Donnerstag, 21. Mai 2015

Review: Absolutio - Erlösung im Blut

Absolutio - Erlösung im Blut


Die Bibel, ein Werk, das für manche fast wie ein Leitfaden ist. Ein Leitfaden, der das gesamte Leben bestimmt und den Menschen sagt, wie sie zu leben haben. Verwunderlich ist es daher nicht, dass es immer wieder, auf Grund falscher oder extremer Auslegung der Texte, zu Morden und Kriegen kommt. Wenn ein Mensch denkt, er tue Gottes Werk, indem er andere Menschen, Gruppen oder Religionen tötet, dann sollte man sich fragen, wer hier das wahre Biest ist. Immer wieder wird dieser Fanatismus auch als Filmstoff benutzt und mit dem deutschen Independent Film „Absolutio – Erlösung im Blut“  bekommt der interessierte Kirchenkritiker nun genau so ein Werk aus heimischen Gefilden präsentiert. Produziert wird das Ganze von MUP, welche sich bei Freunden von Independentfilmen bereits einen Namen machen konnten. Aber kann der Film, über einen fanatischen Mörder, auch überzeugen?

Jesaja ist ein ganz normaler junger Mann. Er lebt zusammen mit seiner Mutter auf dem eigenen Hof und kümmert sich dort um das Haus und den Garten. Doch als sein Halt, in Form der liebevollen Frau Mama, durch deren Tod wegbricht, entsteht in Jesaja eine unbekannte Wut. Nach einer sonntäglichen Messe verspürt er den Drang, den Keller des Hauses aufzusuchen und mit einem Mal weiß er, wozu er von Gott bestimmt wurde: Im Namen des Herren muss er die ganzen Sünder töten und sie so zur Erlösung führen! Eine Erlösung im Blut!


Direkt zu Beginn wird anhand einer mystischen Idee, dem Zuschauer ein interessantes Konzept an den Kopf geworfen. Dies allerdings so unterschwellig, dass viele sicherlich nach Ende des Films gar nicht mehr daran denken. Denn Jesaja erzählt dem Zuschauer, dass er nur in diesem Leben Jesaja heißt. Das bedeutet, der Film behandelt im Hintergrund zudem die Thematik der Wiedergeburt. Leider wird diese Idee nur ganz am Schluss erneut aufgegriffen, was wiederum dafür sorgt, dass dem Zuschauer ein weiterer Schlag in die Magengrube versetzt wird. Aber nun erstmal zurück zum Anfang.


Stefan Vancura schlüpft in die Rolle des Jesaja und gleichzeitig wird seine Stimme als Erzähler des Geschehens genutzt. Dadurch entsteht eine märchenhafte Atmosphäre, die, genau wie bei den Erzählungen der Gebrüder Grimm, immer einen Hauch von Unheil mitschwingen lässt. Die düstere Szenerie der Kirche und des Hofes tun da ihr übriges. Nach ungefähr 20 Minuten wird die Story durch einen Gangster erweitert und was zunächst unpassend und deplatziert wirkt, verleiht dem Film dann den Schwung, welchen man zu Beginn ein wenig vermisst.

Norman Sonnleitner wirft als Gangster seine Karriere hin und begibt sich auf den Weg zu seiner Halbsschwester, von welcher er bis vor kurzem gar nichts wusste. Angekommen bei der Wohnung wird ihm von der Mitbewohnerin gesagt, dass seine Schwester Jule nicht da ist und heute Abend in ihrer Stammkneipe anzutreffen sei. Also begibt er sich am Abend in die Bar, doch er kommt zu spät, denn was er nicht weiß ist, dass seine Schwester eine Lesbe ist. Genau aus diesem Grund ist sie nämlich in das Fadenkreuz von Jesaja geraten und so entbrennt zum einen eine Jagd auf den unbekannten Mörder durch den Gangster und gleichzeitig mordet Jesaja weiter im Namen Gottes.


Genau diese Szene stellt den Wendepunkt und gleichzeitig, im Nachhinein betrachtet, eine der zentralen Szenen dar, denn alles gipfelt am Ende in einem fulminanten Finale, welches die Stories zusammenbringt. Mit Kritik an der Kirche wird auch nicht hinter dem Berg gehalten, denn natürlich rückt auch diese irgendwann in das Schema von Jesaja. Besonders für Gorehounds gibt es eine Szene, die sowohl die Kirche, als auch die brutalen Taten Jesajas in ein wahres Highlight für Splatterenthusiasten verwandelt.

Wo wir da gerade bei den Effekten sind, muss natürlich auch ein Wort oder zwei über die Arbeit von Frank Schröter verloren werden. In zwei Szenen, eine davon die bereits genannte Pfarrerszene, gibt Schröter wirklich alles und im Zusammenspiel mit den tollen Bildern von Lilienschwarz entsteht so, ein fast Tortureporn ähnliches Gebilde, welches man so nicht erwartet hätte. Gorehounds bekommen darüber hinaus noch einige weitere sehr blutige und derbe Effekte vor den Latz geknallt, sodass es für diese bereits hier eine klare Empfehlung gibt. Doch das ist nicht alles, was der Film zu bieten hat, denn einen weiteren Aspekt darf man nicht vergessen: Die Musik!



René Bidmon, welcher bereits den grandiosen Score zum verstörenden Film „Necrophile Passion“ von Tom Heidenberg beisteuerte und welcher durch die Arbeit an dem Score zu „Liebe“ gezeigt hat, wie wichtig die musikalische Untermalung auch bei einem Kurzfilm ist, steuerte auch hier einige Stücke bei. Leider ist nicht der komplette Soundtrack von ihm, die Tracks welche aber von ihm geschrieben und komponiert wurden, zeichnen sich erneut durch ein Wechselbad der Gefühle aus. Besonders der Track in der, nun bereits mehrfach erwähnten, Pfarrerszene, sowie die Klänge für das Finale, können dabei absolut überzeugen. Weiche Geigenklänge, wechseln sich mit choralen Gesängen ab und münden in einer unheilvoll anmutenden Symphonie, die so nur aus der Feder dieses begnadeten Musikers stammen kann.

Fazit: Innovativ, clever und verdammt blutig. Genau so kann man „Absolutio - Erlösung im Blut“ mit wenigen Worten zusammenfassen. Die Geschichte wird immer wieder mit ruhigen, nachdenklichen Bildern ausgebremst, um dann mit voller Härte zurück zu schlagen. Gute Schauspieler, grandiose Effekte, technisch wunderschön eingefangene Szenerien und ein Score, der zum Genießen einlädt, erschaffen eines der besten deutschen Independentwerke des Jahres.








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