jede davon beim ersten, zweiten, dritten oder gar vierten Sichten zu erkennen. Hier hilft es nur, zu wissen, was man sieht und das ist ein Werk, welches sich mit der Geschichte von Hollywood auseinander setzt. Diese fast seziert und ausweidet.


Aura durchlebt die Geschichte von Hollywood und deren Stars und wird dabei zu bekannten Orten der Stadt geschickt. Ein weiteres Beispiel dafür sind die Externsteine, welche auch in Kenneth Anger's Lucifer Rising eine große Rolle spielen. Dort scheint es fast so, als würde Aura die Bösen Geister die an diesem Ort wohnen beschwören und sich mit ihnen treffen wollen. Ganz in weiß gekleidet, stellt sie das krasse Gegenteil zu dem Bösen dar.

Man muss den Film einfach immer und immer wieder schauen, um wirklich jede Kleinigkeit zu entdecken und zu deuten. Die Fragen, werden wohl so schnell nicht im Kopf aufhören und es gibt so viele winzige Szenen die für das große Ganze doch so wichtig sind. Seien es die Schlagzeilen in der Zeitung, oder aber die zwei Disney Figuren. Wofür stehen diese, was haben sie in einem solchen Film zu suchen? Alles wirkt so unpassend und doch wieder nicht. Man fragt sich immer wieder was man hier gerade sieht, nur um dann zu merken, wie einen der Film noch Tage/Wochen beschäftigt.


Was man dabei aber nicht außer Acht lassen sollte, ist die wunderschöne Umsetzung, welche allerdings für das normale Auge zu viel des Guten sein dürfte. Schnelle Schnitte, welche für Epilepsieanfällige sicherlich nicht auszuhalten sein dürften. So ein wildes durcheinander habe ich noch nie gesehen und das erstaunliche daran ist, dass es eben nicht sinnlos ist, wie man zunächst vermutet, sondern einen sehr tiefen und außergewöhnlichen Sinn besitzt. Der Geist muss den Film aufnehmen nicht nur das Auge. Der Kopf muss denken. Muss das Gezeigte genau so sezieren, wie Cosmotropia de Xam die Geschichte Hollywoods und ihre Grauen seziert. Die Musik welche den Gehörgang malträtiert, gibt einem Hinweise zur weiteren Verständnis des Gezeigten. Ein Gesamtwerk, welches nicht dazu da ist zu unterhalten und danach vergessen zu werden. Ein Blick in die Abgründe des Ortes Hollywoods. Kunst in Reinform, ohne jemand der einem sagt, was es zu sagen hat. Gefühle und Gedanken sind hier die Hauptdarsteller, sie wollen sich entfalten und das wilde Durcheinander zusammensetzen.


Fazit: Hollywood Necronomicon ist wahrlich kein Film mehr, es ist vielmehr ein Kunstwerk aus Bildern und Sound, dass für jeden Menschen ein anderes Erlebnis darstellen dürfte. 60 Minuten voller Bilder und Klänge, die sich erst nach mehrmaligem Sichten zu einem Bild des Grauens zusammensetzen und auch erst dann wirklich Sinn machen. Wer sich mit der Geschichte von Hollywood und deren Plätzen auskennt, der dürfte hier eine wahre Seelenwanderung erleben die es so kein zweites Mal geben wird. Was zunächst wie eine sinnfreie Bilderflut wirkt, ergibt mit jedem aufgebrachten Gedanken mehr Sinn und man merkt sehr schnell, dass es hinter den Bildern und Klängen etwas zu entdecken gibt. So kann und darf ein Film sein!! Wer Interesse hat sollte vorher unbedingt den Trailer anschauen, da die Epilepsie Warnung auf gar keinen Fall als Witz gedacht ist. 



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