Mittwoch, 22. Juni 2016

Game Review: Mighty No. 9

Mighty No. 9


Ach was war das für eine schöne Kindheit. Morgens aufstehen, ganz leise zum Fernseher schleichen, das NES starten und mit Mega Man die Welt retten. Ja das waren wahrlich noch tolle Momente. Umso erfreulicher war es, als Mega Man Erfinder Keji Inafune via Kickstarter verkündete, dass er ein nagelneues Spiel ganz im Stile von Mega Man kreieren wolle. Natürlich mit der Unterstützung der Fans, was ja im Prinzip keine schlechte Idee ist. So kam es immerhin dazu, dass fast jede Plattform das neuste Machwerk namens Might No. 9 spielen darf. Freitag ist es nun endlich offiziell soweit und ich durfte bereits ein paar Tage vorher mit der PS4 Version verbringen. Hat sich das lange Warten gelohnt, oder enttäuscht Mighty No. 9 die Mega Man Fans?

Ein Virus hat alle Roboter mit Ausnahme von Beck, aka Mighty No. 9, zu bösartigen Wesen gemacht. Nun ist es an Beck, die Roboter wieder zur Besinnung zu bringen und so kämpft er sich durch die Stages und versucht seine Freunde zu retten.


Die Story kann man sich gelinde gesagt auch direkt sparen. Aber hey ein Mega Man lebte ja schließlich auch nie von seiner Geschichte. Stattdessen überzeugten diese Games durch ihre tollen Level Designs, die coolen Bosse und deren interessanten Spezialfähigkeiten. All das enthält auch Mighty No. 9, allerdings eben nicht auf dem selben Niveau, wie die Klassiker.


Da wären zum einen die Stages, welche allesamt sehr einfallslos daherkommen und nie wie zusammenhängende Level, sondern vielmehr wie eine Vielzahl von verschiedenen Korridoren wirken. Ein schönes Beispiel dafür ist Stage 2, die mit einem riesigen Wasser Abschnitt aufwartet, welchen man allerdings mit dem Dash komplett umgehen kann. Später wechselt es dann noch zu einem Eis Abschnitt, in welchem man zwei Pong-ähnliche Schläger bekämpft, während der Stage Boss einen versucht einzufrieren. So richtig Sinn ergeben will das nicht, aber nun gut, dass ist längst nicht das Schlimmste. Denn wenn man dann zum Boss kommt macht sich das größte Problem von Mighty No. 9 bemerkbar. Es ist einfach nur unfair. Und ich möchte hier erneut betonen, dass ich die alten Mega Man Teile, sowie die zwei neueren Teile und die X-Reihe gespielt, geliebt und gemeistert habe. Die Spiele lebten von ihrem knackigen Schwierigkeitsgrad und auch sie hatten Instantdeath Momente, allerdings niemals bei den Bossen und genau das macht Mighty No. 9. So ist es dem Boss der zweiten Stage beispielsweise möglich Beck einzufrieren und dann mit einem Sturzmanöver in einem Hit zu töten. Man hat nur die Möglichkeit mit schnellem hin- und herwackeln des Digikreuzes, bzw. des Sticks, sowie drücken der X-Taste (PS4) diesem zu entkommen. Allerdings hat dies bei mir von 30 Versuchen nur ein paar Mal funktioniert, was nicht nur zu Wutanfällen und kaputten Kontrollern führen kann, sondern auch zum Verlust des Spielspaßes. Auch die einzelnen Levels haben solche unfairen Stellen, die unpassend und nervig wirken. Ein Beispiel dafür wäre die Stage von Mighty No. 1, in welchem man über Abgründe dashen muss und gleichzeitig mit fallenden Säulen zu kämpfen hat, welche einen natürlich auch sofort töten. Dazu kommt ein weiteres Problem des Games, die ungleiche Framerate, welche in solchen Momenten den Spielspaß weiter trübt. Als wäre es nicht ohnehin schon schwer genug diese Geschlicklichkeitspassagen zu überstehen, nein wenn die Framerate von 60 Bildern auf 50, dann 40 und vielleicht sogar noch darunter fällt und man verzweifelt versucht allen möglichen Sachen auszuweichen, dann ist man nicht nur einmal kurz davor den Kontroller auf den Boden zu schmettern. Solche Momente wiederholen sich leider sehr oft, sodass fast jedes Level nicht schwer, sondern unfair wirkt und man sich wahrlich dazu zwingen muss nicht zu verzweifeln.


Auch andere Spiele haben zuletzt gezeigt, dass es Spaß machen kann mit schweren Aufgaben konfrontiert zu werden. Ein gutes Beispiel dafür ist die Dark Souls Reihe, welche dem Spieler wirklich alles abverlangt, dabei aber immer fair bleibt und genau das tut Mighty No. 9 in meinen Augen eben nicht. Schließlich weiß ich wie eine Aufgabe, eine Stage oder einen Boss besiegt werden will, allerdings hindert mich das Gameplay daran dies so umzusetzen und das führt zur Verzweiflung.

