Sonntag, 15. September 2013

Buch Review: Black Hole Gesamtausgabe

Black Hole


Graphic Novels erfreuen sich immer größerer Beliebtheit, aber was ist eine Graphic Novel überhaupt. Im Prinzip ist es ein Comic, welches die Erzählstruktur eines Buches beinhaltet. Man wird hier nicht nur mit bunten Bildern und dergleichen berieselt sondern wird mit sehr erwachsenen Themen wie Drogen, Sex, Isolieren, sowie Gewalt beworfen. Man verliert sich in der Welt und wird oftmals wahrlich gefangen genommen. Zudem sind Graphic Novels oftmals in einem zusammenhängenden Band erschienen, das heißt, anders als bei Comics, wird die Geschichte schneller in sich geschlossen. Wenngleich Charles Burns Black Hole, zunächst in 5 einzelnen Bänden erschienen ist, so gibt es diese nun auch als Gesamtausgabe, welche 364 Seiten umfasst. Lohnt sich der Kauf eben jeder Graphic Novel, oder sollte man doch lieber bei einem richtigen Buch bleiben?



Die Geschichte ist wirr und erzählt im Grunde, die Verwandlung einiger Jugendlicher zu Monstern. Dies wird hier als eine Art Krankheit dargestellt. Die Jugendlichen infizieren sich mit dem "Virus" indem sie Körperflüssigkeiten austauschen. Meist durch Sex. Woher diese Krankheit kommt, wird zu keinem Zeitpunkt erklärt. Man wird direkt in die Geschichte geworfen und muss sich den Gegebenheiten anpassen. Gleich zu Beginn gibt es einige Infizierte, diese wurden aus der Gesellschaft ausgeschlossen. Die Infizierung definiert sich durch die Entstellungen des Körpers oder andere Veränderungen. Einer der kranken Jugendlichen schafft es seine Krankheit zu verstecken und kann so als Mischwesen in der Gesellschaft weiter leben und schafft so als einer der wenigen den Spagat zwischen Isolation und Akzeptanz. Er ist hin und her gerissen. Die normalen Menschen akzeptieren ihn zwar, aber wird doch nie ganz zu ihnen gehören. Bei den Monster ist er auch angesehen, wenn gleich er auf Grund seiner Privilegien in der normalen Welt, doch auch nie ganz ein Teil ihrer Gemeinschaft werden kann.


Man wird von der ersten Sekunde in einen Bann gezogen. Burns schafft es, die kranken und andersartigen Wesen meist menschlicher erscheinen zu lassen, als die gesunde Welt. Sie verurteilen niemanden, sie lassen jeden bei sich Schutz finden. Und so schafft es Burns einen gewisse Gesellschaftskritik mit in die Geschichte zu integrieren. Neben dem ganzen schwarz und weiß Denken der Menschen, vermittelt Black Hole dem Leser aber auch noch einen Einblick in die Pubertät der heutigen Jugend. Drogen, Alkohol und Sex gehören hier zu Tagesordnung. Alles wird ohne mit der Wimper zu zucken zelebriert und keiner macht sich einen Gedanken über die Zukunft. Doch darüber hinaus zeigt Burns dem interessierten Leser, wie einsam ein jeder während dieser Zeit ist. Unverstanden von allem und jedem, muss ein jeder für sich selbst definieren was einem wichtig ist. Sei es im Leben oder eben in der Liebe.

Liebe an sich ist ein zentraler Punkt in dieser Geschichte. Die einzelnen Charaktere finden immer wieder, die für sie wahre Liebe, nur um wenig später mit gebrochenem Herzen oder mit einer neuen Sichtweise da zu stehen. Auch die Aggressionen, welche eine nicht erwiderte Liebe mit sich bringt, werden hier thematisiert. Das Ende ist dann ein wahres Drama und man kann fast nicht anders als sich ein wenig wehmütig den letzten Seiten zu nähern. Burns schafft es, dass man sich unvermittelt immer mehr mit den Charakteren verbunden fühlt und meint, mann könnte deren Zerrissenheit und Isolation förmlich am eigenen Leib spüren. Darüber hinaus wirkt das Ganze oftmals sehr komplex und nicht sofort wie es scheint. Durch die Drogen als stilistisches Mittel, hat Burns allerlei Freiheiten und kann so dem Leser immer wieder makabere, ja fast abseitig wirkende Bilder entgegen werfen. Welche gepaart mit den entstellten Jugendlichen, zu einer fast horroresk wirkenden Bilderflut führt. Da das Buch ohne Farben auskommt, setzt darüber hinaus noch eine gewisse Monotonie, nicht des Gezeigten, sondern viel mehr der Stimmungen und Emotionen, ein, welche dem Zuschauer immer wieder die Kraft raubt. Keine Freude ist hier präsent und das Gezeigte unterstreicht eben jene Verlorenheit, in welcher sich neben den Figuren auch der Leser gefangen fühlt. Diese Verlorenheit wird durch die nicht vorhandene Seitenbeschriftung noch weiter verstärkt. Man weiß zu keinem Zeitpunkt, wo man sich gerade befindet und einzig die Dicke des bereits gelesenen Teils gibt Aufschluss darüber, wo man sich ungefähr befindet. Eine Idee, die man so selten bis gar nicht in einem Buch finden kann.


Die Charakterzeichnung an sich ist sehr schön geworden. Jede einzelne Figur hat seine ganz persönlichen Probleme. Der eine hat einen zweiten Mund am Hals, die andere will aus dem gut behüteten Elternhaus und der damit verbundene Kontrolle durch die fanatisch christlichen Eltern entkommen. Und der andere ist sich mit seinen Gefühlen für gleich zwei Damen nicht eins. So entspinnt sich eine Geschichte rund um wahre Liebe und die innere Schönheit der einzelnen Figuren. Denn diese merken, dass nicht nur das Äußere wichtig ist, sondern viel mehr das innere, wahre Selbst des Einzelnen.

Fazit: Black Hole ist ein faszinierendes Werk, welches im Kern nur die Entdeckung der Liebe einiger Jugendlicher zeigen will, darüber hinaus aber auf sehr abseitigen Wegen wandelt und einem so viel mehr das Erwachsenwerden und die damit verbundenen Probleme aufzeigt. Für experimentierfreudige Fans von Graphic Novels und auch Büchern per se ist Black Hole definitiv einen Blick wert. Die 24,-€ sind für die 364 Seiten umfassende Geschichte nicht zu viel und man wird nach dem ersten Lesen, gleich noch einen Trip in das schwarze Loch wagen wollen.



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