Absolutio - Erlösung im Blut
Die Bibel, ein Werk, das für manche fast wie ein Leitfaden
ist. Ein Leitfaden, der das gesamte Leben bestimmt und den Menschen sagt, wie
sie zu leben haben. Verwunderlich ist es daher nicht, dass es immer wieder, auf
Grund falscher oder extremer Auslegung der Texte, zu Morden und Kriegen kommt.
Wenn ein Mensch denkt, er tue Gottes Werk, indem er andere Menschen, Gruppen
oder Religionen tötet, dann sollte man sich fragen, wer hier das wahre Biest
ist. Immer wieder wird dieser Fanatismus auch als Filmstoff benutzt und mit dem
deutschen Independent Film „Absolutio – Erlösung im Blut“ bekommt der interessierte Kirchenkritiker nun
genau so ein Werk aus heimischen Gefilden präsentiert. Produziert wird das
Ganze von MUP, welche sich bei Freunden von Independentfilmen bereits einen
Namen machen konnten. Aber kann der Film, über einen fanatischen Mörder, auch
überzeugen?
Jesaja ist ein ganz normaler junger Mann. Er lebt zusammen
mit seiner Mutter auf dem eigenen Hof und kümmert sich dort um das Haus und den
Garten. Doch als sein Halt, in Form der liebevollen Frau Mama, durch deren Tod
wegbricht, entsteht in Jesaja eine unbekannte Wut. Nach einer sonntäglichen
Messe verspürt er den Drang, den Keller des Hauses aufzusuchen und mit einem Mal
weiß er, wozu er von Gott bestimmt wurde: Im Namen des Herren muss er die
ganzen Sünder töten und sie so zur Erlösung führen! Eine Erlösung im Blut!
Direkt zu Beginn wird anhand einer mystischen Idee, dem
Zuschauer ein interessantes Konzept an den Kopf geworfen. Dies allerdings so
unterschwellig, dass viele sicherlich nach Ende des Films gar nicht mehr daran
denken. Denn Jesaja erzählt dem Zuschauer, dass er nur in diesem Leben Jesaja heißt.
Das bedeutet, der Film behandelt im Hintergrund zudem die Thematik der
Wiedergeburt. Leider wird diese Idee nur ganz am Schluss erneut aufgegriffen, was
wiederum dafür sorgt, dass dem Zuschauer ein weiterer Schlag in die Magengrube
versetzt wird. Aber nun erstmal zurück zum Anfang.
Stefan Vancura schlüpft in die Rolle des Jesaja und
gleichzeitig wird seine Stimme als Erzähler des Geschehens genutzt. Dadurch
entsteht eine märchenhafte Atmosphäre, die, genau wie bei den Erzählungen der
Gebrüder Grimm, immer einen Hauch von Unheil mitschwingen lässt. Die düstere
Szenerie der Kirche und des Hofes tun da ihr übriges. Nach ungefähr 20 Minuten
wird die Story durch einen Gangster erweitert und was zunächst unpassend und
deplatziert wirkt, verleiht dem Film dann den Schwung, welchen man zu Beginn
ein wenig vermisst.
Norman Sonnleitner wirft als Gangster seine Karriere hin und
begibt sich auf den Weg zu seiner Halbsschwester, von welcher er bis vor kurzem
gar nichts wusste. Angekommen bei der Wohnung wird ihm von der Mitbewohnerin
gesagt, dass seine Schwester Jule nicht da ist und heute Abend in ihrer
Stammkneipe anzutreffen sei. Also begibt er sich am Abend in die Bar, doch er
kommt zu spät, denn was er nicht weiß ist, dass seine Schwester eine Lesbe ist.
Genau aus diesem Grund ist sie nämlich in das Fadenkreuz von Jesaja geraten und
so entbrennt zum einen eine Jagd auf den unbekannten Mörder durch den Gangster
und gleichzeitig mordet Jesaja weiter im Namen Gottes.
Genau diese Szene stellt den Wendepunkt und gleichzeitig, im
Nachhinein betrachtet, eine der zentralen Szenen dar, denn alles gipfelt am
Ende in einem fulminanten Finale, welches die Stories zusammenbringt. Mit
Kritik an der Kirche wird auch nicht hinter dem Berg gehalten, denn natürlich
rückt auch diese irgendwann in das Schema von Jesaja. Besonders für Gorehounds
gibt es eine Szene, die sowohl die Kirche, als auch die brutalen Taten Jesajas
in ein wahres Highlight für Splatterenthusiasten verwandelt.
Wo wir da gerade bei den Effekten sind, muss natürlich auch ein Wort oder zwei
über die Arbeit von Frank Schröter verloren werden. In zwei Szenen, eine davon
die bereits genannte Pfarrerszene, gibt Schröter wirklich alles und im
Zusammenspiel mit den tollen Bildern von Lilienschwarz entsteht so, ein fast
Tortureporn ähnliches Gebilde, welches man so nicht erwartet hätte. Gorehounds
bekommen darüber hinaus noch einige weitere sehr blutige und derbe Effekte vor
den Latz geknallt, sodass es für diese bereits hier eine klare Empfehlung gibt.
Doch das ist nicht alles, was der Film zu bieten hat, denn einen weiteren
Aspekt darf man nicht vergessen: Die Musik!
René Bidmon, welcher bereits den grandiosen Score zum
verstörenden Film „Necrophile Passion“ von Tom Heidenberg beisteuerte und
welcher durch die Arbeit an dem Score zu „Liebe“ gezeigt hat, wie wichtig die
musikalische Untermalung auch bei einem Kurzfilm ist, steuerte auch hier einige
Stücke bei. Leider ist nicht der komplette Soundtrack von ihm, die Tracks
welche aber von ihm geschrieben und komponiert wurden, zeichnen sich erneut
durch ein Wechselbad der Gefühle aus. Besonders der Track in der, nun bereits
mehrfach erwähnten, Pfarrerszene, sowie die Klänge für das Finale, können dabei
absolut überzeugen. Weiche Geigenklänge, wechseln sich mit choralen Gesängen ab
und münden in einer unheilvoll anmutenden Symphonie, die so nur aus der Feder
dieses begnadeten Musikers stammen kann.
Fazit: Innovativ, clever und verdammt blutig. Genau so kann
man „Absolutio - Erlösung im Blut“ mit wenigen Worten zusammenfassen. Die
Geschichte wird immer wieder mit ruhigen, nachdenklichen Bildern ausgebremst,
um dann mit voller Härte zurück zu schlagen. Gute Schauspieler, grandiose
Effekte, technisch wunderschön eingefangene Szenerien und ein Score, der zum
Genießen einlädt, erschaffen eines der besten deutschen Independentwerke des
Jahres.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen