Fred Ink - Fünf Tode
Deutsche Independent Autoren haben es wahrhaftig nicht
leicht. Viel zu oft wird man von sofort abgeschrieben oder überhaupt nicht
wahrgenommen, nur weil man eben keinen großen Verlag hinter sich hat und sich
zudem einige handwerkliche Fehler einschleichen können. Es ist schade, denn
immer wieder entdeckt man Autoren, die eine Kreativität aufweisen, welche bei
den großen Verlagen schmerzlich vermisst wird. Sollte man solchen Leuten nicht
eher kleine Patzer verzeihen, wäre es nicht angebracht sie dabei unterstützen
und sie dafür zu respektieren, dass sie ihren Weg gehen und sich dabei nicht
aufhalten lassen? Fred Ink ist ein eben solcher Autor, der inzwischen schon
einige Werke veröffentlicht hat und mit „Fünf Tode“ steht nun sein neuster
Streich bereit gelesen zu werden. Können er und sein neuster Roman überzeugen,
oder ist er geplagt von Fehlern, die man ihm nicht verzeihen kann?
„Als Tim Reiter zum ersten Mal starb, grillte er dabei
seinen Hamster.“
Wenn das erste, was man auf der Rückseite eines Buches
liest, solch ein Satz ist, dann weiß man sofort, dass man einiges erwarten darf
und auch kann. Die Geschichte rund um Tim Reiter und seine Fünf Tode ist ein
herrlich abgedrehtes Kunstwerk geworden, welches es perfekt schafft, die
Fantasie der Kindheit mit dem Ernst des Lebens zu paaren. Eine Welt die aus der
Feder eines Clive Barkers oder eines Lovecrafts stammen könnte, offenbart sich
vor dem geistigen Auge. Doch zurück zum Anfang.
Direkt zu Beginn lernt der Leser Tim kennen und merkt sofort, dass hier etwas
nicht stimmt. In seiner kindlichen Fantasie sieht er Wesen, Zarge wie er sie
selber nennt, die von niemandem sonst wahrgenommen werden können. Zusammen mit
seinem Hamster jagt er die Wesen, was dazu führt, dass er im Kampf etwas zu
weit geht und dabei sein Leben für einigen Minuten aushaucht. Doch wer jetzt
denkt, dass die Geschichte damit ein Ende findet, der täuscht sich. Denn in den
wenigen Minuten, in denen Tim dem Tode nahe ist, erblickt er die Welt jenseits
des Lebens und was er dort sieht verschlägt nicht nur ihm die Sprache. Fred Ink
zeichnet hier eine Welt, die das Grauen, welches man ohnehin schon vor dem Tode
hat, noch weiter verstärkt.
Immer wieder wird man mit kurzen Kapiteln aus der
Ich-Perspektive konfrontiert, welche Morde auf perverse Art und Weise erzählen.
Mit der Zeit erkennt man den Zusammenhang und das große Ganze wird immer klarer.
Interessant ist an dieser Stelle auch die Thematik der Geisteskrankheit, welche
hinter dem Handeln von Tim vermutet wird. Lediglich der Leser und Tim selbst
wissen allerdings, dass es sich dabei nicht um Hirngespinste oder sonstiges
handelt. Dies verleiht dem Werk eine ungemeine Dynamik, denn gerade zu Beginn
zweifelt man immer wieder, ob es nicht eben doch eine solche Krankheit ist, die
Tim dazu bringt, solche Wesen zu sehen. Und auch Tim selbst wird immer wieder
von Selbstzweifeln geplagt.
Das Ende gestaltet sich dann wirklich fulminant und schafft
es gekonnt, Kritik an der Gesellschaft, sowie an der Religion zu üben, ohne
dabei aufdringlich oder gar geschmacklos zu werden. Man fiebert mit und ist
erlöst, wenn der Vorhang dann buchstäblich fällt. Das Grauen hat ein Ende und
die erneute Symbolik, welche am Schluss angesprochen wird, hat bei mir zu
Gänsehaut geführt. Die Charaktere sind allesamt außergewöhnlich und einmalig gezeichnet worden. Genügend Ernsthaftigkeit,
um diese glaubwürdig wirken zu lassen, aber dennoch mit einem gewissen Charme,
der fast comichaft wirkt und somit zu etwas ganz besonderem wird.
Zudem fällt bei dem Buch auf, dass sich hier sehr viel Mühe
gegeben wurde, eben nicht die üblichen Fehler zu machen, welche sich gerne in
ein Independentwerk einschleichen. Weder Rechtschreibfehler, noch inhaltliche
Fauxpas lassen sich hier erkennen und zudem schafft es Fred Ink, die Handlung
spannend zu halten und dabei den roten Faden nicht aus den Augen zu verlieren.
Fazit: Fünf Tode ist ein Buch, das man so schnell nicht mehr
vergisst. Eine tolle, fantasievolle Story, gepaart mit blutigen Ideen und grotesken
Gebilden, die Horrorfans zum Träumen einladen. Das Werk verliert dennoch nie
den roten Faden und am Ende will man nur eins: Mehr! Ich bin schon sehr
gespannt, was von diesem jungen Ausnahmeschreiber als nächstes auf uns zukommt.
Absolute Empfehlung!
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