Frankensteins Ungeheuer
Frankenstein, nein nicht das Monster, wie man es früher oft
gehört, sondern der verrückte Professor, welcher für die Erschaffung eben jenen
Ungetüms verantwortlich war, zählt neben Dracula sicherlich zu dem
Aushängeschild des Horror Genres. Wer in Verbindung mit Frankenstein
gleichzeitig auch noch an Hammer denkt, dem dürfte ein Name sofort einfallen:
Peter Cushing. Ganze 6 Mal schlüpfte er in die Rolle von Victor Frankenstein
und sorgte bei den Zuschauer für Jubelstürme. Auch im hier vorliegenden Film
„Frankensteins Ungeheuer“ zeigte Cushing
wie herrlich exzentrisch ein Baron Frankenstein sein muss. Doch kann der Film
auch 51 Jahre nach seiner Premiere noch überzeugen, oder ergeht es ihm wie so
vielen Hammerfilmen, welche für heutigen Zuschauer, mit ihren langsamen
Erzählstil, nicht mehr ganz den Zahn der Zeit treffen?
Nachdem er seine letzte Heimat verlassen musste, bleibt
Baron Frankenstein nichts anderes übrig, als zurück zu dem Ort zu gehen, den er
eigentlich nur vergessen wollte: Karlstadt. Nach seinen ungeheuerlichen
Forschungen und der Erschaffung des Ungeheuers wurde er verstoßen und er schwor
sich Karlstadt für immer den Rücken zu kehren. Doch nun gibt es keinen anderen
Ausweg mehr. Bald schon stößt er auf das Monster, von dem er glaubte es sei Tod
und der Horror von Frankenstein beginnt von neuem!
„Frankensteins Ungeheuer“ macht eine Sache von Anfang an
absolut richtig, er erzählt nämlich eine ungemein fesselnde Geschichte. Dem
Film gelingt es einen tief in die Story zu ziehen, handelt es sich hierbei doch
eigentlich um einen kompletten Reboot der Serie. Selbst für Leute, die keinen der
vorherigen Frankenstein Filme von Hammer gesehen haben, verstehen alles und
können dem Verlauf folgen. Was dem Werk zudem zu Gute kommt ist, dass nicht
einmal 90 Minuten sowohl die Vorgeschichte von Frankenstein erzählt wird, als
auch die eigentliche Handlung. Langeweile sucht man vergebens und wo viele der
älteren Hammer Filme durch ihre langsame, fast schon behäbige Erzählstruktur,
die Horrorfans von heute abschrecken, da weiß Frankensteins Ungeheuer auch
heute noch zu gefallen.
Peter Cushing als Baron Frankenstein spielt sich wahrhaftig
die Seele aus dem Leib. Im Booklet des Mediabooks erfährt man sogar, dass
Cushing darauf bestand, seine Dialoge nach eigenem Ermessen abzuändern und
somit Frankenstein wirkliches Leben einzuhauchen. Das niemand etwas dagegen hatte, war
verständlich immerhin war Cushing bereits einige Male zuvor in die Rolle des
Wissenschaftlers geschlüpft und das merkt man auch. Die restliche Cast bleibt
da eher blass und das ist auch nicht weiter schlimm, denn im Prinzip will man
in einem Film um Frankenstein und sein Monster, auch nur eben jenen „Helden“
sehen. Lediglich Peter Woodthorpe in der Rolle des Zoltan muss noch genannt
werden, denn dieser agiert als Gegenspieler zu dem exzentrischen, aber doch
liebenswerten Frankenstein. Seine Machtbesessenheit wird mit jeder Minute
deutlicher und zieht den Zuschauer immer weiter in seinen Bann.
Die Maske vom Monster wirkt passend, wenngleich man auch
schon deutlich besseres gesehen hat. Der Maskenbildern musste 200 Skizzen anfertigen,
von denen lediglich 1 einzige den Produzenten zusagte. Mehr dazu erfährt man
erneut im Booklet des Mediabooks. Musikalisch hält der Film sich sehr bedeckt,
was allerdings nicht negativ ist, sondern die Atmosphäre und das Charakterspiel
noch mehr verstärkt. Zudem wurde viel
Wert darauf gelegt, eine glaubhafte Welt zu erschaffen und das merkt man auch.
Besonders das Labor von Frankenstein weiß zu gefallen und kommt außerordentlich
hochwertig daher.
Fazit: Frankensteins Ungeheuer ist ein Hammerfilm, den man
unbedingt einmal sehen sollte. Kurzweilig, unterhaltsam und mit einem tollen
Cushing als Baron Frankenstein. Die spannende Geschichte sorgt dafür, dass man
von Beginn vor dem Fernseher klebt und erst beim Abspann wieder davon los
kommt. Eine absolute Empfehlung für Fans von Hammer und Co.
Zur Veröffentlichung: Anolis Entertainment spendiert dem
Film zwei Mediabooks, sowie eine einfache Bluray Amaray. Die Bildqualität erlaubt
sich keinerlei Aussetzer und weiß, bis auf eine kurze Szene auf ganzer Linie zu
überzeugen. Es ist immer wieder erstaunlich wie gut ein 50 Jahre alter Film
noch aussehen kann. Beim Ton bekommt man erneut die Wahl zwischen der deutschen
Synchro, sowie dem englischen Originalton, samt deutscher Untertitel. Auch hier
gibt es nichts zu meckern.
Beim Bonusmaterial macht Anolis erneut die Fans glücklich.
Neben einem tollen Audiokommentar von Dr. Rolf Giesen und Volker Kronz, welches
viele interessante Einblicke über den Film zu bieten hat, findet man ein fast
30 minütiges Making-Of zum Film auf der blauen Scheibe. Das 40-minütiges
Interview zwischen Uwe Sommerlad und Caron Gardner, welche im Film die
bildhübsche Frau vom Bürgermeister verkörpert, ist ein weiteres Highlight,
welches man unbedingt anschauen sollte. Darüber hinaus hat Anolis zusätzliche
Szenen der amerikanischen TV-Fassung als Bonus mit auf die Scheibe gepackt.
Diese liege allerdings nur in einer schlechteren Qualität vor. Abgerundet wird
das Bonusmaterial von dem US-Trailer, dem deutschen und amerikanischen
Werberatschlag, zwei Bildergalerie und eine kurzes Featurette über die Karriere
von Caron Gardner.
Abschließend muss noch ein Wort über das Booklet des
Mediabooks verloren werden. Erneut beweisen Dr. Rolf Giesen und Uwe Sommerlad,
dass sie die Richtigen sind, wenn es um Hammer geht. Auf 28 Seiten wird man mit
einer Fülle an Informationen verwöhnt, welche man sich durchaus auch vor dem
erstmaligen Filmgenuss zu Gemüte führen kann und sollte. Besonders die
Einblicke welche von der Entstehung der Geschichte erlangt, sind für Fans von
Frankenstein sehr lohnenswert. Wie gewohnt, bekommt man von Anolis die perfekte
Veröffentlichung für diesen sehr guten Hammerbeitrag spendiert. Unbedingt
zuschlagen!
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