Montag, 5. September 2016

Review: Schrei, wenn der Tingler kommt

Schrei, wenn der Tingler kommt


Wenn Horrorfans den Namen Vincent Price hören, dann geht Ihnen sofort das Herz auf. Genauso ist es auch bei dem 1959 erschienen Werk „Schrei, wenn der Tingler kommt“, ein Film aus der Schmiede von Gimmick König William Castle. Nach einer langen Durststrecke im deutschen Heimkinobereich, spendiert Anolis Entertainment diesem Klassiker nun endlich eine würdige Veröffentlichung im Zuge ihrer Rache der Galerie des Grauens Reihe. Doch was kann man bei diesem Werk aus heutiger Sicht erwarten? 

Der New Yorker Arzt Dr. Chapin macht eine bahnbrechende Entdeckung: Er findet heraus, dass in Situationen größter Angst an der Wirbelsäule des Menschen ein Parasit wächst, der das Rückgrat seines Wirtes zerstört, wird er nicht durch einen markerschütternden Angstschrei getötet. Chapin will das Wesen, dem er den Namen „Tingler“ gegeben hat, nach einem waghalsigen Selbstversuch separieren, um seine Entdeckung zu beweisen. Doch wie kann er den Tingler aus einem Wirtskörper entfernen, wenn der Patient dabei sein Leben verlieren könnte? Da kommt ihm die stumme Frau eines Bekannten gerade recht, denn sie ist außerstande zu schreien. So reift in Dr. Chapin ein skrupelloser Plan, dessen Ausführung ungeahnte Folgen hat.


Die Story des Films ist dabei über die gesamte Laufzeit spannend und fesselnd erzählt. Sie lebt dabei von dem menschlichen Verlangen nach mehr Wissen. Dr. Chapin wird trotz seiner zweifelhaften Ideen sehr schnell zu einer Identifikationsfigur für den Zuschauer und man merkt selber, dass der Reiz nach dem Ungewissen immer mehr die Oberhand gewinnt. Was ist der Tingler und wie entsteht er? Wie auch der Hauptcharakter, so will auch der Rezipient eine Antwort auf diese Frage erhalten. Deshalb klebt man förmlich an der Fernsehscheibe und fiebert in jeder Sekunde mit.

Gimmick König Castle war ja dafür bekannt, in jedem seiner Filme eine neue Idee einzubauen. Beim Tingler war es, wie der deutschen Titel es schon verrät, die Idee während des Films so zu tun, als wäre der Tingler im Kino. Um ihn zu verjagen mussten die Zuschauer folglich laut schreien. Atmosphärisch war dies in den 50er sicherlich ein absoluter Hit, leider wird der heutige Zuschauer dies nicht mehr ganz nachvollziehen können, es sei denn er schaut den Film mit Freunden im Heimkino und schreit dabei fröhlich durch die Wohnung. Dennoch ist es auch heute noch toll zu sehen, auf welche Ideen man damals gekommen ist.


Die Umsetzung ist dabei sehr gut geworden und besonders der Tingler kann auch aus heutiger Sicht noch überzeugen. Was allerdings auf Grund der superben Bildqualität der deutschen BD auffällt ist, dass der Tingler mit einem sichtbaren Faden über den Boden gezogen wurde. Für einige Fans dürfte dies wohl eher ein Fluch, als ein Segen sein. Die Darsteller geben allerdings alles und besonders der allgegenwärtigen Präsenz von Price kann sich niemand entziehen.

Fazit: Schrei, wenn der Tingler kommt ist zweifelsohne auch aus heutiger Sicht noch ein wahrer Klassiker des Horrorfilms. Wer auf den einfallsreichen und spaßigen Horror der 50er steht, oder offen für den Charme der Vergangenheit ist, der muss sich diesen Film einfach anschauen!


Zur Veröffentlichung: Anolis spendiert dem Werk anlässlich ihrer Rache der Galerie des Grauens Reihe eine wunderschöne Veröffentlichung. Die Bluray bietet den Film dabei in einer bombastischen Bildqualität, welche angesichts des Alters einfach klasse geworden ist. Beim Ton hat man die Wahl zwischen dem englischen Originalton und der deutschen Synchronisation. Beide gut abgemischt und bieten einen sehr guten Klang. Optional können fehlerfreie und sehr gut übersetzte deutsche Untertitel dazu geschaltet werden.

Bei den Extras bekommt man auch einiges geboten. Allem voran zwei tollen Audiokommentare, die Einblicke rund um den Film liefern. Darüber hinaus kann man die deutsche Kinofassung separat starten, welche dann mit deutschen Titeleinblendungen daher kommt. Diese allerdings nur mit der deutschen Synchro. Die Doku „Scream for your Life“ bietet einen weiteren Einblick in die Entstehung des Films und ist definitiv sehr interessant. Abgerundet wird das Set von zwei Trailern, einer Bildergalerie und zwei Szenen des „Scream“ Gimmicks. Zusätzlich enthält das Set noch ein tolles 16 seitiges Booklet, mit einem Text von Dr. Rolf Giesen. Alles in allem eine weitere tolle Veröffentlichung aus dem Hause Anolis.



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