Montag, 6. Juli 2015

Review: Turm der lebenden Leichen

Turm der lebenden Leichen

 


Das Grauen geht um auf einer kleinen Insel. Mysteriöse Geschehnisse ereignen sich und die ansässigen Bewohner trauen sich nicht, der Insel samt Leuchtturm zu nahe zu kommen. Doch das hält einige Jugendliche natürlich nicht davon ab, sich an eben jenem Ort die Zeit zu vertreiben. Aber ist es ratsam auf den Rat eines Unbekannten zu hören und auf eine komplett verlassene Insel zu gehen? Bald schon werden sie sich wünschen, niemals auf diese Idee gekommen zu sein. Und damit beginnt das Grauen im Teufels Turm.

Mit Turm der lebenden Leichen, ja dabei handelt es sich wirklich um den sehr unpassenden deutschen Titel zu Devils Tower, erschufen die Briten Anfang der 70er ein zunächst außerordentlich atmosphärisches Werk, welches nach einigen wenigen Minuten allerdings einem wahren Blutfest weichen musste. Bereits zu Beginn wirft der Film dem Zuschauer eine Leiche nach der anderen vor die Füße. Interessant an dieser Stelle ist, dass die Herangehensweise dabei sehr intelligent ist, denn wo man zunächst erwartet, dass der Film uns nun in 90 Minuten erzählt, wie es zu dem Tod der Jugendlichen kam, bekommt man stattdessen etwas gänzlich anderes vorgesetzt.


Als die Leichen der Toten auf der Insel gefunden wurden, stellt man fest, dass ein Mord mit einer alten Lanze erfolgte. Diese ist für ein Team von Archäologen und Schatzsucher eine Spur auf etwas viel Größeres. Also macht sich das Team auf, die Insel genauer zu erforschen. Hätten Sie nur geahnt, dass auch sie bald dem Grauen gegenüber stehen, welches schon die Jugendlichen erleiden mussten.

Gleichzeitig präsentiert das Werk dem Zuschauer immer wieder einige sehr abgedrehte Rückblicke des Mädchens, welche als Einzige überlebt,. Diese sind für damalige Zeit verdammt mutig geraten und wirken auch heute noch sehr außergewöhnlich und führen regelrecht zu einer Reizüberflutung beim Filmfan. Immer und immer wieder erleben wir so den Tod ihrer Freunde mit, wodurch natürlich auch der Blutzoll deutlich nach oben getrieben wird, wenngleich man nicht unweigerlich mehr Tote zu Gesicht bekommt. Daher ist es auch nicht wirklich verwunderlich, dass der Film bis heute bei uns keinen leichten Stand hat und immer noch indiziert ist.


Musikalisch bekommt man einen netten Score geboten, der mit bedrohlich wirkenden Akzenten die unheimliche Stimmung in den passenden Momenten gut unterstützt. Allgemein kann man sagen, dass die Atmosphäre sehr gut geraten ist und sich auch heute noch sehen lassen kann. Die Akteure geben ihr Bestes, wenngleich einer den fatalen Fehler begeht und einmal direkt in die Kamera schaut, was dann schon wieder eher witzig wirkt, aber so eigentlich nicht passieren sollte. Die Charaktere an sich sind erfreulich vielseitig gestaltet worden, obwohl man auf die üblichen Stereotypen zurückgreift. Dennoch wissen die Verbindungen unter den einzelnen Figuren zu gefallen und zu überzeugen. Die bereits beschriebene Story kann auf ganzer Linie punkten und weiß auch über 40 Jahre nach der Erstveröffentlichung noch zu begeistern. Ein wahres Kleinod an interessanten britischen Horror.


Warum sich der deutsche Verleih diesen sinnbefreiten deutschen Titel ausgedacht hat, kann man nur ahnen. Vor dem Film bietet die neue Veröffentlichung von Anolis ein sehr interessantes Intro von Marcus Stiglegger, welcher auch auf eben jene Prämisse eingeht und diese erklärt. Man sollte aber definitiv nicht mit der Erwartung an den Film gehen, einen waschechten Zombiefilm sehen zu werden. Denn das würde dem Film an sich auch keinesfalls gerecht werden.


Fazit: Turm der lebenden Leichen ist ein wahrer Geheimtipp. Mit einem hervorragenden Anfang, der einen förmlich in das Geschehen zieht, wird eine dichte Atmosphäre aufgebaut, die auch heute noch begeistern kann. Gepaart mit den interessanten Charakteren und den guten Effekten kann man dieses Werk nur allen Fans von Oldschool Horror wärmstens ans Herz legen!


Zur Veröffentlichung: Anolis Entertainment spendiert diesem Kleinod an britischem Splatterfilm eine wunderschöne Veröffentlichung. Das Set enthält den ungekürzten Film sowohl auf DVD, als auch auf BD. Die Bluray bietet dabei ein hervorragendes Bild, welches zwar mit einigen Schwächen wie Rissen zu kämpfen hat, aber ansonsten ein tadellos und gestochen scharf daher kommt. Der englische Originalton ist klar und sauber abgemischt. Für Fans der deutschen Synchro gibt es die Wahl zwischen dem Ton der deutschen Erstaufführung, welcher etwas verrauscht daher kommt und dem deutschen Re-Release, welcher etwas besser klingt. Zudem kann man auf deutsche Untertitel zurückgreifen.


Schon vor Filmbeginn kann man das erste  Bonusmaterial in Form einer Einleitung vom Filmwissenschaftler Marcus Stiglegger bewundern. Dieser erzählt ein wenig über die Hintergründe des Films und dessen Stärken. Zudem spricht er auch über den idiotischen deutschen Verleihtitel. Darüber hinaus gibt es ein 58 minütiges Featurette mit dem Titel „Die Rückkehr des Robin Askwith“ auf der Scheibe zu finden, welches man sich unbedingt mal zur Gemüte führen sollte, da es viele interessante Infos zu bieten hat. Abgerundet wird das Bonusmaterial von einigen Trailern, der deutschen und Französischen Titelsequenz, zwei Werberatschlägen und einer Bildergalerie. Das 28-seitige Booklet von Ingo Stecker ist dann das Tüpfelchen auf dem i und rundet das Paket hervorragend ab. Tolle Veröffentlichung für einen sehr interessanten und tollen Film aus England. Absolute Empfehlung!





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