Mittwoch, 4. Juni 2014

Review: Terror Island Overkill - Blutgericht in Todeszone 13

Terror Island Overkill - Blutgericht in Todeszone 13


Als 2008 das Label Maximum Uncut Productions die Knochenwald Trilogie auf den interessierten Zuschauer los lies, gab es für den Amateurfan kein Halten mehr. Marius Thomsen gelang das, was Olaf Ittenbach und Andreas Schnaas vor ihm geschafft hatten, er war in aller Munde. Besonders Knochenwald 3 – Sudden Slaughter war für viele Fans die Perfektion des Amateurfilms. Kurzweilig, spaßig und blutig ohne Ende, präsentierte sich der Abschluss der Reihe. Natürlich war klar, dass das nicht das letzte Werk von Marius Thomsen bleiben würde. Kurze Zeit später begannen bereits die Arbeiten an seinem neusten Streich: Terror Island Overkill. Nun 5 Jahre nach dem Erfolg von Knochenwald, darf der Zuschauer sich auf das neue Werk freuen, aber kann Thomsen auch hier wieder für Begeisterungsstürme unter Amateurfans sorgen?

Auf einer verlassenen Ostseeinsel findet in regelmäßigen Abständen eine Menschenjagd statt, bei welcher sich reiche Geschäftsmänner die Zeit vertreiben können. Natürlich sollen diese nicht auf Pennern von der Straße Jagd machen, sondern auf höherwertige Opfer. Even Harder, ein ehemaliger Soldat, ist also das perfekte Opfer. Doch so leicht lässt sich Even Harder nicht zum Opfer degradieren. Nachdem seine schwangere Frau und sein bester Freund durch die Hand der korrupten Veranstalters sterben musste schwört Even Harder Rache. Und so beginnt das Blutbad!!!!


Die Geschichte von Terror Island Overkill (TIO) ist richtig schön oldschoolig geworden. Wenn man sich die Story mal durch den Kopf gehen lässt, würde man zuerst sicherlich meinen, dass man hier einen Film aus den 80ern im Player liegen hat. Doch weit gefehlt. Alles strahlt zwar den Charme dieses Jahrzehnts aus, doch ist sowohl die Umsetzung als auch die Technik bei weitem nicht so veraltet. Wenngleich der Vorspann künstlich auf Alt getrimmt wurde und man so schon fast ein Revival der VHS erwarten könnte, wird einem hier ein Amateurspektakel präsentiert, was in den 80ern wohl der Traum eines jeden Gorehounds gewesen wäre.

Allein der Humor lädt am laufenden Band zu lautem Gelächter ein. Hier wird wirklich alles durch den Kakao gezogen, sei es der Papst, Rentner, Blinde, Schwule oder gar die deutsche Arbeitsagentur. Wer auf solcherlei sozialkritischen Humor steht, der wird am Ende laut jubeln und sich freuen, dass hier endlich mal ein Film den Mumm hatte, um ein öffentliches Statement abzugeben. Das dies dann aber von einer so kleinen Produktion geschieht ist auf den ersten Blick sicherlich sehr außergewöhnlich, denn ansonsten bestechen die deutschen Amateurwerke je meist durch Simplizität und wollen außer viel Blut zu vergiesen, nicht viel vermitteln.


Auch unzählige Anspielungen auf die Actionklassiker der 80er Jahre dürften die Fans, die damals im Kino gesehen haben, wie sich Bruce Willis auf nackten Füßen durch das Nakatomi Plaza gekämpft hat. Kultige Oneliner haut nämlich auch Even Harder (allein der Name selbst kann einem nur zum schmunzeln animieren) am laufenden Band raus. Aber genau das hebt eben TIO auf das nächste Level und man kann nur hoffen das auch die anderen deutschen Amateurfilmer, wie Jochen Stephan oder die Jungs von Grindhouse Films, sich von so viel Abwechslung und Wortwitz eine Scheibe abschneiden werden, denn so könnte das deutsche Amateurgenre einen zweiten Frühling erleben und in neuem Glanz erstrahlen.


Die Schauspieler machen ihre Sache wirklich absolut überzeugend. Allen voran natürlich Dennis Jürgensen und Henry W. die mit Abstand die beste Performance abliefern. Aber auch der Rest der Cast agiert auf höchstem Amateurniveau, sodass man keinerlei Aussetzer verzeichnen muss. Die Kamera hat sich auch noch ein wenig verbessert, auch wenn das hier wohl der einzige Wehrmutstropfen sein dürfte. Denn oftmals schwankt die Bildqualität doch merklich was doch zu ein klein wenig Punktabzug führt. Die Einstellungen an sich sind dennoch sehr kreativ und interessant geraten. Die beste Einstellung dürften wohl die zwei kurzen Szenen sein, in denen man das Geschehen aus dem Blickwinkel der Waffe sieht. Da kommt doch glatt ein wenig Computerspielflair auf.


Die Musik hat in den 5 Jahren wohl den größten Sprung gemacht. Dafür verantwortlich zeichnet sich niemand Geringerer als Michael Donner, der zu einer festen Größe im deutschen Amateur- und Independent Bereich geworden ist. Sein Score weist dieselbe Komplexität auf, wie der Film selbst. Seien es Gitarrenklänge oder wilde Synthie Beats, die nicht nur einmal an die Arbeit der italienischen Musikschmiede Goblin erinnern. Als Even Harder seine Frau begräbt, könnte man meinen der Score wäre 1 zu 1 aus einem Argentostreifen entliehen. Gänsehaut macht sich sofort breit.


Die Effekte sind dann das Tüpfelchen auf dem i, aber etwas anderes hatte man sich als Fan der Knochenwaldreihe auch nicht erwartet. Man sollte zwar erwähnen, dass die Effekte nicht komplett handgemacht sind aber die genutzte Computerunterstützung wirkt so professionell, wie noch bei keinem Amateurfilm zuvor. Zum ersten Mal schafft es ein deutscher Filmemacher die Computereffekte so gut zu verwirklichen, dass sie nicht billig, sondern charmant und passend wirken. Wenn dann aber gesplattert wird, dann genau so wie man es sich wünscht. Es fliegen Teile vom Kopf durch die Gegend, Hände werden abgeschlagen und Leute werden in der Mitte geteilt. Ein wahres Fest für jeden Gorehound und jeden der es werden will.


Fazit: Terror Island Overkill ist genau das geworden, was sich der geneigte Zuschauer nach dem Ende von Knochenwald gewünscht hatte. Eine sinnvolle Steigerung, die zeigt wozu Fans von Horrorfilmen in der heutigen Zeit fähig sind. Spaß, Action, Blut und kultige Oneliner am laufenden Band. Genau so und nicht anders muss ein Amateurfilm sein. Jeder der auch nur einen winzigen Platz in seinem Herz für den Amateurfilm hat, muss sich diesen Streifen anschauen, um selbst zu erleben, dass der deutsche Amateurfilm mehr ist als nur stumpfer Splatter. Denn der deutsche Amateurfilm wird durch Terror Island Overkill auf das nächste Level gehievt!





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