Nächte des Grauens
Zombies, die lebenden Toten, welche aus dem Grabe
auferstehen und nach Hirnen gieren. Egal ob Meteoriten, Chemikalien oder
Voodoo, die Entstehungsgeschichte der Wesen wechselt von Film zu Film und jedes
Mal auf neue freuen wir uns, wenn wir wieder die schlurfenden, modernden
Leichen der Vorfahren sehen, wie sie die Lebenden quälen. Ganz ähnlich sieht es
auch bei „Nächte des Grauen“ (aka Im Bann des Voodoo Priesters) aus. Diesmal
durch ein Voodoo Ritual zum Leben erweckt und dank Anolis Entertainment in
gestochen scharfem Full HD präsentiert. Doch kann der Film auch heute noch
überzeugen? Oder hat der Zahn der (Zombie)zeit an ihm genagt?
Das Grauen geht um in einem kleinen Dörfchen Cornwalls. Der
Arzt ist ratlos, die Bewohner sterben und es gibt keinen ersichtlichen Grund.
Aus lauter Verzweiflung wendet er sich an seinen Mentor Sir James Forbes,
welcher sofort, in Begleitung seiner Tochter Sylvia, anreist. Schnell stellt
sich heraus, wie schlimm die Lage ist. Nur eine unerlaubte Exhumierung des
jüngsten Toten kann Aufschluss geben, doch auch dieser Versuch bleibt
erfolglos. Bald schon verschwindet die Frau des Arztes und das Grauen nimmt
seinen Lauf!
Die Story über die mysteriösen Toten weiß zu Beginn zu
gefallen und zieht einen unvermittelt in den Bann. Der Film beginnt mit einem
Blutritual und passenden Trommelklängen. Leider war es das dann auch für lange
Zeit mit der Voodoo Thematik. Hammer nimmt sich danach viel Zeit um seine
Charaktere zu etablieren und dem Zuschauer vorzustellen. Dadurch verliert das
Werk allerdings auch viel von seiner Faszination und der anfängliche Sog ebbt
ab. Alles plätschert eher vor sich hin, ohne wirklich etwas zu vermitteln. Die
beiden Ärzte versuchen die mysteriösen Todesumstände der Dorfbewohner zu
ergründen und erst nach gut der Hälfte kommt ein wenig Licht in das Dunkel.
Besonders gut gefällt John Carson in der Rolle des Squire
Clive Hamilton. Nach außen hin ist er der nette Lehnsherr der sich um seine
Mitmenschen kümmert, doch tief in seinem Inneren will er nur eins, nämlich billige
Sklaven. Wo wir auch schon bei der oftmals im Zusammenhang mit dem Film
erwähnten Skalventhematik wären. Die Zombies stehen hier stellvertretend für
die billigen Arbeitskräfte ohne eigenen Willen, nur leider wird dieser Punkt
erst am sehr interessanten Ende wirklich angeschnitten. Hier wäre noch etwas
mehr drin gewesen. Aber auch die Darbietung von André Morell sollte man nicht
vergessen. In der Rolle des Arztes Sir James Forbes stellt er sowas wie den
Haltepunkt des Zuschauers dar. Sein Schauspiel zieht einen in den Bann und man nimmt
ihm die Rolle ohne zu fragen ab.
Leider halten sich auch die Zombies selbst eher zurück und
man bekommt sie nur sporadisch zu Gesicht. Ein wahres Highlight ist die
Alptraumsequenz, in welchem man das Können von Special FX Meister Roy Ashton zu
Gesicht bekommt. Die Zombies sind sehr klassisch und zudem schön fies umgesetzt
worden. In dem Booklet, welches den Käufern der Mediabooks vorliegt, wird sogar
erklärt, wie das Zombie Make Up entstanden ist. Hammer untypisch, verhält sich
der Film eher zurückhaltend, was das Blut angeht. Die Zombies dürfen auch nicht
fröhlich morden, sondern werden eher, wie bereits angesprochen, als
Arbeitskräfte missbraucht. Hier hätte man sich doch etwas mehr erhofft und eine
etwas düstere Umsetzung gewünscht. Lediglich in der Traumszene bekommt man für
einige wenige Sekunden das zu Gesicht, worauf man sich die ganze Zeit gefreut
hat.
