Singapore Sling
Das Label Bildstörung ist ja
dafür bekannt, dass die Filme, welche sie veröffentlichen alles andere als
normale Kost sind. Der neuste Streich, welcher durch das Label nun endlich auch
deutschsprachigen Fans verfügbar gemacht wird, hat bereits einiges an Aufsehen
erregt. Doch was erwartet den geneigten Fan mit Singapore Sling genau?
Ein Mann, von allen nur Singapore Sling genannt, ist auf
der Suche nach einer Frau. Laura. Diese verschwand vor drei Jahren und wurde
seither nicht mehr gesehen. Was ist mit ihr geschehen? Lebt sie noch? Oder ist
Singapore Sling tatsächlich in eine Leiche verliebt, denn er trauert um sie und
will sie einfach nicht verlassen. Durch Zufall trifft er zwei Frauen und dann
beginnt ein Alptraum für Singapore Sling und für den Zuschauer.
Die Geschichte von Singapore Sling ist so simpel, wie
die Relativitätstheorie. Selten bekam man etwas verwirrenderes und zeitgleich
so interessantes geboten. Von der ersten Minute an weiß man nicht so richtig,
was mit einem geschieht. Das Geschehen läuft ab, ohne das der Zuschauer weiß
mit was oder wem er es zu tun hat. Wer ist der Gute, wer ist der Böse. Was
führen die Frauen im Schilde. Wie passt Singapore Sling da rein. Und viel
wichtiger, was soll das alles nur bedeuten? Man kann den Film als Art Metapher
bezeichnen, denn zu Beginn ist der Mann ohne Lebenskraft. Doch je weiter der
Film voran schreitet, umso mehr Kraft bekommt er und zum Ende hin, steht er
wieder aufrecht. Doch dann kommt die finale Szene und die Interpretationsidee
ist verworfen. Der Film lässt einen überlegen und nachdenken, doch man kommt zu
keinem Sinn. Was bedeutet das nur alles. Das wird man sich wohl noch eine ganze
Weile nachdem der Film schon zu Ende ist noch fragen. Leider ist der Film in
seiner Erzählweise sehr behäbig, sodass die der Film immer wieder etwas an
Tempo verliert und einfach vor sich hinspielt. Es ist eine Erzählweise die
sicherlich nicht jedem gefallen dürfte.
Die Schauspieler, derer es nur 3 gibt. Machen einen
interessanten Job. Aber wie soll man sie nur bewerten. Besonders die Frauen
spielen dermaßen krank oder eben grandios, ganz wie man es eben empfindet. Die
jüngere Damen verhält sich an manchen Stellen, als wäre sie geistig zurück
geblieben und zuckt wie vom Teufel gestochen. Ein Film der wirklich schon
allein bei den Schauspielern die Geister scheiden dürfte. Die Kamera macht
einen sehr guten Job, verweilt oft sehr lange in der selben Einstellung und
zeigt sowohl die Schönheit, als auch das Grauen des Lebens in seiner
ungeschönten Kraft. Zudem ist der gesamte Film in Schwarz Weiß gedreht worden,
was den Film, wie auch die Geschichte, wie ein Produkt der 30er Jahre wirken
lässt. Alles wirkt, wie ein Film aus einer ganz anderen Zeit.
Die Atmosphäre die dieses Werk ausstrahlt, wird durch
Ekel dominiert. Seien es die Dinnerszenen in denen sich die Darsteller das
Essen förmlich in den Mund stopfen, nur um kurze Zeit später spastisch das
Essen wieder zu erbrechen, oder einige Szenen die aus einem SM Film stammen
könnten. All das erweckt im Zuschauer ein Unbehagen, sodass der Filmgenuss sehr
stark davon abhängt, ob man sich auf solche Ideen einlassen kann. Auch die
Musik, welche sehr zurückhaltend agiert, ist auf alt getrimmt. Die wenigen
Stücke bestehen fast ausschließlich aus Klavierklängen, die mal normal und mal
wie ein wildes Durcheinander klingen. Bei den Effekten sollte man keinen Splatterfilm
erwarten, der Film setzt vielmehr, wie bereits erwähnt, auf Ekelszenen, welche
aus Urin und Erbrochenem bestehen.
Die Bluray aus dem Hause Bildstörung präsentiert den
Film ungeschnitten und das mit einer FSK 18 Freigabe. Nachdem man die 111 Minuten
"überstanden" hat, wird man sich zweifelsohne fragen, wie um alles in
der Welt dieser Film eine Freigabe durch die FSK erhalten hat. Allein der
Grundtenor und die kranken Ideen wären Rechtfertigung genug gewesen, diesem
Film eine Freigabe zu verwehren. Umso erfreulicher allerdings für die Fans,
denn so steht dem problemlosen Erwerb nichts im Weg. Das Set bietet zudem eine
77 minütige Dokumentation über den Regisseur, sowie ein Interview mit selbigem,
welches mit 23 Minuten sehr lang und informativ ausgefallen ist. Und zu guter
Letzt bekommt der Fan noch ein 11 Seitiges, informatives und gut geschriebenes
Booklet dazu.
Fazit: Singapore Sling ist ein Film, der so ganz anders
ist als alles bisher im Hause Bildstörung erschienende. Abartig, krank,
merkwürdig und dennoch interessant. Ob man mit diesem Werk etwas anfangen kann
muss jeder für sich selbst wissen. Man sollte aber unbedingt sehr sehr offen
sein und gar nicht erst versuchen wollen, den Film nach der ersten Sichtung
schon zu verstehen. Anschauen auf eigene Gefahr!
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