Freitag, 25. Oktober 2013

Buch Review: Ghost World

Ghost World


Nachdem Daniel Clowes schon mit seinem außergewöhnlichen Erstlingswerk „Wie ein seidener Handschuh in eisernen Fesseln“ bewiesen hat, das er alles andere als normal ist, beschert er dem interessierten Leser nun mit Ghost World erneut einen Trip durch die verrücktesten Wirrungen seiner Gedanken. Doch lohnt es sich mit Clowes einen Trip in die Ghost World zu unternehmen, oder sollte man sich die Reise lieber sparen?


Von einer durchgängigen Geschichte zu sprechen, fällt reichlich schwer. So wird man sofort in das Geschehen geworfen und bekommt die beiden Hauptfiguren präsentiert. Enid und Rebecca. So und schon fängt es an, dass der Leser vor einem Problem steht. Hintergrundinfos? Fehlanzeige. Ein durchgängiger roter Faden? Gibt es nicht. Was man hier erlebt ist nicht mehr und auch nicht weniger, als das Leben zweier jungen Frauen, die mit sich und ihrem Leben nicht so recht zufrieden sind. Enid mit ihrem grünen Haar, sucht jeden Tag aufs Neue nach ihrem Kleidungsstil. Egal ob rockig, punkig oder gothic, alles gefällt ihr und doch auch wieder nicht. Rebecca hingegen ist der Traum eines jeden Mannes, eine hübsche Blondine. Doch irgendwie will sich keiner in sie verlieben und Enid wird von den Männern immer mehr beachtet als sie selbst. Das stört sie zwar nur bedingt, denn sie hat mit Enid eine Freundin, die ihr mehr wert ist als jeder Mann. Aber irgendwo nagt es doch an ihr, dass sie für die Männer wie unsichtbar zu sein scheint.


Soweit so gut. Doch was passiert denn nun genau in dem Buch. Im Prinzip, leben die beiden jungen Frauen einfach nur ihr Leben und kommentieren dabei einfach alles und jeden. Seien es irgendwelche Penner, die einen Namen bekommen und denen eine Lebensgeschichte angedichtet wird, oder ein Paar, das einfach so zu Satanisten gemacht wird. Nichts macht hier wirklich Sinn, aber man kann als Leser das Gefühl bekommen, dass die beiden genau so sind, wie der verrückte Kumpel der zu allem seinen Senf dazu geben muss. Wenn man so jemanden kennt, oder vielleicht sogar selber einen solchen Humor hat, dann fühlt man sich sofort mit den beiden verbunden. Das ist es dann eben auch, was den Charme von Ghost World ausmacht. Er nimmt sich und seine Figuren nicht ernst. Selbst Clowes spendiert sich selbst eine kurze Rolle in seiner Geschichte. Nachdem Enid zunächst von ihm schwärmt und seine Werke lobt, macht sie sich zu einer Autogrammstunde auf, nur um dann von ihm zu behaupten er sei ein Pädophiler, da er eben wie genau so einer aussieht. In solchen Momenten merkt man einfach, das Clowes wieder sich selbst, noch andere Menschen sehr ernst nimmt und auch in der Lage ist über sich selbst zu lachen.

Und im Prinzip will Ghost World auch gar nicht mehr sein, als ein witziger Trip durch das Leben zweier Heranwachsende, die sich und ihre Umwelt neu entdecken. Eine Coming of Age Geschichte, wie man sie kennt. Dabei mischt Clowes jedoch seinen sehr interessanten Zeichenstil mit einer einzigartigen Abwandlung der schwarz-weiß Zeichnung, in welcher neben den bekannten Farben auch noch grün dazu gemischt wird. Dadurch entsteht eine merkwürdige und verrückte Atmosphäre, die perfekt zu den beiden Figuren passen kann und einen so in ein wahres Wunderland der Absurditäten führt. Das war dann wohl auch der Grund, weshalb ein Jahr nach der Geschichte auch ein Film darüber gedreht wurde.


Fazit: Clowes schlägt wieder zu und trifft damit entweder voll ins Schwarze, oder lässt einen absolut Kalt. Die Werke von Daniel Clowes sind eben schwer zu beschreiben und wirken eigentlich nur dann voll, wenn man sich auf die Charaktere einstellen kann und eventuell sogar noch besser, wenn man sich selbst in ihnen wieder findet. Wer schon an „Wie ein samtener Handschuh in eisernen Fesseln“ Gefallen gefunden hat, der wird auch mit Ghost World eine ganz besondere Reise erleben. 


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen