Turm der lebenden Leichen
Das Grauen geht um auf einer kleinen Insel. Mysteriöse
Geschehnisse ereignen sich und die ansässigen Bewohner trauen sich nicht, der
Insel samt Leuchtturm zu nahe zu kommen. Doch das hält einige Jugendliche
natürlich nicht davon ab, sich an eben jenem Ort die Zeit zu vertreiben. Aber
ist es ratsam auf den Rat eines Unbekannten zu hören und auf eine komplett
verlassene Insel zu gehen? Bald schon werden sie sich wünschen, niemals auf
diese Idee gekommen zu sein. Und damit beginnt das Grauen im Teufels Turm.
Mit Turm der lebenden Leichen, ja dabei handelt es sich
wirklich um den sehr unpassenden deutschen Titel zu Devils Tower, erschufen die
Briten Anfang der 70er ein zunächst außerordentlich atmosphärisches Werk,
welches nach einigen wenigen Minuten allerdings einem wahren Blutfest weichen
musste. Bereits zu Beginn wirft der Film dem Zuschauer eine Leiche nach der
anderen vor die Füße. Interessant an dieser Stelle ist, dass die
Herangehensweise dabei sehr intelligent ist, denn wo man zunächst erwartet,
dass der Film uns nun in 90 Minuten erzählt, wie es zu dem Tod der Jugendlichen
kam, bekommt man stattdessen etwas gänzlich anderes vorgesetzt.
Als die Leichen der Toten auf der Insel gefunden wurden,
stellt man fest, dass ein Mord mit einer alten Lanze erfolgte. Diese ist für
ein Team von Archäologen und Schatzsucher eine Spur auf etwas viel Größeres.
Also macht sich das Team auf, die Insel genauer zu erforschen. Hätten Sie nur
geahnt, dass auch sie bald dem Grauen gegenüber stehen, welches schon die
Jugendlichen erleiden mussten.
Gleichzeitig präsentiert das Werk dem Zuschauer immer wieder
einige sehr abgedrehte Rückblicke des Mädchens, welche als Einzige überlebt,.
Diese sind für damalige Zeit verdammt mutig geraten und wirken auch heute noch
sehr außergewöhnlich und führen regelrecht zu einer Reizüberflutung beim Filmfan.
Immer und immer wieder erleben wir so den Tod ihrer Freunde mit, wodurch
natürlich auch der Blutzoll deutlich nach oben getrieben wird, wenngleich man
nicht unweigerlich mehr Tote zu Gesicht bekommt. Daher ist es auch nicht
wirklich verwunderlich, dass der Film bis heute bei uns keinen leichten Stand
hat und immer noch indiziert ist.
Musikalisch bekommt man einen netten Score geboten, der mit
bedrohlich wirkenden Akzenten die unheimliche Stimmung in den passenden
Momenten gut unterstützt. Allgemein kann man sagen, dass die Atmosphäre sehr
gut geraten ist und sich auch heute noch sehen lassen kann. Die Akteure geben
ihr Bestes, wenngleich einer den fatalen Fehler begeht und einmal direkt in die
Kamera schaut, was dann schon wieder eher witzig wirkt, aber so eigentlich
nicht passieren sollte. Die Charaktere an sich sind erfreulich vielseitig
gestaltet worden, obwohl man auf die üblichen Stereotypen zurückgreift. Dennoch
wissen die Verbindungen unter den einzelnen Figuren zu gefallen und zu
überzeugen. Die bereits beschriebene Story kann auf ganzer Linie punkten und
weiß auch über 40 Jahre nach der Erstveröffentlichung noch zu begeistern. Ein
wahres Kleinod an interessanten britischen Horror.
Warum sich der deutsche Verleih diesen sinnbefreiten
deutschen Titel ausgedacht hat, kann man nur ahnen. Vor dem Film bietet die
neue Veröffentlichung von Anolis ein sehr interessantes Intro von Marcus
Stiglegger, welcher auch auf eben jene Prämisse eingeht und diese erklärt. Man
sollte aber definitiv nicht mit der Erwartung an den Film gehen, einen
waschechten Zombiefilm sehen zu werden. Denn das würde dem Film an sich auch
keinesfalls gerecht werden.
Fazit: Turm der lebenden Leichen ist ein wahrer Geheimtipp. Mit einem
hervorragenden Anfang, der einen förmlich in das Geschehen zieht, wird eine
dichte Atmosphäre aufgebaut, die auch heute noch begeistern kann. Gepaart mit
den interessanten Charakteren und den guten Effekten kann man dieses Werk nur
allen Fans von Oldschool Horror wärmstens ans Herz legen!
Zur Veröffentlichung: Anolis Entertainment spendiert diesem Kleinod
an britischem Splatterfilm eine wunderschöne Veröffentlichung. Das Set enthält
den ungekürzten Film sowohl auf DVD, als auch auf BD. Die Bluray bietet dabei
ein hervorragendes Bild, welches zwar mit einigen Schwächen wie Rissen zu
kämpfen hat, aber ansonsten ein tadellos und gestochen scharf daher kommt. Der
englische Originalton ist klar und sauber abgemischt. Für Fans der deutschen
Synchro gibt es die Wahl zwischen dem Ton der deutschen Erstaufführung, welcher
etwas verrauscht daher kommt und dem deutschen Re-Release, welcher etwas besser
klingt. Zudem kann man auf deutsche Untertitel zurückgreifen.
Schon vor Filmbeginn kann man das erste Bonusmaterial in Form einer Einleitung vom
Filmwissenschaftler Marcus Stiglegger bewundern. Dieser erzählt ein wenig über
die Hintergründe des Films und dessen Stärken. Zudem spricht er auch über den
idiotischen deutschen Verleihtitel. Darüber hinaus gibt es ein 58 minütiges
Featurette mit dem Titel „Die Rückkehr des Robin Askwith“ auf der
Scheibe zu finden, welches man sich unbedingt mal zur Gemüte führen sollte, da
es viele interessante Infos zu bieten hat. Abgerundet wird das Bonusmaterial
von einigen Trailern, der deutschen und Französischen Titelsequenz, zwei
Werberatschlägen und einer Bildergalerie. Das 28-seitige Booklet von Ingo
Stecker ist dann das Tüpfelchen auf dem i und rundet das Paket hervorragend ab.
Tolle Veröffentlichung für einen sehr interessanten und tollen Film aus
England. Absolute Empfehlung!
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