Bei der Atmosphäre hingegen kann Hammer wieder punkten. Die
Aufnahmen bei Nacht, wenn die zwei Ärzte sich an den Gräbern zu schaffen
machen, erzeugen eine unheilvolle Szenerie, die Hammer-typisch zeigt, wofür die
Engländer bekannt sind. Der bereits erwähnte Anfang, legt da sogar noch eine
Schippe drauf und man fühlt sich, als wäre man wirklich in Haiti und würde
einem echten Voodoo Ritual beiwohnen. Auch die musikalische Untermalung weiß zu
gefallen und unterstützt die Atmosphäre.
Fazit: Was bleibt am Ende von „Nächte des Grauens“ übrig?
Eine interessante Geschichte, mit toller Voodoo Thematik, die durch ihre
langsame Erzählweise und die extreme langwierige Charakterzeichnung für heutige
Filmfans eher enttäuschend daher kommen dürfte. Es fällt schwer eine Empfehlung
auszusprechen, da die Leute, welche den Film bereits kennen eh wissen worauf
sie sich einlassen, alle anderen müssen selbst entscheiden, ob sie auf die
etwas behäbige Gangart einlassen können.
Zur Veröffentlichung: Anolis Entertainment hat anlässlich
des Bluray Releases keine Kosten und Mühen gescheut und spendiert dem Film
sowohl zwei Mediabooks, als auch eine Single Amaray. Das Bild der Bluray weiß
sofort zu gefallen und leistet sich während der gesamten Laufzeit keinerlei
Aussetzer. Anolis beweist was man aus einem 50 Jahre alten Film alles
herausholen kann. Hut ab! Beim Ton kann man sich zwischen dem englischen
Originalton und der deutschen Synchronisation entscheiden. Beide klingen sehr
gut, wenngleich der englische Ton ein leichtes Rauschen besitzt. Zudem kann man
deutsche Untertitel hinzuschalten.
Bei den Extras sticht sofort das, erneut wunderbare,
Audiokommentar von Dr. Rolf Giesen und Uwe Sommerland ins Auge, bzw. viel mehr
in die Ohren. Auch die 35 minutige Doku „Raising the Dead“ kann man jedem Fan
nur ans Herz legen. Darüber hinaus bietet die Bluray ein Interview mit James
Bernard, welcher für den Score zuständig war. Doch Anolis typisch war das noch
lange nicht alles und so findet man auf der Scheibe noch eine Super 8 Fassung
des Films, die internationale Titelsequenz, eine selbstablaufende Comic
Adaption des Films, welche 18 Minuten dauert. Abgerundet wird das Bonusprogramm
von diversen Trailern des Films, dem Werberatschlag, das Filmprogramm zum Film,
sowie eine Bildergalerie und das Presseheft.
Zum Abschluss muss man noch das 32 seitige Booklet erwähnen.
Hier werden einem wieder allerlei nützliche Hintergrund Infos zum Film und
dessen Entstehungsgeschichte präsentiert. Auch die enthaltene Sklaventhematik
wird angesprochen. Zudem erfährt man, wie bereits erwähnt, was es mit dem
Zombie Make Up auf sich hat. Unterhaltend kommen dann die Auszüge aus damaligen
Reviews dazu, welche dem Film Geschmacklosigkeit auf Grund seines Themas
vorwerfen. So und nicht anders sollte eine hervorragende Klassiker
Veröffentlichung aussehen. Und der nächste Film der Reihe, in Form von
„Frankensteins Ungeheuer“ steht ja schon in den Startlöchern. Man darf gespannt
sein. Definitiv eine weitere tolle Veröffentlichung, wenngleich der Film an
sich, sicherlich nicht jedem zusagen wird!
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