Mittwoch, 3. Juni 2015

Review: Frankensteins Ungeheuer

Frankensteins Ungeheuer


Frankenstein, nein nicht das Monster, wie man es früher oft gehört, sondern der verrückte Professor, welcher für die Erschaffung eben jenen Ungetüms verantwortlich war, zählt neben Dracula sicherlich zu dem Aushängeschild des Horror Genres. Wer in Verbindung mit Frankenstein gleichzeitig auch noch an Hammer denkt, dem dürfte ein Name sofort einfallen: Peter Cushing. Ganze 6 Mal schlüpfte er in die Rolle von Victor Frankenstein und sorgte bei den Zuschauer für Jubelstürme. Auch im hier vorliegenden Film „Frankensteins Ungeheuer“  zeigte Cushing wie herrlich exzentrisch ein Baron Frankenstein sein muss. Doch kann der Film auch 51 Jahre nach seiner Premiere noch überzeugen, oder ergeht es ihm wie so vielen Hammerfilmen, welche für heutigen Zuschauer, mit ihren langsamen Erzählstil, nicht mehr ganz den Zahn der Zeit treffen? 

Nachdem er seine letzte Heimat verlassen musste, bleibt Baron Frankenstein nichts anderes übrig, als zurück zu dem Ort zu gehen, den er eigentlich nur vergessen wollte: Karlstadt. Nach seinen ungeheuerlichen Forschungen und der Erschaffung des Ungeheuers wurde er verstoßen und er schwor sich Karlstadt für immer den Rücken zu kehren. Doch nun gibt es keinen anderen Ausweg mehr. Bald schon stößt er auf das Monster, von dem er glaubte es sei Tod und der Horror von Frankenstein beginnt von neuem!


„Frankensteins Ungeheuer“ macht eine Sache von Anfang an absolut richtig, er erzählt nämlich eine ungemein fesselnde Geschichte. Dem Film gelingt es einen tief in die Story zu ziehen, handelt es sich hierbei doch eigentlich um einen kompletten Reboot der Serie. Selbst für Leute, die keinen der vorherigen Frankenstein Filme von Hammer gesehen haben, verstehen alles und können dem Verlauf folgen. Was dem Werk zudem zu Gute kommt ist, dass nicht einmal 90 Minuten sowohl die Vorgeschichte von Frankenstein erzählt wird, als auch die eigentliche Handlung. Langeweile sucht man vergebens und wo viele der älteren Hammer Filme durch ihre langsame, fast schon behäbige Erzählstruktur, die Horrorfans von heute abschrecken, da weiß Frankensteins Ungeheuer auch heute noch zu gefallen.



Peter Cushing als Baron Frankenstein spielt sich wahrhaftig die Seele aus dem Leib. Im Booklet des Mediabooks erfährt man sogar, dass Cushing darauf bestand, seine Dialoge nach eigenem Ermessen abzuändern und somit Frankenstein wirkliches Leben einzuhauchen.  Das niemand etwas dagegen hatte, war verständlich immerhin war Cushing bereits einige Male zuvor in die Rolle des Wissenschaftlers geschlüpft und das merkt man auch. Die restliche Cast bleibt da eher blass und das ist auch nicht weiter schlimm, denn im Prinzip will man in einem Film um Frankenstein und sein Monster, auch nur eben jenen „Helden“ sehen. Lediglich Peter Woodthorpe in der Rolle des Zoltan muss noch genannt werden, denn dieser agiert als Gegenspieler zu dem exzentrischen, aber doch liebenswerten Frankenstein. Seine Machtbesessenheit wird mit jeder Minute deutlicher und zieht den Zuschauer immer weiter in seinen Bann.


Die Maske vom Monster wirkt passend, wenngleich man auch schon deutlich besseres gesehen hat. Der Maskenbildern musste 200 Skizzen anfertigen, von denen lediglich 1 einzige den Produzenten zusagte. Mehr dazu erfährt man erneut im Booklet des Mediabooks. Musikalisch hält der Film sich sehr bedeckt, was allerdings nicht negativ ist, sondern die Atmosphäre und das Charakterspiel noch mehr verstärkt.  Zudem wurde viel Wert darauf gelegt, eine glaubhafte Welt zu erschaffen und das merkt man auch. Besonders das Labor von Frankenstein weiß zu gefallen und kommt außerordentlich hochwertig daher.


Fazit: Frankensteins Ungeheuer ist ein Hammerfilm, den man unbedingt einmal sehen sollte. Kurzweilig, unterhaltsam und mit einem tollen Cushing als Baron Frankenstein. Die spannende Geschichte sorgt dafür, dass man von Beginn vor dem Fernseher klebt und erst beim Abspann wieder davon los kommt. Eine absolute Empfehlung für Fans von Hammer und Co.


Zur Veröffentlichung: Anolis Entertainment spendiert dem Film zwei Mediabooks, sowie eine einfache Bluray Amaray. Die Bildqualität erlaubt sich keinerlei Aussetzer und weiß, bis auf eine kurze Szene auf ganzer Linie zu überzeugen. Es ist immer wieder erstaunlich wie gut ein 50 Jahre alter Film noch aussehen kann. Beim Ton bekommt man erneut die Wahl zwischen der deutschen Synchro, sowie dem englischen Originalton, samt deutscher Untertitel. Auch hier gibt es nichts zu meckern.

Beim Bonusmaterial macht Anolis erneut die Fans glücklich. Neben einem tollen Audiokommentar von Dr. Rolf Giesen und Volker Kronz, welches viele interessante Einblicke über den Film zu bieten hat, findet man ein fast 30 minütiges Making-Of zum Film auf der blauen Scheibe. Das 40-minütiges Interview zwischen Uwe Sommerlad und Caron Gardner, welche im Film die bildhübsche Frau vom Bürgermeister verkörpert, ist ein weiteres Highlight, welches man unbedingt anschauen sollte. Darüber hinaus hat Anolis zusätzliche Szenen der amerikanischen TV-Fassung als Bonus mit auf die Scheibe gepackt. Diese liege allerdings nur in einer schlechteren Qualität vor. Abgerundet wird das Bonusmaterial von dem US-Trailer, dem deutschen und amerikanischen Werberatschlag, zwei Bildergalerie und eine kurzes Featurette über die Karriere von Caron Gardner.


Abschließend muss noch ein Wort über das Booklet des Mediabooks verloren werden. Erneut beweisen Dr. Rolf Giesen und Uwe Sommerlad, dass sie die Richtigen sind, wenn es um Hammer geht. Auf 28 Seiten wird man mit einer Fülle an Informationen verwöhnt, welche man sich durchaus auch vor dem erstmaligen Filmgenuss zu Gemüte führen kann und sollte. Besonders die Einblicke welche von der Entstehung der Geschichte erlangt, sind für Fans von Frankenstein sehr lohnenswert. Wie gewohnt, bekommt man von Anolis die perfekte Veröffentlichung für diesen sehr guten Hammerbeitrag spendiert. Unbedingt zuschlagen!




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