Donnerstag, 29. August 2013

Review: Singapore Sling

Singapore Sling



Das Label Bildstörung ist ja dafür bekannt, dass die Filme, welche sie veröffentlichen alles andere als normale Kost sind. Der neuste Streich, welcher durch das Label nun endlich auch deutschsprachigen Fans verfügbar gemacht wird, hat bereits einiges an Aufsehen erregt. Doch was erwartet den geneigten Fan mit Singapore Sling genau?




Ein Mann, von allen nur Singapore Sling genannt, ist auf der Suche nach einer Frau. Laura. Diese verschwand vor drei Jahren und wurde seither nicht mehr gesehen. Was ist mit ihr geschehen? Lebt sie noch? Oder ist Singapore Sling tatsächlich in eine Leiche verliebt, denn er trauert um sie und will sie einfach nicht verlassen. Durch Zufall trifft er zwei Frauen und dann beginnt ein Alptraum für Singapore Sling und für den Zuschauer.





Die Geschichte von Singapore Sling ist so simpel, wie die Relativitätstheorie. Selten bekam man etwas verwirrenderes und zeitgleich so interessantes geboten. Von der ersten Minute an weiß man nicht so richtig, was mit einem geschieht. Das Geschehen läuft ab, ohne das der Zuschauer weiß mit was oder wem er es zu tun hat. Wer ist der Gute, wer ist der Böse. Was führen die Frauen im Schilde. Wie passt Singapore Sling da rein. Und viel wichtiger, was soll das alles nur bedeuten? Man kann den Film als Art Metapher bezeichnen, denn zu Beginn ist der Mann ohne Lebenskraft. Doch je weiter der Film voran schreitet, umso mehr Kraft bekommt er und zum Ende hin, steht er wieder aufrecht. Doch dann kommt die finale Szene und die Interpretationsidee ist verworfen. Der Film lässt einen überlegen und nachdenken, doch man kommt zu keinem Sinn. Was bedeutet das nur alles. Das wird man sich wohl noch eine ganze Weile nachdem der Film schon zu Ende ist noch fragen. Leider ist der Film in seiner Erzählweise sehr behäbig, sodass die der Film immer wieder etwas an Tempo verliert und einfach vor sich hinspielt. Es ist eine Erzählweise die sicherlich nicht jedem gefallen dürfte.

Die Schauspieler, derer es nur 3 gibt. Machen einen interessanten Job. Aber wie soll man sie nur bewerten. Besonders die Frauen spielen dermaßen krank oder eben grandios, ganz wie man es eben empfindet. Die jüngere Damen verhält sich an manchen Stellen, als wäre sie geistig zurück geblieben und zuckt wie vom Teufel gestochen. Ein Film der wirklich schon allein bei den Schauspielern die Geister scheiden dürfte. Die Kamera macht einen sehr guten Job, verweilt oft sehr lange in der selben Einstellung und zeigt sowohl die Schönheit, als auch das Grauen des Lebens in seiner ungeschönten Kraft. Zudem ist der gesamte Film in Schwarz Weiß gedreht worden, was den Film, wie auch die Geschichte, wie ein Produkt der 30er Jahre wirken lässt. Alles wirkt, wie ein Film aus einer ganz anderen Zeit. 



Die Atmosphäre die dieses Werk ausstrahlt, wird durch Ekel dominiert. Seien es die Dinnerszenen in denen sich die Darsteller das Essen förmlich in den Mund stopfen, nur um kurze Zeit später spastisch das Essen wieder zu erbrechen, oder einige Szenen die aus einem SM Film stammen könnten. All das erweckt im Zuschauer ein Unbehagen, sodass der Filmgenuss sehr stark davon abhängt, ob man sich auf solche Ideen einlassen kann. Auch die Musik, welche sehr zurückhaltend agiert, ist auf alt getrimmt. Die wenigen Stücke bestehen fast ausschließlich aus Klavierklängen, die mal normal und mal wie ein wildes Durcheinander klingen. Bei den Effekten sollte man keinen Splatterfilm erwarten, der Film setzt vielmehr, wie bereits erwähnt, auf Ekelszenen, welche aus Urin und Erbrochenem bestehen. 



Die Bluray aus dem Hause Bildstörung präsentiert den Film ungeschnitten und das mit einer FSK 18 Freigabe. Nachdem man die 111 Minuten "überstanden" hat, wird man sich zweifelsohne fragen, wie um alles in der Welt dieser Film eine Freigabe durch die FSK erhalten hat. Allein der Grundtenor und die kranken Ideen wären Rechtfertigung genug gewesen, diesem Film eine Freigabe zu verwehren. Umso erfreulicher allerdings für die Fans, denn so steht dem problemlosen Erwerb nichts im Weg. Das Set bietet zudem eine 77 minütige Dokumentation über den Regisseur, sowie ein Interview mit selbigem, welches mit 23 Minuten sehr lang und informativ ausgefallen ist. Und zu guter Letzt bekommt der Fan noch ein 11 Seitiges, informatives und gut geschriebenes Booklet dazu.

Fazit: Singapore Sling ist ein Film, der so ganz anders ist als alles bisher im Hause Bildstörung erschienende. Abartig, krank, merkwürdig und dennoch interessant. Ob man mit diesem Werk etwas anfangen kann muss jeder für sich selbst wissen. Man sollte aber unbedingt sehr sehr offen sein und gar nicht erst versuchen wollen, den Film nach der ersten Sichtung schon zu verstehen. Anschauen auf eigene Gefahr!



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