Vice Versa
Die kreativen Köpfe aus Deutschland meinen es dieses Jahr
sehr gut mit dem interessierten Filmliebhaber. Besonders im Kurzfilm Bereich
steigt der Output immer mehr und auch die Qualität wird immer höher. Seien es
kurze Splatterfilme, experimentell angehauchte Gruselstreifen oder Werke, die jedwede
Kategorisierung vermissen lassen. Bei Vice Versa handelt es sich um einen der
letztgenannten Werke. Doch kann das Kurzfilmprojekt auch überzeugen oder dürfte
der wilde Genre Mix das Einzige sein, was bei diesem Film für Aufsehen sorgt?
Ein harmloser Tramper sucht nach einer Mitfahrgelegenheit.
Bald schon hält der erste nette Mensch an und lässt ihn einsteigen. Doch als
dieser nach wenigen Minuten unbemerkt vom Tramper, seinen Darmgasen freien Lauf
lässt, bricht der arme Beifahrer die Fahrt sofort ab. Das nächste Pärchen wirkt
komisch und fast schon zu konservativ, also steigt er lieber gar nicht erst ein.
Nach einigen Stunden kommt endlich ein vernünftiger Fahrer und bietet die so
lang ersehnten Fahrt nach Hause an. Doch als sie am Haus des Trampers ankommen,
wendet sich das Blatt und das Grauen beginnt.
Ohne jetzt direkt zu viel von Vice Versa verraten zu wollen,
immerhin lebt das Werk von seinen unzähligen Wendungen, kann man eins auf jeden
Fall sagen: Vice Versa ist ein ungemein ambitioniertes und äußerst kurzweiliges
Filmprojekt aus Deutschland geworden. Dabei ist eins ratsam. Man sollte es
tunlichst vermeiden, vor Genuss des Films irgendetwas darüber zu wissen. Denn
gerade diese Ungewissheit macht den Unterhaltungswert aus. Zunächst erwartet
man eine Art Komödie oder Drama, doch sobald man am Haus des Trampers ankommt,
kommt immer mehr Licht ins Dunkel.
Die Schauspieler machen ihre Sache dabei sehr gut und man
merkt, dass viel Liebe und Herzblut in die Entstehung des Werks geflossen ist.
Besonders schön ist, wenn man sich nach dem Ende noch das unterhaltsame Bonusmaterial
zu Gemüte führt. Im Making of behind the Outtakes, allein der Titel sagt schon
alles, sieht man wie einige Szenen oft mehrmals versucht wurden, um das Maximum
heraus zu holen.
Die Kameraführung ist für ein Debütwerk grundsolide
umgesetzt und weiß zu gefallen, ohne sich irgendwelche groben Schnitzer zu
erlauben. Auch die Atmosphäre, welche mit jeder Minute dichter und
glaubwürdiger wird, punktet auf ganzer Linie. Sogar eine kurze experimentell
angehauchte Szene gibt es zu entdecken, wobei man davon gerne mehr gesehen
hätte. Dies ist dann leider auch der Tenor, der nach dem Abspann zurück bleibt.
Der Film bietet einige sehr gute Ideen, die leider nicht gänzlich ausgereizt
werden und einem mit dem Hunger nach mehr zurück lassen. Das Ende kommt einfach
zu schnell. Einige Ideen wurden nur kurz angerissen und dann fallen gelassen,
ohne wirklich ausgearbeitet zu werden. Hier wäre bei einer längeren Laufzeit
deutlich mehr drin gewesen. Wünschenswert wäre, wenn das Team sich dem Projekt
nochmal widmen und gegebenenfalls noch eine längere Fassung auf den Markt
werfen würde. Die Voraussetzungen sind zweifelsohne vorhanden.
Fazit: Vice Versa ist ein tolles Projekt mit guten Ideen
geworden, welches durch die zu kurze Spielzeit und die nicht ganz vollendeten
Ideen ein wenig strauchelt. Tolle Schauspieler, dichte Story und eine gute
Cinematography sorgen für ein stimmiges Gesamtbild. Definitiv einen Blick wert!!
Zur Veröffentlichung: Der Kurzfilm kommt in einer schlichten
Amaray daher. Die Bildqualität ist sehr gut und auch der Ton erlaubt sich keine
Aussetzer. Zudem gibt es zu dem Film auch englische und spanische Untertitel. Besonders löblich ist, dass es sich bei der DVD, um eine gepresste
Scheibe handelt und nicht wie im Independent Bereich üblich, um einen Rohling. Das
Bonusmaterial bietet einige nette Einblicke hinter die Kulissen und rundet das
Gesamtpaket ab. Die Scheibe ist direkt bei den Machern erhältlich (Link).
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen