Freitag, 11. Oktober 2013

Review: Raumschiff Alpha

Raumschiff Alpha


Antonio Margheriti, ein Regisseur der seine Fans mit Filmen wie Einer gegen das Imperium und Asphalt Kannibalen glücklich gemacht hat, bescherte dem geneigten Sci-Fi Fan 1965 mit Raumschiff Alpha einen sehr interessanten, wenn auch nicht ganz ernst gemeinten Genrebeitrag, der nicht nur auf Grund der recht trashigen Umsetzung punkten kann. Doch was genau erwartet einem bei diesem Werk Margheritis, welches inzwischen ungeschnitten über das Label X-Rated erschienen ist.


Auf die Geschichte näher einzugehen fällt aus allerlei Gründen recht schwer. Zunächst versteht der Zuschauer nämlich absolut nichts. Er wird mit verschiedenen Infos und Sachen beworfen, sodass er sich erst einmal selber sammeln muss und versucht mit dem Tempo der Erzählstruktur mitzuhalten. Ist der erste Schock überwunden und hat man sich die Charaktere einigermaßen eingeprägt, beginnt das bunte Treiben erst richtig verwirrend zu werden. So viel sei an dieser Stelle verraten, seit geraumer Zeit verschwinden immer mehr Menschen auf unerklärliche Weise. Nur der charismatische Mike Halstead ahnt, dass es mit den merkwürdigen Besuchern des Planeten Alphas zusammenhängen könnte. Doch was und wer im Endeffekt dahinter steckt erfährt man als Zuschauer mit Durchhaltevermögen erst gut 15 Minuten vor Schluss. Die Geschichte ist also, wie schon vorher angesprochen nicht unbedingt das Highlight dieses Films. Hier sollte man nun kurz erwähnen, dass der Film eine sehr trashige Umsetzung bietet, denn dies wird einem bereits nach gut 3 Sekunden klar. Alle Kulissen wirken wie aus dem Spielzimmer eines kleinen, Raumschiffaffinen Jungen. Die Raketen, die Autos, die Planeten alles strahlt einen sehr trashigen, ja fast kindlichen Charme aus. Besonders Männer dürften daran ihre Freude haben, sollten diese in ihrer Kindheit auch viel Zeit mit Miniaturmodellen verbracht haben. Doch das ist noch nicht alles, denn das Trash-o-meter geht bei dem Anblick der Besucher vom Planeten Alpha direkt in die zweite Runde. Woran erkennt man diese? Genau an ihren total überschminkten Gesichtern. Dies trifft Gott sei Dank nur auf die weiblichen Darsteller zu, bei diesen wird man dann aber das Gefühl nicht los, dass sie mit dem Gesicht zuerst in den Schminktopf gefallen sind. Aber immerhin fällt dadurch die Identifikation des bedrohlichen Bösen recht einfach. Die männlichen Außerirdischen haben alle keine Haare und tragen einen schwarzen Mantel mit schwarzer Sonnenbrille. Hach welche Klischees, ein wahrer Trashtraum.


Die Dialoge stehen dem Ganzen in nichts nach. Ein wahres Highlight der deutschen Synchronisation (könnte aber auch so in der Originalfassung sein) ist, als der Pathologe einen toten männlichen Außerirdischen den anderen Anwesenden zeigt und in diesem Zug auf das zweite Paar Arme aufmerksam zu machen. Er berührt sie und zeigt, dass der Patient tot ist, als nun aber einer der Beistehenden die Finger anfassen möchte, schreit der Pathologe auf und teilt ihm mit, dass dies nicht sicher sei und man nicht wisse welche Viren sich an diesem zweiten Paar befinden würden. Nun ist guter Rat teuer. Sofortiger Tod für den Pathologen, oder lieber Isolation, oder aber und genau so handhabt der Film dieses Problem, man ignoriert es einfach. Die Logik sprengt hier wirklich alle Grenzen. Die Action- und Effektszenen bilden dann den perfekten Abschluss dieses Trashfeuerwerkes. Bei einer Verfolgungsjagd in der Mitte des Filmes fährt die weibliche Außerirdische, zusammen mit ihrem männlichen Begleiter eine Straße entlang, wird dabei von Commander Mike und seinen Mannen in einem Hubschrauber/Raumschiff verfolgt, welches in den Außenaufnahmen merklich an einem Faden durch die Gegend gezogen wird und dabei trudelt, als würde es gleich abstürzen. Genau dieses Auto stößt wenig später, dann mit einem Auto der Helden, welches sich waghalsig dem Auto des Bösen in den Weg wirft. Sofort wird wieder diese Erinnerung an das Spiel mit dem Nachbarskind wach, als man zwei Matchboxautos gegeneinander fahren ließ. Nur das hier die kleinen Spielzeugmodelle noch in Flammen auf gehen. Auch die Schusswechsel sind legendär. Denn die Laserwaffen sind hier so weit entwickelt, dass statt Lasern Feuer aus den Pistolen kommt. Welche tolle Technik man damals/in der Zukunft doch besitzt. Hier werden Türen nicht geöffnet, sondern einfach mit Feuerlasern aufgebrannt. Ein wahres Fest für jeden der sich und seine Filme nicht ernst nimmt. Untermalt wird das Ganze von einem sehr interessanten Sci-Fi Score der sogar sehr passend wirkt und so schon fast wieder unpassend für die überdrehte Umsetzung ist. Am Ende feiern die Retter des Universums dann am Pool in schöner 60er Jahre Bademode, eine ausgelassene Poolparty. Das Böse ist besiegt und der Held bekommt die Frau. Ein Sci-Fi Agenten Drama mit Spielzeugautos wie man es so sicherlich nicht allzu oft zu Gesicht bekommt.



Fazit: Raumschiff Alpha ist an sich eine kleine Trashperle, die sich zu keinem Zeitpunkt ernst nimmt, dabei aber ungemein viel Spaß macht und zudem kurzweilig bleibt. Die liebevoll gestalteten Miniatursets die zwar wie ein Spielplatz für Kinder aussehen, passen da genauso in das Gesamtkunstwerk wie die abgedreht geschminkten Gesichter der weiblichen Außerirdischen und die Laserwaffen der Helden. Wer ein Herz für Trashwerke hat, der kann hier ohne Bedenken zuschlagen. Alle anderen müssen ihre Ansprüche ein wenig nach unten senken und dürften dann genauso viel Spaß damit haben.



Zur DVD: Der Film wurde kürzlich von X-Rated in mehreren, unlimitierten großen Hartboxen veröffentlicht. Dies ungeschnitten und in einer sehr guten Bildqualität. Beim Ton bekommt man bei der internationalen Fassung nur die deutsche Synchronisation präsentiert, welche aber sehr gut umgesetzt wurde und überzeugen kann. Leider ist der deutsche Ton während des ganzen Films sehr verrauscht. Bei der italienischen Kinofassung hingegen gibt es neben dem deutschen Ton auch den italienischen Ton zur Auswahl, leider aber ohne Untertitel. An Bonusmaterial gibt es neben der bereits erwähnten italienischen Kinofassung noch eine alternative Szene, sowie ein kurzes Interview mit dem Sohn von Margheriti und einen Trailer zu entdecken. 

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