Ein großes Highlight bei den Mega Man Games war es auch, sich die Fähigkeiten der anderen Roboter anzueignen und damit Gegner effektiver zu killen, dies sogar bei den anderen Bossen. All das fehlt bei Mighty No. 9 fast komplett. Manche Spezialfähigkeiten werden für die Stages gebraucht, um beispielsweise Hindernisse zu zerstören, die Beck mit seinem Laser nicht zerstören kann. Andere Fähigkeiten sind in dem eigentlichen Level wiederum viel zu stark, wie der Eisstrahl von Mighty No. 2. Damit kann man zudem den Dash Zeitraum von Beck verlängern. Dieser ist dafür da, um Gegner zu absorbieren und dies muss innerhalb von einem sehr geringen Zeitraum geschehen. Der Eisstrahl verlängert diesen Zeitraum auf das Fünffache, wodurch 100% Absorbtionen fast schon zum Kinderspiel werden. Bei den Bossen funktioniert dies aber nicht. Was einem die Absorbtionen bringen sollen wollt ihr wissen? Dadurch kann man seinen Blaster eigentlich verstärken, allerdings fällt immer wieder auf, dass der Standardblaster eigentlich der Stärkste ist und eine Verbesserung eher Nachteile mit sich bringt. Gerade bei den Bossen fällt dies auf. Sodass man diese eigentlich durch die Bank am Besten mit dem Standardblaster besiegen kann. Um sie aber zu besiegen, muss man sie so lange beschießen, bis man sie absorbieren kann, dies muss man dann ca. 3-4 Mal wiederholen und erst dann sind sie besiegt.


Nach den ersten 8 Boss Leveln kommen noch 3 weitere hinzu. Eines davon steckt den Spieler in die Rolle von Call, dem weiblichen Roboter. Diese kann zwar hoovern, dafür aber weder mit dem Dash Gegner absorbieren, noch mehr als einen Schuss auf einmal mit ihrem Blaster abfeuern. Das Level selbst ist zudem sehr kurz. Der Boss dann eigentlich schon eine Unverschämtheit, da man diesen nicht mit den eigenen Waffen besiegen kann, bzw. dies ewig dauert und stattdessen hoffen muss, dass die richtigen Gegner vom Himmel fallen, welche dem Boss schaden. Die anderen Zwei Endlevel ziehen dann nochmals im Vergleich zu den Mighty Stages an. Im ersten muss Beck fast alle seine Spezialfähigkeiten benutzen, um weiter zu kommen und gegen gleich drei Bosse kämpfen. Die finale Stage ist dann nicht besonders einfallsreich, dafür aber an manchen Stellen etwas nervig, da man virusähnliche Wesen zerstören muss, die aber immer nachwachsen, solang sie an einem anderen Wesen anschließen. Der Endgegner hat zwei Phasen und beide sind mit etwas Übung gut machbar. Da waren die Mightys deutlich nervig, auf Grund ihrer Instantkills.


Wer sich die Disc gekauft hat, bekommt zudem noch einen DLC dazu, in welchem man gegen Ray antreten muss. Ray selbst kann dabei einzig mit dem Blaster bekämpft werden. Die Stage ist allerdings eine Unverschämtheit, da man jede Sekunde merkt, dass diese Stage schnell und ohne Liebe erstellt wurde. Zudem ist sie extrem kurz. Dafür kann man danach mit Ray selbst das gesamte Spiel bestreiten. Ray spielt sich deutlich aggressiver und ändert das Spiel ein wenig. Ob es aber die 10€ extra wert ist, muss jeder selbst wissen.


Das Bossdesign und deren Verhalten bzw. Angriffe sind definitiv cool geworden und zählen zu den wenigen Highlights des Games. Die Stages selbst sind wie erwähnt eher schwach. Auch die Grafik wirkt eher einfallslos, was besonders bei den Hintergründen auffällt und auch die Standard Gegner wissen nicht zu überzeugen. Auch die Musik bleibt nicht im Ohr und kein Track dürfte sich in den Gehörgängen der Fans verankern, wie es die klassischen Mega Man Themes getan haben. Lobend erwähnen kann man noch den Ex-Modus, in welchem man eine Vielzahl von Challenges gestellt bekommt und dies mit verschiedenen Einschränkungen, wie Beispielsweise keine Nutzung des Dashes oder des Angriffes, schaffen muss. Diese Aufgaben werden aber erst mit Abschluss der einzelnen Stages weiter freigeschaltet. Einen Online Modus soll es auch geben, diesen konnte ich leider nicht testen.

Fazit: Mighty No. 9 hätte so toll werden können. Es stammt aus der Feder von Keji Inafune, dem Schöpfer von Mega Man, der eine ganze Generation mit schweren Games begeistern konnte, dabei aber nie unfair war. Genau daran scheitert Mighty No. 9. Die Levels enthalten unfaire Stellen, die einen zur Verzweiflung bringen, die Bosse können einen mit einem Schlag besiegen, wenngleich sie auch normale Angriffe haben, die Sonderwaffen sind eigentlich so gut wie nutzlos, der Score bleibt nicht hängen und die Grafik enttäuscht. Der Ex-Modus, samt Challenges bringt immerhin ein wenig Abwechslung in das Ganze. Wer ein Mega Man Spiel erwartet wird enttäuscht, Leute die eine sehr hohe Frustresistenz haben, gleichzeitig einen soliden Plattformer suchen, können einen Blick wagen, sollten aber nicht zu viel erwarten.  


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